Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Schwur der Königin

Der Schwur der Königin

Titel: Der Schwur der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher W. Gortner
Vom Netzwerk:
schließlich ist sie aus einer seiner Burgen geflohen, obwohl sie angeblich bewacht wurde. Jetzt will er uns so viele Soldaten zur Verfügung stellen, wie er anwerben kann. Außerdem werden er und der Admiral mit den anderen Adeligen sprechen und sie bedrängen, uns zu unterstützen. Aber, Isabella, wir brauchen vor allem dich.«
    »Mich?«
    »Ja. Du bist die Königin. Du musst deinerseits den Krieg erklären. Du kannst das Volk hinter dir versammeln. Die unentschlossenen Städte müssen auf deinen Ruf hören. Wenn wir Alfonso schlagen wollen, müssen wir so viele Truppen ausheben, wie wir können. Wir haben nur wenig Zeit, um unsere Offensive zu beginnen.«
    Ich senkte den Blick auf meine Handgelenke, die vom Griff um die Stuhllehne weiß waren. Ich durfte meiner Panik jetzt nicht nachgeben. Der Ernst der Lage war mir nur zu klar. Wir konnten in einem Krieg schnell ausgelöscht werden. Portugal war ein kleines Land, aber stark. Anders als wir in Kastilien war es von jahrelangen Plündereien und schwachen Herrschern verschont geblieben. Und Alfonso war ein erfahrener Feldherr, der die maurischen Berber vernichtend geschlagen und dabei ungeheuren Reichtum angehäuft hatte. Wenn wir nicht unverzüglich handelten und bei den Granden genügend Unterstützung für einen Gegenschlag fanden, würden wir den Thron zweifellos verlieren.
    »Natürlich«, sagte ich leise. »Ich schreibe gleich einen Brief an jede Stadt. Ich werde Dekrete versenden, Sträflingen und anderen Verbrechern Begnadigung anbieten, wenn sie sich unserem Heer anschließen wollen, und alles tun, was sonst noch nötig ist.«
    Er nickte zustimmend, als hätte er nicht weniger erwartet. »Es gibt noch etwas, das du wissen solltest«, sagte er in einem Ton, der mich erstarren ließ. »Es betrifft Carrillo. Er hat Villena Zugang zur Beltraneja verschafft. Der Geleitbrief, dank dem Villena ins Innere der Burg vorgelassen wurde … er trug das Siegel des Erzbischofs.«
    Das werdet Ihr noch bereuen  …
    Plötzlich kochte ich vor Wut. »Das wird er mir büßen. Ich werde persönlich mit ihm abrechnen.«
    »Nein.« Abrupt baute sich Fernando vor mir auf und packte mich am Arm. »Carrillo ist gefährlich. Ich traue dem Kerl nicht. Das habe ich noch nie getan.«
    Ich zögerte. Durch den Ärmel hindurch spürte ich die Hitze seiner Hand. »Er würde es nicht wagen, mir ein Haar zu krümmen«, erwiderte ich, doch obwohl ich mich tapfer geben wollte, hörte ich meine Stimme beben. Dabei hatte ich keineswegs Angst vor dem Erzbischof – es war Fernandos Nähe, die mich so nervös machte.
    Er sah mir in die Augen. »Isabella, du verstehst nicht. Wenn dir irgendetwas zustieße, dann … dann könnte ich das nicht ertragen. Es wäre mein Tod.«
    Sein unerwartetes Geständnis brachte das Eis in mir endgültig zum Schmelzen. Ich griff nach oben und streichelte seine glatt rasierte Wange. »Du würdest überleben; dir bliebe nichts anderes übrig. Was würde ohne dich aus Kastilien werden?«
    Ich war ohnehin kurz davor gewesen, ihm zu vergeben, und in diesem Moment erlösten meine Worte uns beide. Auch wenn ich in einem dunklen Teil meiner selbst wusste, dass er mich wieder betrügen würde, dass ein Mann wie er zu etwas anderem gar nicht in der Lage war, konnte ich meine Unnahbarkeit nicht länger durchhalten. Ich konnte nicht auf Dauer dem Wunsch nachhängen, er wäre etwas, das er nicht war, noch wollte ich so tun, als würde sich in ihm aufgrund meiner Forderungen eine wundersame Wandlung vollziehen.
    Was immer die Zukunft für uns bereithielt, wir mussten uns ihr gemeinsam stellen, als Mann und Frau.
    »Ich liebe dich«, hörte ich ihn flüstern und spürte seine Tränen, wertvoll wie Edelsteine, auf meine Hand fallen. »Ich wollte dich nicht verletzen. Ich habe dich nie verletzen oder betrügen wollen.«
    »Ich weiß.« Als ich ihn an mich zog, schlossen sich seine Arme um mich. Er weinte leise an meiner Brust, und ich strich ihm über das Haar, spürte, dass es am Hinterkopf bereits schütter wurde.
    Ich war die Stärkere von uns beiden, erkannte ich, als seine Hände über meine Taille glitten und begannen, die Bänder meiner Robe zu lösen. Ich hatte ihm die Festigkeit meiner Prinzipien voraus, welche die Schwäche des vergänglichen Fleisches überwanden. Dann spürte ich seine Erregung, als er sich immer fester an mich presste und seine brennenden Lippen wie ein Verdurstender über meinen entblößten Hals wandern ließ. Meine eigene Glut verschlang mich.
    Ein

Weitere Kostenlose Bücher