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Der Schwur der Königin

Der Schwur der Königin

Titel: Der Schwur der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher W. Gortner
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kurz. Mir war der schmerzlich berührte Ausdruck nicht entgangen, der über Beatriz’ Gesicht gehuscht war. »Isabél hat in diesem Alter nie so viel gelitten wie Juan«, fuhr ich mit brechender Stimme fort. »Und Juana, die gerade erst ein Jahr ist, strotzt derart vor Gesundheit, dass es fast schon eine Beleidigung für ihren Bruder ist. Warum prüft Gott uns so? Wir haben für Juan getan, was wir konnten. Sein Hofstaat ist ihm treu ergeben, und die Meute von Ärzten hat ihn mit ihren Blutegeln und Tränken fast bis zur Austrocknung geschröpft. Und trotzdem hat er immer noch diese Ausschläge, dieses trockene Husten und das schreckliche Fieber …« Ich erschauerte bei der Erinnerung an die vielen schlaflosen Nächte am Krankenbett meines Sohns. »Es ist, als ob wir bestraft würden.«
    »Hört auf damit«, warnte mich Beatriz. »Niemand wird bestraft. Warum sollte Gott Euch oder Euren Sohn bestrafen wollen? Juan ist einfach nur empfindlich. Aber er wird schon noch zu Kräften kommen, Ihr werdet sehen.«
    Ich nickte zerstreut. Mit einem Ohr hörte ich die Jubelrufe und erkannte sogleich, dass sie Juan guttaten, der nur selten in die Öffentlichkeit durfte. Auch Fernando genoss die Situation, hatte er doch Gelegenheit, den Menschen unseren Sohn zu zeigen. Und nicht zuletzt für die Bevölkerung von Aragón war es ein guter Tag – sie besaß einen unbändigen Unabhängigkeitsdrang, und es würde Engelszungen bedürfen, ihr eine Verbindung mit Kastilien schmackhaft zu machen. Doch alles, was mir im Moment einfiel, waren versteckte Bedrohungen, die überall lauerten, von nicht sichtbaren Steinen auf der Straße, die ein Pferd zu Fall bringen konnten, bis hin zu ansteckendem Blutschorf an irgendeiner meinem Sohn entgegengestreckten Hand.
    Ich holte tief Luft und wandte mich widerwillig der Tasche zu. Als ich das erste Bündel von Schriften herauszog, sank mir das Herz. Beatriz musste mir den Schreck angesehen haben, denn sie schmunzelte. »Schon wieder von Torquemada? Was hat unsere Krähe denn diesmal zu sagen?«
    Ich widerstand dem Drang zu lachen. Unverbesserlich, wie sie war, hatte sich Beatrice angewöhnt, in privaten Gesprächen den Namen dieses schwarzen Aasfressers für den Großinquisitor zu verwenden. Wohin er auch ginge, erklärte sie, überall würde er nur vom Verhängnis krächzen.
    »Von wem sollte das sonst sein?«, erwiderte ich. Ich überflog den ersten in seiner engen Handschrift verfassten Absatz. »Er braucht mehr Geld, um seine Beobachter zu bezahlen. Seit er das erste Tribunal in Sevilla abgehalten hat, sagt er, sind schon über achtzig Verdächtige verhaftet worden. Allein diese Woche sind sechs verurteilt worden, möge unsere Heilige Jungfrau ihrer Seele gnädig sein.« Ich bekreuzigte mich. Beim bloßen Gedanken an diese Prozesse wurde mir schlecht. Gewiss, es gab keinen anderen Weg, die Seelen all derer zu retten, die sich weigerten, Abbitte zu leisten – das konnte nur das Feuer, denn darin erlitten sie ja schon auf Erden Höllenqualen. Doch ich selbst ertrug nicht einmal die Vorstellung vom Gestank brennenden Fleisches, der diese Stadt mit ihren herrlichen Düften verpestete.
    »Auf wie viele Verbrannte bringt er es mittlerweile? Zwölf? Dreizehn?«, fragte Beatrice und nestelte an einem losen Faden in ihrem Mieder. Ich gab keine Antwort. Zunehmend verwirrt las ich weiter.
    »Hör dir das an!«, rief ich. »Er meldet, dass er das Geld braucht, weil Hunderte conversos in das Königreich Granada fliehen, wo die Mauren ihnen Asyl versprechen.« Ich blickte zu ihr auf. »Sie ziehen es tatsächlich vor, unter Gottlosen zu leben! Aber das Heilige Tribunal gibt es erst seit einem halben Jahr in Andalusien! Da sind die paar Toten doch gewiss kein Exzess, nicht wahr? Torquemada befürchtet, dass der Exodus die Wirtschaft des Südens beeinträchtigen könnte. Der Handel kommt zum Erliegen, weil conversos Heim und Geschäfte verlassen, oft sogar über Nacht.«
    »Was erwartet er denn von Euch?«, rief Beatriz. »Es ist ja nicht so, als ob Ihr die Mauren auffordern könntet, den conversos den Einlass in ihr Reich zu verweigern. Allerdings biete ich Euch jede Wette, dass sie jeden Fetzen ihres Reichtums an sich reißen, sobald sie die Grenze überqueren.«
    Niedergeschlagen legte ich den Bericht beiseite. »Wie auch immer, ich muss etwas tun. Es ist nicht hinnehmbar, dass Untertanen fliehen, statt unsere Edikte zu befolgen. Ich werde ihm das Geld schicken und gleich bei unserer Ankunft in Saragossa

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