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Der Schwur der Königin

Der Schwur der Königin

Titel: Der Schwur der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher W. Gortner
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neugeborene Tochter, die wir zu Ehren der Heiligen Jungfrau María tauften, war ruhig, blond und gesund. Ich wusste, dass ich mich wirklich glücklich schätzen konnte, dass sie nach der schweren Geburt unter keinen Schäden litt, doch ich fühlte mich ihr nicht wirklich verbunden, ganz so, als ob mit ihrer Zwillingsschwester auch meine Freude gestorben wäre. Mit der Zeit, versicherte mir die Hebamme, würde ich auch sie lieben, doch jetzt, da meine Brüste schmerzten und die Milch in mir austrocknete, spürte ich nichts als eine bestürzende Leere, und meine tiefe Scham darüber nagte an mir.
    In dieser Zeit des Wartens auf Nachrichten über die Belagerung von Loja musste ich mich förmlich dazu zwingen, mir in den kühlen Stunden der Abenddämmerung im Innenhof die Beine zu vertreten. Während eines dieser gemächlichen Spaziergänge erreichte mich eine Botschaft von meiner Tante Beatrice in Portugal, dass Joanna la Beltraneja, zermürbt von ihrer Isolation, beschlossen hatte, das heilige Gelübde abzulegen und den Rest ihrer Tage im Kloster zu verbringen. Ich atmete erleichtert auf. Bald danach erhielt ich die Meldung, dass mein alter Förderer und Widersacher, Erzbischof Carrillo, gestorben war.
    Sein Tod kam nicht überraschend, aber dass ich darüber trauern würde, wie ich es jetzt tat, hatte ich nicht erwartet. Ich hatte gewusst, dass er gesundheitlich nachgelassen hatte, seit ich ihm befohlen hatte, das Leben eines Mönchs zu führen. Dieses eingeengte Dasein im Kloster musste gerade ihm mit seiner leidenschaftlichen Lebenslust schwer zugesetzt haben. Auch Tage nach dem Eintreffen der Kunde hatte ich ihn immer noch als das vor Augen, was er in seinen besten Zeiten gewesen war: ein Krieger in Priesterkutte, der mich mit seiner Beherztheit auf den Thron befördert hatte, nur um mir dann wie ein eifersüchtiger Liebhaber in den Rücken zu fallen. Obwohl ich nicht mehr die leichtgläubige Infantin war, bei der er lange erbittert versucht hatte, sie nach seinen Vorstellungen zu formen, wirkte die Welt ohne ihn auf einmal irgendwie kleiner.
    Bald galten meine Sorgen freilich anderen Dingen, denn die ersten Boten brachten Kunde aus Loja. Das Gelände dort, schrieb Fernando, war felsig und gefährlich. Unsere Truppen hatten sich aufteilen und ihre Lager in verschiedenen Gebieten aufstellen müssen, während Fernando, Cádiz, Medina Sidonia und die anderen Granden vor der abgelegenen Stadt auf der Klippe ausharrten, um irgendeine Schwäche auszukundschaften, die sich vielleicht ausnutzen ließe.
    Sie warteten zu lange. Als sie sich anschickten, die Armee an eine weniger verwundbare Stelle zurückzuziehen, schwärmten die Mauren mit einer Wildheit aus, wie sie nur nach wochenlangen Entbehrungen entfesselt werden kann. In der Schlacht wurde eine ganze Reihe unserer Ritter getötet. Zitternd las ich, wie Fernando von einem sein Krummschwert schwingenden Mauren in die Enge getrieben worden war. Nur dank Cádiz’ wütendem Eingreifen war er gerettet worden.
    Ich stand vor den Toren des Alkazar, um mich herum der Hof, als der versprengte Zug der Überlebenden zurückkehrte. Fernando ritt an der Spitze. Von der Sonne verbrannt, bärtig und mit Blut bespritzt, umklammerte er die in Fetzen herabhängende königliche Standarte.
    Ich rang mir ein Lächeln ab, als er vom Pferd stieg. Die Lektion, die ich vor Jahren in Tordesillas gelernt hatte, hatte sich mir unauslöschlich ins Bewusstsein gebrannt. Sosehr es mich drängte, über die Ungerechtigkeit unserer Niederlage, über die vergeudeten Monate der Planungen und Ausgaben zu schimpfen, es würde nicht helfen, wenn ich jetzt meiner Enttäuschung und Wut freien Lauf ließ. Wir hatten die Lage falsch eingeschätzt. In unserer Begeisterung und unserem Stolz hatten wir ganz vergessen, was für ein hartnäckiger Feind die Mauren sein konnten. Jetzt mussten wir die Folgen bewältigen. Ich sah Fernandos eingefallenem Gesicht die Erleichterung über mein Verhalten an, verkannte aber auch nicht die tiefe Demütigung, die es ihm bereiten würde, dem Volk seine Niederlage einzugestehen.
    »Wir werden es nächstes Jahr wieder versuchen«, sagte ich, als er auf mich zutrat.
    »Versuchen?«, fragte er mit einem bitteren Lächeln. »Wir werden mehr als das tun, meine Luna . Ich werde aus diesem maurischen Granatapfel die Kerne herausreißen, einen nach dem anderen. Das nächste Mal werde ich derjenige sein, der kein Pardon gibt.«
    Stolze Worte; doch fürs Erste mussten wir eine dezimierte

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