Der Schwur der Königin
uns gerade so viele Mittel, dass wir das unmittelbar anstehende Problem in Angriff nehmen konnten. Mehr aber verweigerten sie uns, solange wir nicht den Beweis erbracht hatten, dass unser Vorhaben die Mühen wirklich wert war. Ich blieb unerschütterlich an Fernandos Seite, verzichtete wie er auf Schlaf und manchmal auch auf Nahrung, denn jetzt galt es, unseren ursprünglichen Plan einer verdeckten Allianz mit Boabdil mit all unserer Kraft umzusetzen. Dabei war mir vollkommen bewusst, dass ich meine Kinder bei Beatriz und Cabrera in Sevilla zurücklassen musste. In den Krieg im Süden konnte ich sie auf keinen Fall mitnehmen, weil ich guter Hoffnung war und nicht wusste, was uns erwartete. Allerdings stürzte mich der bloße Gedanke daran, sie monatelang zurückzulassen, in tiefe Unsicherheit, so als wäre meine ganze Existenz aus den Fugen geraten.
Außer der Trennung von meinen Kindern, musste ich auch noch meinen Hofstaat dezimieren, da wir uns so viele Bedienstete nicht mehr leisten konnten. Die Entscheidung, wer bleiben durfte und wer gehen musste, fiel mir nicht leicht, aber es bereitete mir ein kaltes Vergnügen, María de Bobadilla aus meinen Diensten zu entlassen. Ich hatte keine Beweise für Vergehen, die mehr umfassten, als dass sie meinen Mann verführerisch anblinzelte, ergriff aber bereitwillig die Gelegenheit, sie mit unserem neuen Gouverneur der Kanarischen Inseln zu verheiraten, und schickte sie umgehend dorthin. Als ich Fernando gegenüber nebenbei ihre Abreise erwähnte, achtete er zu meiner Erleichterung gar nicht darauf. Der Gedanke daran, sein Schwert in maurisches Blut zu tauchen, lenkte ihn offenbar von allem anderen ab.
Bis Mitte April hatten wir uns in der andalusischen Stadt Córdoba eingerichtet, die mit ihrer erhabenen Moschee mit den roten Säulen und dem befestigten Alkazar einst die berühmte Hauptstadt der Mauren im Süden gewesen war. Dort trafen Fernando und ich uns mit unseren südlichen Fürsten und Heerführern, mit denen zusammen wir beschlossen, in einem ersten Handstreich die Stadt Loja einzunehmen. Aufgrund ihrer Nähe zu Alhama und Granada würde das eine Verstärkung unserer eigenen Verteidigung und eine unmissverständliche Botschaft an die Mauren bedeuten.
»Al-Hasan soll nicht einen Moment glauben, dass wir zaudern werden«, ließ mich Fernando wissen, als ich zu ihm in seine Gemächer kam, um die Pläne zu studieren. »Wenn wir Loja einnehmen, ist Granada noch angreifbarer, und er weiß, dass wir es ernst meinen. Außerdem werden dann Cádiz’ Truppen entlastet, die Alhama im Moment noch ohne jede Unterstützung halten.« Er deutete auf die Karte vor sich. »Das hier ist Loja. Wie die meisten andalusischen Städte sitzt es auf einer Klippe über einer Schlucht.«
Ich warf einen Blick auf das skizzierte Gelände. »Wenn diese Schlucht so steil ist, wie sie aussieht, können wir die Stadt aber nicht mit einem Überraschungsangriff stürmen, wie das Cádiz mit Alhama gelungen ist, nicht wahr? Wir werden sie belagern müssen.«
Fernando nickte. »Und an dieser Stelle, mein Liebes, kommst du ins Spiel.«
»Ich?« Lächelnd legte ich mir eine Hand auf meinen Bauch. »Du erwartest von mir, dass ich in diesem Zusand das Kettenhemd anlege und mit dir losreite?«
Er lachte. »Na, das wäre ein Anblick! Aber so reizend das auch wäre, mir geht es um etwas anderes: Die Verpflegung der Truppen muss organisiert werden. Niemand kann sparsamer wirtschaften als du, und wir werden uns bei dem erbärmlichen Betrag, den uns die Cortes zur Verfügung stellen, gewaltig strecken müssen. Unsere Männer müssen so gut wie nur möglich ausgestattet sein. Vergiss nicht, dass al-Hasan, dieser Wolf, alle Zeit der Welt hatte, sich gegen uns zu wappnen und seine Helfer hinter sich zu sammeln. Auch wenn uns Boabdil vertraglich zugesichert hat, seinem Vater jede Unterstützung zu verweigern, werden al-Hasan mehr als genug Männer und Lanzen zur Verfügung stehen.«
Ich war tief von Fernandos Zuversicht bewegt und beglückt, mich trotz meiner Müdigkeit und meiner unförmigen Gestalt nützlich machen zu können. Zu Beginn des achten Monats war ich schon beim Aufwachen erschöpft. Das Einzige, was ich tragen konnte, waren die weiten Kaftane, weil sie sich am besten für meinen dicken Bauch und meine ständigen Schweißausbrüche eigneten. Im Sommer war Córdoba ein wahrer Waschkessel, heißer noch als Sevilla.
In den Gärten des Alkazar blühten Lavendel, Jasmin und Rosen. Sie bargen einen
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