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Der Schwur der Königin

Der Schwur der Königin

Titel: Der Schwur der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher W. Gortner
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Großmutter zu treten und sie zu küssen.
    Dann flüsterte meine Mutter: » Tan desgraciada . So schön und so bedauernswert – wie ich.«
    Juana schnappte verängstigt nach Luft. Selbst in ihrem Alter verstand sie schon den Sinn dieser Botschaft, die mit der unheimlichen Gewissheit einer Prophezeiung ausgesprochen worden war.
    »Mama, bitte«, mahnte ich. »So etwas dürft Ihr nicht sagen. Sie ist doch noch ein Kind.«
    »Das war ich auch einmal.« Die wässrigen Augen meiner Mutter bekamen etwas Abwesendes. »Du auch. Die Jugend ist kein Schutz. Am Ende fügt das Leben uns allen Narben zu.«
    Danach brachte ich Juana nicht mehr zu meiner Mutter. Ich blieb noch lange genug, um in ihrem Hofstaat für geordnete Verhältnisse zu sorgen. Die alte Doña Clara war jetzt zu gebrechlich – von der Linsentrübung beinahe erblindet und von der Gicht so gut wie gelähmt –, sodass ich eine jüngere Ehrendame für die Beaufsichtigung der Pflege meiner Mutter anstellte, dann nahm ich Juana und mein Gepäck und kehrte an meinen eigenen Hof zurück. Jetzt war ich bereit, mich mit den Cortes über die Mittel für unsere nächste Offensive gegen die Mauren zu streiten, den Adeligen die Aushebung von Truppen für unsere Armeee zu befehlen, in Briefen nach Deutschland und Italien ermäßigte Preise für umfangreiche Kanonenpulver- und Artillerielieferungen einzufordern und schließlich mit meinem Schatzkanzler, Rabbi Señeor, über Darlehen zu günstigeren Zinsen, als bei den Wucherern üblich, zu verhandeln, falls die Finanzierung durch die Cortes nicht gelang. Wie nach jedem Aufenthalt in Arévalo war ich ruhelos und voller Tatendrang.
    Kurz nach meiner Rückkehr nach Segovia fand sich mein Beichtvater, Fray Talavera, bei mir ein. »Torquemada schickt Euch das hier«, sagte er und legte ein Pergament auf mein überquellendes Pult. »Er hat gehört, dass Ihr versucht, über jüdische Verleiher Bargeld zu erlangen, und ist aufgebracht. Während er darum kämpft, die Kirche zu reinigen und die göttliche Gunst für Euren Kreuzzug gegen die Gottlosen zu erwirken, sagt er, ignoriert Ihr den Leibhaftigen mitten unter uns.«
    Ich ergriff den Zeile um Zeile mit Torquemadas enger Handschrift gefüllten Bogen. Seufzend legte ich ihn wieder beiseite. Ich hatte Kopfschmerzen. Wenn ich jede einzelne seiner Beschwerden lesen musste, brauchte ich ein Stärkungsmittel. Nein, besser, ich ließ sie mir einfach vortragen.
    »Und weiter? Unser Großinquisitor bringt doch nie Beschwerden vor, ohne eine Lösung anzubieten.«
    Ein Lächeln zerknitterte Talaveras hageres, weißbärtiges Gesicht. Er redete nicht mit feuriger Zunge wie Torquemada; ihn zeichnete eine ruhige Beständigkeit aus, die ich schätzen gelernt hatte und der ich vertraute.
    »Immer dieselbe Leier, fürchte ich. Er beharrt darauf, dass die Juden, solange sie sich frei bewegen können, mit ihrem Einfluss alle Versuche, die Häresie unter den conversos auszumerzen, behindern werden. Wir können nicht länger ein Auge zudrücken, sagt er. Er verlangt, dass Ihr ein Edikt erlasst: Entweder konvertieren die Juden, oder sie werden vertrieben – unter Androhung der Todesstrafe.«
    »Das alles fordert er, ja?«, sagte ich mit tonloser Stimme. »Sonst noch etwas?«
    Talavera seufzte. »Er behauptet, England und Frankreich hätten die Juden schon vor Jahrhunderten verjagt. Nur wenige christliche Länder würden sie dulden.«
    »Und jetzt rät er mir, mitten in einem Kreuzzug dieselbe Haltung einzunehmen?« Ich zwang mich, tief durchzuatmen. Etwas ruhiger fuhr ich fort. »Er überschreitet seine Kompetenzen. Ihr habt meine Erlaubnis, ihm das mitzuteilen. Ich habe es schon einmal gesagt: Die Juden haben uns treue Dienste geleistet, und wir haben eine lange Geschichte des friedlichen Miteinanders. Das ist eine Entscheidung, die ich weder übereilt treffen kann noch will.«
    »Sehr wohl, Majestad .« Er wandte sich zum Gehen. In der Tür blieb er noch einmal stehen. Mit einem Blick über die Schulter sagte er leise: »Die Stunde der Rechenschaft ereilt jeden. Wir können ihr nicht entkommen, so sehr wir das auch bedauern mögen.«
    Ich erstarrte, stellte mich aber seinem düsteren Blick. »Aber sie hat noch nicht geschlagen«, erwiderte ich mit einer Zuversicht, die in meinen eigenen Ohren hohl klang. »Und wenn sie kommt, können sie immer noch konvertieren. Sie sind ein in die Irre geleitetes Volk, für das das Licht unseres Erlösers nicht mehr scheint, aber dennoch der Erlösung wert. Als

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