Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Schwur der Königin

Der Schwur der Königin

Titel: Der Schwur der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher W. Gortner
Vom Netzwerk:
kein Aufhebens. Die Königin hat uns eigens zu Euch geschickt, damit wir Euch aufwarten. Es ist ihr ausdrücklicher Wunsch, dass es Euch an nichts fehlt.«
    »Die Infantin wird von mir versorgt!«, erklärte Beatriz. »Ich versichere Euch, sie ist in sehr guten Händen.«
    »Von dir versorgt?« Mencia lachte. »Du bist doch gerade erst den Windeln entwachsen.«
    »Ich bin sechzehn«, verkündete Beatriz. »Ich bin den Windeln lange genug entwachsen, um meine Pflichten zu kennen, hohe Dame.«
    Mencias Lächeln erstarb; ihre schwarz umrandeten Augen verengten sich.
    Hastig erklärte ich: »Meine Hofdame de Bobadilla und ich sind Eurer Hoheit zutiefst dankbar, aber ich habe keinen Wunsch nach Beiwerk. Meine Vorlieben sind sehr schlicht. Ich bin so viele Bedienstete nicht gewöhnt und würde es vorziehen, von meiner Gesellschafterin de Bobadilla allein bedient zu werden, wenn Euch das genehm ist.«
    Mencias Miene verriet kein Missfallen mehr. Allerdings entdeckte ich in ihrer Stimme einen spitzen Ton, als sie in einen übertriebenen Knicks sank und murmelte: »Wie Eure Hoheit wünschen.« Dann warf sie Beatriz einen betont eindringlichen Blick zu. »Du solltest dich daran gewöhnen, einem großen Hofstaat anzugehören. Du obliegst der Fürsorge der Königin, und Ihre Majestät umgibt sich gern mit kultivierten Damen.«
    Damit scheuchte sie die anderen hinaus und ließ Beatriz und mich allein.
    »Wie unverschämt!« Schäumend vor Wut wandte sich Beatriz wieder der Truhe zu. Sie fand die Ärmel und fuhr damit fort, mich anzukleiden. Ich ließ es reglos über mich ergehen. »Wofür hält diese Mencia de Mendoza sich eigentlich? ›Kultivierte Damen‹! Habt Ihr die Farben auf ihrem Gesicht gesehen? Metzen tragen weniger auf. Oh, wenn Doña Clara hier wäre, sie würde der Schlag treffen. Ist es wirklich möglich, dass die Königin sich von solchen Personen bedienen lässt?«
    Ich unterdrückte einen Schauder, als sie mein Gewand zuschnürte und die mit Samt gefütterten Ärmel anbrachte. »Sie ist nicht irgendwer«, erklärte ich. »Die Mendozas gehören zu den vornehmsten Adelsgeschlechtern Kastiliens. Mencia ist die Tochter eines Granden.«
    Beatriz schnaubte. »Ach ja? Dann habe ich zum ersten Mal in meinem Leben die Tochter eines Granden zurechtgewiesen.« Sie drehte mich um und begann, mein hüftlanges goldfarbenes Haar zu bürsten, bis es mir in einer schimmernden Woge über den Rücken fiel. Mein Haar war eine meiner geheimen Eitelkeiten, auch wenn ich mich immer bemüht hatte, meine Selbstgefälligkeit im Zaum zu halten, nachdem die Nonnen in Ávila mir eingeschärft hatten, die Locken einer Frau seien die Leiter des Satans.
    »Fertig.« Beatriz trat einen Schritt zurück. »Ich bin schon gespannt, was Mencia de Mendoza jetzt zu sagen hat. Ich schwöre Euch, dass es am ganzen Hof kein Mädchen mit so wunderbar makelloser Haut und so goldenem Haar gibt wie Euch.«
    »Eitelkeit ist eine Sünde«, mahnte ich sie lächelnd, während sie ihre eigene gediegene, schwarze Robe anlegte und sich ihr Haar im Nacken zu einem Knoten aufsteckte. Kaum war sie damit fertig, kündigte ein scharfes Klopfen Carrillo an.
    Bei seinem Anblick streckte ich unwillkürlich den Rücken durch. Obwohl ich wusste, dass er sein Wort halten und sich um unser Wohlergehen kümmern würde, hatte ich nicht den geringsten Zweifel daran, dass er meine Mutter mit einer Garantie, die anzubieten ihm überhaupt nicht zustand, dahingehend manipuliert hatte, uns an den Hof zu entsenden. Und jetzt waren wir in den Händen dieses mächtigen, skrupellosen Mannes. Damit war höchste Vorsicht geboten, und zwar in Worten wie in Taten. Um meinen Bruder schützen zu können, musste ich so tun, als würde ich mich fügen. Glücklicherweise schien Carrillo ohnehin nichts anderes von mir zu erwarten.
    Er musterte mich. »Wie mir mitgeteilt wurde, hast du die Dienste der Hofdamen der Königin abgelehnt, obwohl sie zu deinem Beistand entsandt worden sind. Ist das wahr?«
    »Ja, warum?« Ich ließ meine Stimme besorgt klingen. »War das ein Fehler? Ich sah keine Notwendigkeit, zehn Frauen mit etwas zu beschäftigen, wofür eine genügt.«
    Beatriz grinste mich verstohlen an, während Carrillo zu meiner Erleichterung ein nachsichtiges Lachen ausstieß. »Du bist eben nicht am Hof aufgewachsen – so viel steht schon einmal fest. Doña Mencia klagt darüber, dass deine Kleider allenfalls ins Armenhaus passen, aber ich finde, du siehst wirklich reizend aus, auch wenn der

Weitere Kostenlose Bücher