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Der Schwur der Königin

Der Schwur der Königin

Titel: Der Schwur der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher W. Gortner
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Interessantes zu Ohren gekommen, außer dass Fernandos stets Intrigen schmiedender Vater ihn bereits in meiner Kindheit als meinen zukünftigen Gemahl vorgeschlagen hatte.
    Während ich nun diesen Prinzen betrachtete, der ein entfernter Verwandter war, fiel mir seine betörend attraktive Haltung auf, dazu die kräftige Nase, der markante Mund, der von Scharfsinn zeugte, und die leuchtenden braunen Augen mitsamt den dichten Wimpern, um die ihn jede Frau beneidet hätte. Sein linkes Auge war etwas kleiner und lag leicht schräg, was dem Gesicht einen spitzbübischen Ausdruck verlieh. Er war noch verhältnismäßig klein, doch von robuster Statur. Sein dichtes, dunkles Haar war glatt und über den Schultern gerade abgeschnitten. Besonders hatte es mir sein von der Sonne gebräunter olivfarbener Teint angetan. Ich stellte mir vor, dass er wie mein Bruder die meiste Zeit im Freien verbrachte, doch während Alfonsos Haut alabasterweiß glänzte, glich Fernando beinahe einem Mohren, und seine ganze Person verströmte eine unbändige Vitalität. Zwei Menschen hätten nicht unterschiedlicher sein können, und doch verblüffte es mich keineswegs, dass Alfonso und er wie zwei alte Freunde wirkten; tatsächlich schienen sie viele Gemeinsamkeiten zu haben.
    Ich zuckte zusammen, als ich bemerkte, dass sein Blick ebenso gebannt auf mir ruhte. »Wie kann ich mich an Euch erinnern, wenn wir uns erst heute kennengelernt haben, werter Cousin?«, fragte ich leise zurück.
    »Ich habe so viel über Euch gehört«, erwiderte er. »Da kommt es mir vor, als würden wir uns schon unser ganzes Leben lang kennen.«
    Obwohl er erst zwölf Jahre alt war – eigentlich noch ein Junge –, raubte mir Fernando aus irgendeinem unerklärlichen Grund den Atem.
    »Fernando ist gekommen, um bei der Feier zur Geburt meiner Tochter zu helfen«, erklärte Enrique, der immer noch neben mir stand. »Morgen wird er seinen Vater vertreten, denn ein Augenleiden hat König Juan daran gehindert hierherzu- reisen. Ich hoffe sehr, dass wir uns von nun an auf eine harmonische Beziehung zwischen unseren Reichen freuen können. Es hat einfach zu viel Zwietracht gegeben, obwohl wir doch vom gleichen Blut sind.«
    »Allerdings, Eure Majestät«, bestätigte Fernando, ohne den Blick von mir abzuwenden. »Eine harmonische Beziehung brauchen wir unbedingt, zumal die französische Spinne an unsere Tore pocht.«
    »Außenpolitik aus Kindermund«, schnaubte Carrillo mit einem dröhnenden Lachen.
    Enrique lachte nicht. »Er sagt die Wahrheit«, entgegnete er düster. »Weder Aragón noch Kastilien können sich einen Krieg gegen Louis von Frankreich leisten. Frieden ist in der Tat dringend geboten.«
    Abrupt wandte sich Fernando zu mir um. »Wird Eure Hoheit an unserer Tafel speisen?«
    Ich zögerte, blickte den König unsicher an. Enrique lächelte. »Ich sehe nichts, was dagegen spricht …« Er wollte noch etwas hinzufügen, als seine Stimme jäh erstarb und er erstarrte.
    Neugierig folgte ich seinem Blick.
    Eine Frau schwebte hoch erhobenen Hauptes auf uns zu. Die längs des Podests postierten Höflinge sanken ehrerbietig vor ihr auf die Knie. Einer Tänzerin gleich, bewegte sie sich in rhythmischer Eleganz. Ihre schmalen Hüften umfasste ein mit Rubinen und Gold inkrustierter Gürtel, den Saum ihrer Samtrobe zierte ein filigranes Juwelenmuster. Ihr folgten die Damen, die heute Morgen versucht hatten, mir aufzuwarten.
    Ich brauchte nicht zu fragen, wer sie war. Unaufgefordert beugte auch ich die Knie zu einem tiefen Knicks.
    »Enrique!«, schimpfte Königin Juana. »Ich wusste gar nicht, dass unsere Gäste schon eingetroffen sind! Warum hast du mir keine Nachricht gesandt? Ich habe gerade unsere pequeñita beim Einschlafen überwacht.« Im Sprechen schenkte sie Alfonso ein blendendes Lächeln, das ihn erröten ließ. Als Nächstes wandte sie ihre Aufmerksamkeit mir zu.
    Noch nie hatte eine Frau so wenig danach ausgesehen, als käme sie gerade von der Wiege ihres Babys. Ja, es war schier unvorstellbar, dass sie jemals ein Kind geboren hatte. Sie war gertenschlank, trug eine makellose Frisur, die ihr von Perlen durchwirktes, dunkelbraun schimmerndes Haar in der Mitte teilte und es zu beiden Seiten des Gesichts in symmetrischen Locken herabfallen ließ. Nicht minder perfekt war ihre Haut, die durch Puder und Rouge zusätzlich akzentuiert wurde. Geradezu atemberaubend erschienen mir ihre Augen, schwarz wie Onyx und weit auseinanderliegend, die Wimpernkränze mit Kohlestift

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