Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Schwur der Königin

Der Schwur der Königin

Titel: Der Schwur der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher W. Gortner
Vom Netzwerk:
glänzenden Marmorfliesen, in die Jaspis und Smaragde eingelassen waren, hallte das Klappern unserer Absätze wider und füllte die mit aufwendigem Alabasterstuck verzierten salas . Nach dem Lärm der Stadt umfing uns eine wohltuende Stille, die durch das Plätschern von kristallklarem Wasser aus unsichtbaren Brunnen und das leise Rascheln unserer Röcke zusätzlich betont wurde.
    Gerade beschlichen mich Zweifel, dass ich mich hier je würde allein zurechtfinden können, als wir in einen großen Raum traten. Hier boten von geschnitzten Holzläden umrahmte Fenster einen Blick auf einen weitläufigen Garten. Von dort draußen, ganz in der Nähe, drang das gedämpfte Brüllen eines Raubtiers an meine Ohren. Ich fuhr zusammen. »Was war das?«
    Erneut lächelte mich Cabrera an. »Die Leoparden Seiner Majestät. Sie müssen hungrig sein. Langsam wird es Zeit für die Fütterung.«
    »Leoparden?«, wiederholte Beatriz erstaunt. »Der König hält hier wilde Tiere?«
    »Nur zwei«, beschwichtigte Cabrera sie. »Und ich versichere Euch, dass sie in ihrem Gehege verwahrt und gut genährt sind. In seinem Jagdhaus in El Balacín am Fuß des Gebirges hat er noch viel mehr Löwen und Bären und dazu ganz merkwürdige große Vögel aus Afrika mitsamt allem möglichem anderem Getier. Seine Majestät ist ein großer Liebhaber der Tierwelt; die Leoparden hier versorgt er normalerweise persönlich, aber heute fällt diese Aufgabe mir zu.«
    »Und benutzt er diese Tiere bei der Jagd?«, erkundigte ich mich, während ich überlegte, wie nahe diese exotischen Katzen bei meinen Gemächern untergebracht sein mochten. »Ich habe gehört, dass er ein Liebhaber der Jagd ist.«
    Cabrera runzelte die Stirn. »Im Gegenteil, Seine Majestät jagt nur selten und nie mit seinen eigenen Tieren. Er verabscheut Blutvergießen. Er hat sogar in Segovia die corrida verboten.«
    »Keine Stierkämpfe?« Beatriz warf mir einen schnellen Blick zu. Sie hatte ebenfalls gehört, wie Villena Alfonso gesagt hatte, Enrique würde sich schon darauf freuen, ihm die Freuden der Jagd zu zeigen. Offenbar hatte uns der Marquis in die Irre geführt. Da fragte ich mich natürlich, welche Unwahrheiten er und sein ungehobelter Bruder uns noch aufgetischt haben mochten, auch wenn es mich insgeheim freute zu hören, dass Enrique den Stierkampf ablehnte. Ich lehnte ihn ja auch ab, vehement sogar. Mir hatte nie eingeleuchtet, wie jemand an dem blutigen Ritual in der Arena Freude finden konnte. Obwohl ich auf dem Land aufgewachsen war, wo Tiere regelmäßig zum eigenen Lebensunterhalt geschlachtet wurden, erschien es mir widernatürlich, mit dem Leiden eines Tieres ein Massenspektakel zur allgemeinen Ergötzung zu veranstalten.
    »Sind Alfonsos Gemächer weit von unseren entfernt?«, fragte ich, während ich meine Robe aufhakte.
    »Nicht allzu weit«, antwortete Cabrera. »Seine Hoheit wird im Alkazar residieren, der gegenwärtig ziemlich voll ist. Da hielt es Seine Eminenz, der Erzbischof, für das Klügste, Euch eine etwas intimere Unterkunft zur Verfügung zu stellen. Doch wenn Euch an diesen Räumen nicht gelegen ist, könnte ich versuchen, etwas zu finden, das näher beim Infanten ist. Leider werden diese Gemächer dann aber kleiner sein. Alle großen Räume sind von den Granden belegt, die gekommen sind, um die neue Prinzessin zu sehen.«
    »Nein«, erwiderte ich, »spart Euch die Mühe. Diese Gemächer sind mir recht.«
    Er trat zur Seite, da nun zwei Männer unsere Kleidertruhen brachten und auf dem gefliesten Boden abstellten. »Auf dem Gestell beim Fenster findet Ihr eine mit frischem Wasser gefüllte Waschschüssel und Handtücher, hohe Dame. Ein heißes Bad ist heute bedauerlicherweise nicht möglich, aber morgen werde ich Euch eines bereiten lassen.«
    »Das wäre reizend.« Ich neigte das Haupt. »Danke. Ihr seid sehr freundlich.«
    »Ich begehre keinen Dank, meine Infantin. Es ist mir eine Ehre, Euch zu dienen. Bitte zögert nicht, nach mir zu rufen, falls Ihr noch etwas benötigt. Ich stehe Euch zur Verfügung.« Er verbeugte sich. »Euch natürlich auch, hohe Dame de Bobadilla. Ich bin Euer ergebenster Diener.«
    Als er gegangen war, stellte ich amüsiert fest, dass Beatriz errötet war. »Was für ein netter Mann«, schwärmte sie. »Aber ich habe ihm meinen Namen doch gar nicht verraten, oder? Woher wusste er ihn dann?«
    Darauf gab ich ihr keine Antwort. An Cabrera, bei dem ich spürte, dass wir ihm vertrauen konnten, dachte ich schon gar nicht mehr, sondern

Weitere Kostenlose Bücher