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Der Schwur der Königin

Der Schwur der Königin

Titel: Der Schwur der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher W. Gortner
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Kopf. »Wie kommst du darauf?«
    Sie seufzte. »Weil Cabrera mir außerdem gesagt hat, dass der König unerwartet aus Madrid eingetroffen ist und Euch sehen will.«
    »Mich? Weißt du auch, warum?« Jäh schnürte mir Angst die Kehle zu. Seit Monaten hatte ich Enrique nicht mehr gesehen. Er mied den Hof, wann immer er konnte, und zog es vor, der Königin und ihren ständigen Vorhaltungen aus dem Weg zu gehen.
    »Ich kenne den Grund nicht. Cabrera will es Euch persönlich sagen.« Sie erhob sich und zog sich zur Tür zurück. Mit einer tiefen Verbeugung trat Andrés de Cabrera aus dem Schatten.
    »Bitte vergebt mir, Eure Hoheit. Ich wollte nicht stören, aber ich … glaube, Euch warnen zu müssen. Die Königin tobt. Ohne ihr Wissen ist Enrique vor ein paar Tagen mit Villena und dessen Verbündeten zusammengetroffen. Sie haben ihm ein Ultimatum gestellt und …« Er zögerte, als wäre er sich nicht sicher, ob er fortfahren sollte.
    »Was immer es ist, ich muss es wissen«, drängte ich. »Ich kann mich nicht unvorbereitet in die Höhle des Löwen wagen.«
    »Selbstverständlich. Nun, offenbar fordert Villena von Seiner Majestät eine schriftliche Bestätigung, dass Prinzessin Joanna nicht von ihm stammt. Außerdem verlangt er, dass Beltrán de la Cueva aller Ämter enthoben und Villena selbst zum Kommandanten des Santiago-Ordens ernannt wird.«
    Ich verharrte regungslos, atmete kaum.
    »Seine Majestät hat die Unterschrift verweigert«, erklärte Cabrera. »Stattdessen hat er die Einberufung der Cortes vorgeschlagen, damit sie die Misshelligkeiten beilegen. Villena stimmte zu, aber kaum war der König abgezogen, hat er sein Wort gebrochen.«
    Um mich herum verschwamm alles.
    »Er ist mit seiner Armee losmarschiert und mit Carrillo, Eurem Bruder und Eurer Mutter in Ávila zusammengetroffen. Sie haben den König in effigie entthront und an seiner Stelle Alfonso gekrönt.« Cabrera schaute mir in die Augen. »Seine Majestät ist außer sich. In Alfonsos Namen sind Rundschreiben an das ganze Land ergangen. Viele strategisch wichtige Städte, darunter Zamora und Toledo, haben sich für Alfonso ausgesprochen. Es herrscht Krieg, Eure Hoheit. Ein Bürgerkrieg. Kastilien hat jetzt zwei Könige.«
    Mir wurde schwarz vor Augen. Meine Knie gaben nach, und ich wäre wohl zu Boden gesackt, wäre nicht Beatriz herbeigestürzt, um mich zu stützen. Behutsam führte sie mich zum Stuhl am Fenster. Ich ließ mich darauf nieder und betete mit geschlossenen Augen um Kraft.
    Nun war er also da, der Moment, vor dem mir so sehr gegraut hatte, seit Carrillo meinen Bruder vom Hof entführt hatte. Mit heftig pochendem Herzen trat ich in die königlichen Gemächer, die in fahlem Dämmerlicht lagen, da man sämtliche Vorhänge zugezogen hatte. Enrique saß mit gesenktem Kopf auf einem Stuhl direkt unter einem der mit dem königlichen Wappen bestickten Wandteppich. Hinter ihm stand Beltrán de la Cueva, heute in purpurroten und goldenen Samt gehüllt. Seine Augen blieben starr auf mich gerichtet, während ich mich langsam näherte. Dicht bei ihm befand sich Pedro de Mendoza, Bischof von Sigüenza und Beltrán de la Cuevas neuer Schwager – ein schlanker Mann mit den gleichen durchdringenden dunklen Augen wie seine Schwester. Nach Carrillo galt er als der ehrgeizigste Geistliche Kastiliens.
    Enrique blickte zu mir auf und strich sich sein schulterlanges schmutziges Haar aus dem Gesicht. Er schien um Jahre gealtert zu sein, zumal seine Wangen unter dem ungepflegten Bart eingefallen wirkten. Als ich mich vor ihn kniete, nahm ich seinen fauligen Geruch wahr.
    »Eure Majestät«, sagte ich leise, »vergebt mir.«
    Enrique stieß einen Seufzer aus. »Du weißt es also schon.«
    »Ja. Don Cabrera hat es mir gesagt. Ich bin erschüttert. Nie hätte ich gedacht, dass mein Bruder in diese schlimme Angelegenheit verwickelt würde. Aber ich bin von seiner Unschuld überzeugt. Er hegt keine bösen Absichten.«
    »Als ob wir das glauben würden!«, schnaubte Juana. Ich fuhr erschrocken herum, als sie nun vortrat. Ich hatte sie in ihrer dunklen Nische nicht gesehen. Sie trug eine aufsehenerregende, mit Silber durchwirkte schwarze Robe, die sich eng an ihren Körper schmiegte. Ihre Augen funkelten wütend, das Haar fiel ihr wild über die Schultern. »Nach außen hin so sanft und fromm!«, höhnte sie. »Und so wohltätig – wie eine kleine Nonne! Aber ich weiß es besser: Du bist eine Viper an unserem Herzen. Genau wie dein Bruder! Man hätte euch gleich

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