Der Schwur der Venezianerin
leihe Euch meine Frau nicht mehr aus. Verschwindet von hier, ich werde sonst den Quatschmäulern in dieser verfluchten Stadt von Euren Schandtaten berichten. Wisst Ihr nicht, wie viele es gibt, die jede Nachricht gut bezahlen?“
Die Worte fielen ihm schwer und die Zusammenhänge blieben unklar.
Pietro war längst wieder in seinen Dämmerzustand verfallen, als Francesco seine vernichtenden Worte sprach. In Ihrem Bett hörte Bianca mit geröteten Ohren die Worte.
„Das sind zu viel Drohungen, stinkender Säufer“, entfuhr es dem Regenten, „das waren Eure letzten Worte an mich gerichtet. Ihr werdet kaum noch Gelegenheit haben, Eure Unverschämtheiten loszuwerden. Stellt Euch darauf ein.“
Lächelnd entnahm er eine Handvoll Skudi einer Börse und stopfte sie dem liederlichen Trunkenbold in eine Tasche seines Wamses.
„Das reicht Euch für die nächsten Gelage, für die nächsten käuflichen Mädchen“, mit diesen Worten schob er den schwankenden Kerl zur Tür hinaus.
„Käufliches Mädchen, käufliches Mädchen, B … Bianca“, waren die letzten Worte Pietros, ehe er durch die Tür auf die Straße stolperte, und nicht mehr gesehen wurde.
Francesco ließ sich seinen Spaß nicht nehmen. Er widmete sich seiner Geliebten, die sehnsüchtig im Bett auf seine Wiederkehr wartete. Genussvoll schloss er die nackte Frau in die Arme, und beide gaben sich den Gelüsten hin.
Erst in den späten Abendstunden, bevor Francesco im Palazzo Pitti seinen Pflichten als Gemahl nachzukommen hatte, ersann er die notwendigen Dinge, die zu seiner Ruhe beitragen sollten. Er begab sich, bevor er in das kalte Bett der Großherzogin kroch, in einen kleinen Raum, der unmittelbar neben dem Audienzsaal lag. Dort setzte er sich an seinen Tisch aus glattem Ebenholz legte sich ein Blatt Pergament zurecht und begann sein Vorhaben zu entwerfen. Immer wieder holte er sich aus dem unteren Fach des Tisches ein neues Stück Pergament hervor und schrieb die Worte neu. Die missfallenen Sätze ließ er unbeachtet auf den Boden fallen. Zufrieden erhob er sich schließlich, wanderte wie ein Träumer durch die nur spärlich beleuchteten Flure des riesenhaften Gebäudes. Wachen, die sich an den inneren Toren und Türen aufhielten, zogen sich erschreckt zurück, um nicht den Zorn des Großherzogs auf sich zu ziehen. Es war ihnen bekannt, dass der Herrscher des Nachts nur deswegen herumirrte, weil er das Bett seiner Gemahlin mied.
„Wie stellst du dir die Lösung mit Pietro vor?“, fragte ein paar Tage später Bianca ihren Liebhaber. „Es sollte nichts Unehrenhaftes geschehen. Wir haben genug Ärger mit der Bevölkerung.“
„Abgesehen davon, dass mich die Bevölkerung nicht interessiert, werden wir kein Aufheben davon machen. Ich werde mir die Hände nicht schmutzig machen, und du wirst überhaupt nichts davon merken.“
„Nun ja, er ist oft schon lange Zeit fortgeblieben, und wir wussten nie, wo er sich herumtrieb.“
„Mich hätte es auch nicht interessiert“, Francesco strich ihr liebevoll über den Bauch. „Ich werde ihn nach Venedig zurückschicken.“
„Alleine? Den gleichen Weg, wie er gekommen ist?“
„Ohne dich und ohne Kutsche, zu Fuß.“
„Was soll er in Venedig machen?“
„Er wird wieder eine Tätigkeit bei seiner Bank aufnehmen“, Francesco sagte das mit einer Süffisanz, die ihr einen kalten Schauer über den Rücken jagte.
„Vielleicht könnte er die Interessen des Hauses Medici in Venedig vertreten?“, sagte sie unsicher.
„Ja natürlich, ein gemeinsames Konto von uns beiden könnte er vertreten.“ Er lachte dabei derart herausfordernd, dass sie erschrak.
Seit dem Streit mit dem Großherzog waren ein paar Tage vergangen, als ein Trunkenbold auffällig in der Osteria „Santa Trinita“, unweit des Palazzo Buondelmonti, mit unziemlichen Worten die Gäste anpöbelte. Ihm war entgangen, wie freizügig der Wirt ihm den Krug jedes Mal nachfüllte, ohne nach der Bezahlung zu fragen, ihm war auch entgangen, dass sich eine finstere Person an seinem Tisch niederließ und den einen oder anderen Trunk spendierte. Schwankend wie eine Espe im Sturm trudelte Pietro von einer Tischkante zur anderen, verlor immer mehr an Sicherheit. Er konnte noch nicht einmal Gefallen an den hübschen jungen Dingern finden, die ihn freundlich umschwirrten. Dabei boten sie ihm einen tiefen Einblick in ihren Busen. Ihnen war es bekannt, heute Abend sei alles kostenlos für Pietro. Ein Unterstützer würde alles bezahlen, auch
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