Der Schwur der Venezianerin
die Mädchen. Und eine von ihnen könnte die Glückliche sein, die ihren Preis heraufschrauben könnte.
Pietro hatte die Grenzen der eigenen Erkenntnis längst überschritten. Nichts gab es, an das er sich erinnern konnte. Seine Worte besudelten seine Frau, die daheim in geordneten Betten den Großherzog erwartete. Mit Worten besudelte er die d’Medici, ihren ältesten Spross, den Großherzog wie die Stadt und den Staat Toskana. So wenig sein Kumpan ein Bürger in geordneten Verhältnissen schien, so sehr hielt er jedoch auf die Ehre des Großherzogs.
„Freund und Saufkumpan“, begann er, ernst geworden, „was sprichst du in solchen Worten über das hochedle Haus der Medici, über unsere Regierung und schlechthin über Frauen. Ist dir nicht bekannt, welch guter Herrscher der Großherzog ist, wie er sich um Kunst und Wissenschaft bemüht, wie er sein Leben opfert für die Bürger seines Staates, wie er die hohe Politik im Kreise der Könige und Kaiser fördert?“
„Alles dummes Zeug“, lallte der Trunkene, „nichts Hochwertiges, nichts Edles, ein geiler Bock ist er, der so genannte große Herrscher. „Kauft sich die Frauen, wie er will, macht ehrbare Mädchen zu Huren, alldieweil sein eigenes Weib unbefriedigt im Palazzo Pitti im Bett liegt und sich der Traurigkeit hingibt.“
„Schwafele nicht so frech, du Hurensohn“, erregte sich der Fremde, „überlege dir genau, welche Worte du benutzt, sprich nicht so verleumderisch über unseren Großherzog.“
„Ihr seid ein geschwätziges Pack“, ereiferte sich Pietro, „zu blöd, um zu wissen, was der geile Bock anstellt, um mit meiner Frau zu schlafen.“
„Was, du Lügenhansel, mit deiner Frau soll er schlafen? Hast du überhaupt eine, und wenn, was mag das für ein finsterer Drachen sein? Und du bildest dir ein, mit deinem Weib hat es der Großherzog?“
„Was heißt, er hat es? Er beschläft sie regelmäßig, gerade jetzt.“
„Komm du Spitzbube“, höhnte der Fremde, „dann zeig uns doch, wo das ist, ich möchte dem Großherzog dabei gerne zusehen, oder aber wenn du lügst, du Saufbold, dann ziehe ich dir das Fell über die Ohren.“
„Lass mich in Ruhe, ich brauche noch einen Wein“, Pietro gab sich friedlich, doch wollten nun alle Anwesenden wie eine Horde gleich gesinnter Rinder genau wissen, wo es lang ging.
„Höre zu, wenn das stimmt, was du sagst“, meldete sich wieder der Fremde, dann spendiere ich dir noch einen Krug Wein“, er zerrte Pietro am Ärmel hinaus aus der Cella.
„Zeig mir den Weg, wo es lang geht, zu deiner Villa.“
„Dort unten am Arno entlang, da zuerst zur Brücke Santa Trinita. Dann in die Via Maggio, in die Nähe des Palazzo P … P … Pitti…
Er tat sich schwer, das Wort auszusprechen. Höhnisch äfften ihn die Begleiter nach.
„So, in der Nähe des Palazzo P … P … Pitti wohnst du? Gott bewahre. Du hast noch nicht einmal einen Schuppen im Katzenviertel.“
„Ich scheige Euch“, lallte er mit schwerer Zunge.
Das grölende Volk blieb in der Cella zurück, nur ein anderer Fremder gesellte sich zu ihnen und begleitete die beiden.
„Komm her, Pietro, so ist doch dein Name“, vergewisserte sich sein Kumpan, „komm her, wir fassen dich ein wenig unter den Arm, helfen dir beim Gehen.“
„Brauch keine Hilfe“, brummte kaum hörbar der betrogene Ehegatte.“
Über die finstere Piazza Santa Trinita zerrten sie den Mann zum Arno hinunter. Schon nach wenigen Bracchien, unterhalb der Säule der Gerechtigkeit, vor den Toren der ersten Kirche aus Florenz, wurde es dem Trunkenen unwohl.
„Mir ist so schlecht, der verdammte Wein des Carlo schmeckt wie Gift und nicht wie ein guter Tropfen aus der Toskana“, maulte Pietro.
„Jetzt auch noch der Wirt, du hast bald die ganze feine Gesellschaft gegen dich. Du hältst wohl gar nichts heilig.”
„Gar nichts heilig, gar nichts heilig“, wiederholte der Betrunkene, er spuckte auf die Straße.
„He warte, bis wir am Arno sind“, rief der Fremde, dann kotz in den großen Fluss, aber nicht hier auf die Straße, wo ein unbedarfter Wanderer in deine Kotzbrühe fällt.“
Die Begleiter zerrten ihn über die Arnobrücke Santa Trinita vorbei am Garten Boboli des Palazzo Pitti.
„B … B … Boboli,“, lallte Pietro.
An den großherzoglichen Gärten riss sich der Betrogene los, „lasst mich gehen, geht Eure eigenen Wege“ fluchte er und stieß den Fremden an den Kopf.
„He, du unglücklicher Vogel“, rief der, „nun hast du es auch noch gegen
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