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Der Schwur der Venezianerin

Der Schwur der Venezianerin

Titel: Der Schwur der Venezianerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Tschauder
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Vorstellungen der Geliebten des Großherzogs, Bianca, umsetzte. Es dauerte ein paar Jahre, aber dann war der schönste der Medici Gärten fertiggestellt. Eine Parkanlage und eine Villa, die in den Sommermonaten zur Einkehr einluden, in den schattigen Wäldern und buschigen Hängen Erholung und Sinnesfreuden boten. Francesco selbst hatte das Gefühl, dies sei die einzige Villa, die ihm in der toskanischen Sommerhitze die beschauliche Ruhe schenkte. Und er genoss es.
    Selbst hier hatten sie sich eine Werkstatt für die alchemistischen Experimente einrichten lassen. Die Suche nach dem Gold, nach dem glücklichen Lebenselixier nahm hektische Züge an. Sie ahnten, bald würde ihnen der Stein der Weisen nicht mehr sehr nützlich sein können. Pratolino aber ließ ihnen auch kaum noch Zeit für ihre Experimente. Mit Stolz konnten sie den Lustgarten vielen Gästen von nah und fern zeigen. Immer mehr Feste wurden in den kühleren Wäldern gefeiert. Selbst kaum ein Fürst, ein Herzog aus dem Ausland ließ es sich nehmen, Pratolino zu besuchen. Das Wunderwerk, das den meisten von ihnen exotisch klang, zeigte viele technische Besonderheiten, wie man sie bis dahin noch nicht gesehen hatte.
    Nach der Erfüllung dieses Traums machte sich Bianca Gedanken über ihr weiteres Vorgehen. Wie könnte sie die nächsten Wege einleiten? Denn da gab es noch viel zu tun, wenn sie ihren Schwur erfüllen wollte.

Ein Mann, ein Hindernis
    Das größte Hindernis zur freien Liebe mit Francesco befand sich im eigenen Haus. Pietros sporadisches Auftauchen warf immer mehr Probleme auf. „Welche Gefahr drohte von seiner Seite?“, fragten sich die Liebenden immer wieder.
    „Ihr seid eine kleine, miese Ratte, Ihr seid ein Nichts, aus dem Sumpf ohne Existenz gezogen, Ihr habt in Venedig mit einer Lüge begonnen und Ihr werdet hier mit einer Lüge enden. Ich warne Euch, Eure Forderungen bringen Euch ins Grab, oder die Wölfe werden Euren Kadaver fressen.“
    Francesco hatte sich mit zitternden Händen vor seinem Rivalen aufgebaut. Wie üblich war Pietro von einem seiner Streifzüge stark angetrunken in den Palazzo Bianca heimgekehrt. Er war etwas zu früh, wie es Francesco erschien. Seine Lust mit der Frau des Betrunkenen war noch nicht gekühlt, sie war durch den randalierenden und unzüchtig schimpfenden Ehemann beendet worden. Ärgerlich ob der eben erst begonnenen und schon beendeten Liebesnacht, hatte Francesco den Gatten zur Rede gestellt. Am liebsten hätte er ihn aus dem offenen Fenster geworfen, geradewegs auf die Via Maggio.
    Blitzartig schoss ihm der Gedanke in den Kopf, dass es die einzige richtige Idee wäre, den Mann in der Wildnis den Wölfen zum Fraß vorzuwerfen. Mit einem Lächeln quittierte er den wertvollen Gedanken. Er würde sich dabei die Hände nicht schmutzig machen, sich nicht übermäßig anstrengen müssen. Das könnten andere für ihn tun.
    Des Redens nahezu unfähig, stammelte Pietro seine eigene Todesabsicht. Sein im Alkohol ersäufter Geist ließ erkennen, dass er bereit war, öffentlich über die Beziehung Francescos mit Bianca zu palavern. Zuviel hatte er nachgegeben, zulange gelitten, als dass es so noch weitergegangen wäre. Er fühlte das Ende nahen, unwissend, welches Ende er meinte.
    „Was wollt Ihr von mir?“, bohrte der Großherzog nach, „habe ich Euch nicht mehr und mehr Geld in den Rachen gestopft? Ich habe Euch eine Villa geschenkt, komme für Euren Lebensunterhalt auf und gebe Euch noch die Mittel, um Euren Saufgelüsten nachzukommen, dazu habt Ihr eine gute Arbeit im Palazzo Pitti, die Ihr bisher noch nicht einmal wahrgenommen habt. Des Öfteren hat man Euch in den billigen Kneipen gesehen, in den Tabernen am Rande der Stadt oft in Begleitung zweifelhafter Dirnen. Was also wollt Ihr noch? Seid Ihr niemals zufriedenzustellen? Geht davon aus, Pietro, das ist mein letztes Wort. Über das Jetzige hinaus gibt es nichts mehr.“
    Mit zynischem Lächeln wies Francesco auf die Tür, als wolle er den Mann aus seinem eigenen Hause weisen.
    Für einen Moment nur schien es, als erhielte Pietro sein Bewusstsein zurück, als könne er klar denken, wobei es offenblieb, zu welchem Zweck, mit welcher Absicht er die Worte sprach.
    „Ihr, Eure durchlauchtigste Hoheit, großer Herzog der Toskana, Ihr wisst nicht, was Ihr sagt“, begann er. „Meine Frau wird Euch nicht mehr für Eure Gelüste zur Verfügung stehen. Ich entziehe sie Eurem Bett, oder besser, ich entziehe Euch mein Bett, denn ich sollte darin liegen. Ich

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