Der Schwur der Venezianerin
geopfert und noch nicht einmal den Lohn dafür in Empfang nehmen können“, sprach sie zu Francesco. „Was ist mit dem Papst, hält er sich an seine Worte?“
Das Außenministerium hatte Cosimo behalten, als er Francesco den größten Teil der Regierungsgeschäfte übergeben hatte. Die Kontakte zum Papst waren seine Gefilde, und er ließ sich da nicht reinreden. Bianca wusste, wie sehr ihren Geliebten dieses seltsame Verhältnis ärgerte. So waren ihre gezielten Worte ein weiterer Stachel im Fleisch Francescos. In ihrer Lebensleiter aber stellten sie eine weitere Sprosse dar.
„Ja, du sagst es“, sprach Francesco verärgert. „Ich werde ihn zwingen, den Papst an sein Wort zu erinnern.“
„Wie willst du das machen?“
„Ich werde von ihm fordern, der Papst müsse ihm endlich die Großherzogswürde überreichen.“
„Wird er da nicht eher ärgerlich über dich werden, wenn du ihm mit Forderungen kommst? Wäre es nicht besser, du würdest ihm andeuten der Papst habe seine Pflichten versäumt?“
„Ja, gut, du sagst es.“ Francesco stellte sich vor den Spiegel und übte: „Meinst du nicht, der Papst hat uns hier in der Toskana vergessen?“
„Gut sehr gut“, lehrte ihn Bianca. Sie übten noch ein paar Mal, bis der harmlose Hauch der Andeutung im Wortklang richtig herüberkam.
„Wie sieht es mit Ferdinando aus?“ Bianca kannte den Einfluss seines Bruders auf die römische Kurie.
„Er kann nichts dagegen haben. Schließlich ist er in erster Linie Familienmitglied der Medici.“
„Erwähne mich nicht ihm gegenüber. Wenn er fragt, sage ihm es wird sich bald ein männlicher Nachfolger einstellen.“
„Von wem?“ Diese beiden Worte rutschten ihm ungewollt heraus.
Bianca lächelte geheimnisvoll.
Sie ließ Francesco auch die Begegnung mit seinem Bruder üben.
Als sie zufrieden war, verließ er ihren Palazzo und machte sich auf den Weg zu seinem Vater.
Cosimo, der sich um nichts mehr zu kümmern schien, war aufgebracht über die Erinnerungen seines Sohnes. Doch sagte er: „Du hast recht. Es muss erledigt werden, bevor ich unter die Erde komme. Es wird tatsächlich Zeit, dass der Papst sein Wort hält.“
Er machte sich noch während der Anwesenheit seines Sohnes daran, ein Schriftstück nach Rom aufzusetzen. Mit Siegel verschloss er es und schickte einen Boten mit Gardisten nach Rom.
Was in dem Schreiben aufgeführt war, erfuhr Francesco nicht, und Bianca hatte sich vorgenommen, nicht an ihm herumzumeckern.
Zwei Wochen später traf Ferdinando, der Kardinal, aus Rom bei seinem Vater Cosimo ein.
Die Toskana sollte zum Großherzogtum erhoben werden. In einem Geheimdokument teilte Papst Paul V. dem Herzog mit, er wolle seinen treuen Sohn, der ihm den Ketzer Carnesecchi ausgeliefert hatte, belohnen. Im Jahre 1570 wurde der Herzog von Florenz mit der Krone des Großherzogs in Rom beehrt und vom Papst gesalbt. Der grausame Herrscher nahm die Würde gemeinsam mit seinem Sohn Francesco entgegen. Bianca blieb auf eigenen Wunsch in Florenz. Sie wollte nicht den Zorn des Medicis Kardinals Francesco heraufbeschwören. Das hätte nicht in ihr Konzept gepasst.
Dahingegen wurde Cosimos Verhalten von Bianca listig beobachtet. Sie erkannte bald die Veränderungen in der Lebensführung des toskanischen Herrschers. Kaum hatte er das Prunkstück der Großherzogskrone auf dem Kopf, ermüdete er von der Last der mit vielen Edelsteinen besetzten Würde. Was er erreichen wollte, hatte er in seinem Leben erreicht. Die wahre Freude konnte er daran offenbar nicht mehr empfinden. Cosimo nahm nun sichtbar Abschied von der Gewalt des Herrschers und zog sich nach Castello in sein Landhaus, zurück. Geschichten mit verheirateten Frauen machten bald die Runde. Der Vater, der seinem Nachfolger immer wieder Vorhaltungen wegen seiner Geliebten Bianca gemacht hatte, musste sich von seinen Söhnen Francesco und Ferdinando die eigenen Abenteuer vorwerfen lassen. Schließlich heiratete der alternde Großherzog Camilla Martelli, eine Frau von niederer Herkunft. „Offenbar ist sie gut im Bett“, frotzelte Bianca.
Martelli erkannte bald, wie sich die Kuh Cosimo melken ließ. So wurden ihre geldlichen Forderungen für ihre Verwandtschaft zunehmend gieriger. Für den Fürst ergab sich daraus wachsender Ärger. Der Streit mit seinen Söhnen nahm zu. Schließlich waren sie froh, als sich Cosimo, vergrämt und vereinsamt verabschiedete und sich am 21. April 1574 zur ewigen Ruhe bettete.
Als nun Francesco sich mit der schweren Krone
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