Der Schwur der Venezianerin
des Großherzogs mühte, stellte auch er bald die Last des Prunkstückes fest.
So wurde der Schwur der Venezianerin zur Erfüllung in die richtigen Kanäle geleitet.
„Du wirst sie besser tragen können, wenn ich dir die rechte Stütze an deiner Seite bin“, lächelte Bianca. „Siehe, Großherzog bist du, meine Liebe gehört dir. Johanna ist das Hindernis.“
„Camilla Martelli werde ich als Erste aus dem Haus jagen. Ein solches Weib hat in unserem Geschlecht nichts zu suchen“, begründete er eine seiner ersten Entscheidungen.
Doch schon seit geraumer Zeit hatte er sich auch in den Wohnungen der toskanischen Bevölkerung unbeliebt gemacht. Weil der junge Großherzog freiwillig Geld an die Spanier und die Deutschen für ihre Kriege sandte, brauchte er immer mehr Geld. Er ging selbst jeder Truppenauseinandersetzung aus dem Weg und erkaufte sich das Recht, sein Leben in Ruhe führen zu können. Seine Bürger belastete er zu diesem Zweck mit hohen Steuern. Doch fingen sie erst an zu murren, als nach einer schlechten Ernte eine Hungersnot über die Toskana hereinbrach und der Großherzog die Brotpreise bis ins Unermessliche steigen ließ. Am liebsten wären sie den Mediceer so schnell wie möglich losgeworden, doch noch standen den Bürgern von Florenz einige Jubeltage bevor, die sie sich nicht entgehen lassen wollten.
An diesem ereignisreichen Tag, an dem der Nachfolger die Krone des Großherzogs übernehmen konnte, liebte ihn Bianca so innig, wie selten in den vergangen Tagen und Wochen. Ihre reife Schönheit brachte das großherzogliche Blut zum Kochen. Er musste es besänftigen, die Energien an der richtigen Stelle ablassen. Mit Hingabe schenkte sich ihm die Frau, wusste sie doch, dass sie ihrem Ziel ein gehöriges Stück näher gerückt war. Aber weiter lief Ihr Streben nach Macht, von der sie nicht genug bekommen konnte. Es war wie die Wollust, die nie ein Ende nehmen wollte.
Schon ein paar Mal hatte sie es Francesco gegenüber angedeutet. Die Schwester des Kaisers, Johanna, war ein Hindernis für die Erweiterung ihrer Herrschsucht, das es noch zu beseitigen galt. Wäre sie dann endlich am Ende ihres Strebens? Doch auch Bianca müsste als kommende Großherzogin einem männlichen Nachfolger das Leben schenken.
„Nichts wichtiger als das, meine Liebe, nichts wichtiger als das.“
Francesco hatte mit Vehemenz für einen Nachfolger plädiert. Es musste ein männlicher sein. Was sonst? Bisher hatte seine Gemahlin Johanna ihm zwar einen Sohn geschenkt. Der aber war mit fünf Jahren gestorben. Schon unterschoben die Florentiner Klatschmäuler der blonden Geliebten Francescos einen Mord. Sie habe den Knaben vergiftet, um jeden männlichen Nachfolger aus Johannas Schoß zu beseitigen.
Tatsächlich, nichts wünschte sich die „blonde Hure“ aus Venedig, wie sie von ihren Feindinnen genannt wurde, weniger als einen Nachfolger aus dem Geschlechtsakt ihres Liebhabers mit diesem hässlichen Weib aus dem Hause des Kaisers. Doch einen Mord wollte sie sich nicht unterschieben lassen. Bald merkte sie zu ihrer Befriedigung, dass selbst dieses böse Gerücht ihr nichts anhaben konnte. Ob Gerücht oder wirkliches Geschehen, nichts schadete ihr wirklich und länger andauernd. „Das Volk ist ja so dämlich“, schloss sie daraus. „Spendiere ihm ein neues Fest. Alle Gerüchte, alle tatsächlichen Ereignisse wären wieder einmal vergessen.“
Warum also, sinnierte sie bald darauf, ‚könnte sie nicht doch etwas unternehmen, was ihren Stand beim Großherzog, bei der ganzen Familie und bei den Toskanern erheblich verbessern könnte? Die bösen Worte von dem Mord an dem Knaben waren ihres Glaubens nach ohnehin nur einem einzigen zuzutrauen, ihrem ärgsten Feind, dem Bruder des Großherzogs, Kardinal Ferdinando d’Medici. Diesen Hurensohn, wie sie ihren Gegner aus dem päpstlichen Umfeld insgeheim nannte, hasste sie bis aufs Blut. Dieser mächtige Herr am päpstlichen Hofe in Rom setzte alles daran, die Geliebte seines Bruders zu verunglimpfen. Wahrscheinlich würde er noch nicht einmal vor einem Mord zurückschrecken. Mordidee, Mordgedanken, Mordplanung, Mordbefehl, - alles hatte sie bei diesen Medici schon erlebt. Und sie machte die Erfahrung, dass man sich daran gewöhnte.
Wer hinderte diesen Ferdinando daran, sich mit derartigen Gedanken ihr gegenüber zu befassen? Sie würde sehr wachsam sein müssen bei allem, was nach einem Kontakt und einer Herkunft aus Rom aussah.
Was aber konnte sie selbst tun, um dem
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