Der Schwur der Venezianerin
Lösung suchen. Ihr, in Eurer Familie, habt genügend gezeigt, dass es solche Lösungen gibt, und wie sie aussehen. Soll ich dir dabei behilflich sein?
„Nein, nein, ich werde das Richtige tun.“
„Und wenn du mich heiratest, werde ich Großherzogin.“
Längst tummelten sich die beiden Liebenden im Bett und gaben sich ihrem täglichen Mehrfachspiel hin.
Vor der endgültigen Auflösung seiner bis ins Unbegrenzte ragenden sexuellen Spannung hielt Bianca ihn plötzlich von sich fern. „Versprich, dass du mich heiratest, und dass ich Großherzogin werde“, flüsterte sie in sein Ohr.
„Es war unerträglich, was sie da mit ihm anstellte, wie konnte sie ihn vor dem Höhepunkt so ins Abseits stoßen?“, fragte er sich, von der Lust gequält.
„Lass uns nicht mehr davon reden, die Zeit ist zu kostbar“, Francesco spielte in ihren Haaren.
„Ja, wir brauchen nicht davon zu reden, wenn du mir versprichst, dass ich Großherzogin werde, wenn du mich heiratest.“
„Du wirst Großherzogin, ich verspreche das. Jetzt aber will ich dich haben.“
„Gut“, sagte sie, „ich werde Großherzogin noch am selben Tag der Hochzeit.“
„Noch am selben Tag der Hochzeit“, seine Sinne waren längst in die Sphären der Begierde entwichen, als er dieses Versprechen ablegte.
Sie sog die Worte auf, wie die verdurstende Pflanze das Wasser aufnimmt. Bianca empfand sich als liebende Großherzogin und sie fand sich gut dabei. Selten zuvor hatte sie ihren Körper mit einer solchen Hingabe an den Großherzog der Toskana verschenkt.
„Du wirst sehen, mein Geliebter, wir werden einen Sohn haben, einen wundervollen Sohn. Ich fühle es, es war ein wundervoller Akt. Du warst stark mein Gebieter, und ich habe gespürt, wie dein männlicher Samen meinen Körper befüllte, wie er sich vermählte mit meinen weiblichen Teilen, die ich dazu beitragen kann. Ich habe es gefühlt, ich weiß es, es ist eine Vorausahnung, wir werden einen starken Sohn bekommen. Einen Sohn, der deine Schönheit mit der Meinigen vereinigt. Einen Sohn, der dein Wissen und mein Ebenmaß haben wird. Kannst du dir vorstellen, wie diese Vereinigung den besten aller florentinischen Herrscher hervorzaubern wird? Endlich den Sohn, den dir deine Kaiserschwester nicht produzieren kann. Vor allen Dingen einen Sohn, der deine braune Augen haben wird und meine strahlende Schönheit, die jeden Florentiner bezaubern wird.“
Francesco liebte es, wenn seine schöne Partnerin über ihn und sich selbst in einer einzigen Vereinigung sprach. Er hatte es selber wahrgenommen. Immer regte ihn die schönste aller Frauen zu neuen liebestollen Taten an.
In den folgenden Wochen und Monaten litt die werdende Mutter des Öfteren an Brechreiz. Sie musste sich oft übergeben und wurde darob von ihrem Geliebten wegen ihrer Tapferkeit gelobt. Der Liebe der Beiden tat die „Schwangerschaft“ keinen Abbruch. Sie bot sich ihrem zukünftigen Gemahl öfter an als je zuvor.
Wöchentlich begab sie sich zu den ausgesuchten jungen Frauen. Sie sprach mit ihnen, kümmerte sich um deren Wohlbefinden. Sie hinterließ stets genug Geld, damit ihr künftiger Sohn, wo immer er das Licht der Welt erblicken mochte, eine gute und ausreichende Ernährung genoss.
Es kam der Tag, da die Niederkunft näher rückte. Bianca schmückte sich unter ihrem Kleid mit einem dünnen Kissen. Die Liebe im Bett mit Francesco hatte sie seit einiger Zeit aufgeben müssen, auch wenn es ihr sehr schwer gefallen war, auf die sexuellen Genüsse verzichten zu müssen. Der Großherzog hatte ein Einsehen, war gespannt auf die Niederkunft.
Vittoria war die Erste, die ein Kind gebar, es war ein prächtiges Knäblein. Zur selben Stunde setzten bei der Geliebten des Großherzogs die Wehen ein. Ein Arzt eilte herbei.
Die junge Mutter sandte ihn in den Keller, die beste Flasche Wein heraufzuholen, mit dem speziellen Namen. „Montalcino“. Der Arzt brauchte länger, da er die spezielle Sorte nicht kannte. Er war ärgerlich über die Anwandlung der Frau.
Als der Medikus zurückkehrte, war ein Knäblein geboren. Rund und prächtig, wohlgenährt und mächtig quietschend. Verwunderlich, die Mutter hatte sich selbst helfen können. Es gab keine größere Nachgeburt. Bianca erzählte ihm, die Hebamme hätte alles bereits fortgeräumt.
„Nun lasst mich Euch noch untersuchen, ob irgendwelche Verletzungen übrig geblieben sind“, wollte der Arzt seinen Pflichten nachkommen.
„Oh, mein Medikus, es ist nicht notwendig, glaubt mir.
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