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Der Schwur der Venezianerin

Der Schwur der Venezianerin

Titel: Der Schwur der Venezianerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Tschauder
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Niemand außer meinem Francesco darf meine Scham erblicken.“
    Seltsam ihre Anwandlungen. Doch ließ er sich betören, als sie ihm anbot zwei Gläser zu besorgen, und auf das Wohl des Knaben anzustoßen. Der Arzt griff gerne zu, dachte sich seinen eigenen Teil und bestätigte die Geburt des Sohnes.
    Es war der Wunsch des Großherzogs, dass sein Sohn Antonio hieß. Antonio war der Name des Heiligen, der an diesem Tage gefeiert wurde. Francesco, der sein Leben meist ohne Kirche und ohne Glauben verbrachte, übernahm zu diesem Zweck die Gläubigkeit, da sie in dem Augenblick in sein Leben passte und nützlich war. Wie sollte es sonst möglich gewesen sein, dass seine Geliebte ohne jegliche Komplikationen und nur mit der Hebamme die Geburt bewerkstelligt hatte? Dies konnte nur die Hilfe des Heiligen zustande bringen. So war denn auch die Unterstützung des Heiligen Antonio ein Zeichen dafür, dass die Kirche mit dem Sohn aus seiner Liebschaft zur Bianca durchaus einverstanden war. Wenn schon der Heilige die Unterstützung für die Geburt gewährte, musste es ein Leichtes sein, diesem Knaben weltliche Ämter zu übertragen und ihn später Großherzog werden zu lassen.
    Antonio wurde bei einer Amme erzogen, wo er die Ruhe zu seiner Entwicklung als kommender Großherzog fand.
    „Glaubt ja nicht, Ihr könntet jetzt Großherzogin werden“, drohte Ferdinando, der Medici Kardinal. Ihr irdischer Feind rückte von vornherein ihre Wünsche zurecht. „Im Katzenviertel munkelt man über gewisse Machenschaften. Da gibt es ein paar Frauen, die angeblich für eine Schwangerschaft bezahlt worden sind. Es gibt auch einen Burschen Roberto, der angeblich für sein Vergnügen entlohnt worden ist. Selbst wenn“, der Kardinal setzte, ein verschmitztes Lächeln auf, „selbst wenn, Venezianerin, der angebliche Sohn stammt aus einer illegalen Verbindung. Er könnte nie zum Großherzog werden.“
    Bianca erschrak über die Worte des Kardinals. Sie hatte nicht geahnt, dass Ferdinando seine Spione in das Katzenviertel geschickt hatte. Wenn der Bruder des Großherzogs lächelte, war er besonders gefährlich, das wusste sie inzwischen. Dennoch konfrontierte sie ihn mit ihren Ideen, „wir werden später sehen, wie das läuft.“
    Aus seinen Worten hatte sie zumindest entnommen, dass es der Kardinal nicht unterließ, die Fährte seiner ärgsten Widersacherin zu verfolgen.
     
    Trotz des eigenen Palazzo traf sie sich des Öfteren noch im Studiolo mit Francesco, wenn sie ihre Studien in der Alchemie aus den Schriften der früheren Meister dieses Faches betrieben. Es war nicht selten, dass er seine Geliebte zwischen den Gemälden der größten Meister seiner Zeit beglückte und sich anschließend ein paar Häuser weiter zu seiner Gattin Johanna zurückzog. Was er dort trieb, blieb den Augen der Welt verborgen, doch gebar ihm Johanna sechs Kinder, bis sie 31 Jahre alt geworden war. Nur zwei von ihnen überlebten die frühen Kindheitsjahre, Eleonora und Maria. Betrat Francesco die Gemächer seiner Gemahlin, zeigte sich Johanna neuerdings sehr erfreut.
    Sie hasste Bianca, ihre Rivalin, bis in den Abgrund. Eines Tages würde sie diese Hure liquidieren, wenn sie mit Stolz ihren eigenen überlebenden Sohn endlich präsentieren könnte. So ließ sie den Gemahl in ihr Bett und ließ es nicht nur über sich ergehen. Ihre Freude an den Zusammenkünften mit Francesco im geschlechtlichen Akt war nicht mehr gespielt. Er trug eher die Züge eines kraftvollen germanischen Beischlafes. Weil sie mehr und mehr Freude daran fand, forderte sie Francesco auf, häufiger zu erscheinen. Der Großherzog seinerseits schwärmte für die Formen seiner geliebten Bianca mit der zarten Wildheit der schönsten Frau, die er je gesehen hatte. Dort holte er sich die Genüsse für seine sexuellen Bedürfnisse.
    Wie aber sollte sie, die Geliebte des Herrschers, mit dem Durcheinander und vor allem mit den Drohungen des Kirchenfürsten umgehen? Die Gedanken darüber quälten sie mehr als sie je zugeben würde.

Fürstliche Gespräche
    Nicht in Johanna, nicht in der Bevölkerung von Florenz sah sie ihre Gegner. Ferdinando, der Medici Bischof aus Rom wuchs zu ihrem größten Rivalen heran. Er hatte es nie aufgegeben, nach dem Thron des Großherzogs zu lechzen. Dieser Gegner nahm unheimliche Züge an.
    Könnte es noch ein gutes Einvernehmen zwischen Francesco und Ferdinando geben? Das aber wäre die Voraussetzung für ein friedliches Leben auch für Bianca. Die Sterne standen allerdings

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