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Der Schwur der Venezianerin

Der Schwur der Venezianerin

Titel: Der Schwur der Venezianerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Tschauder
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Schauspieler ihre Darbietung an.
    Und es ging weiter so. Ein neutraler Betrachter hätte Schwierigkeiten gehabt all diese künstlerischen Darbietungen zu erfassen, geschweige denn später darüber zu berichten. Die Allegorien, die Geschichten fanden ihren Höhepunkt in einem Abschlusswagen.
    Wie das Letzte, so das Ganze. In diesem Sinne hatten die Künstler den letzten Wagen als den imposantesten gestaltet. Die Venezianerin Bianca Cappello erfreute sich der großherzigen Hommage an Venedig. Eine eindrucksvolle Galeere verkündete den Sieg der venezianischen Flotte 1571 unter Mithilfe der Spanier und der päpstlichen Schiffe. In Lepanto oder auch Naupaktos, am Eingang zum Golf von Korinth. Dort hatte vor allem die venezianische Galeerenflotte eindrucksvoll bewiesen, wie sie eine zahlenmäßig überlegene gegnerische Flotte durch kluge taktische Manöver schlagen konnte. Die Venezianer hatten mehr als das gemacht. Bei ihnen verbanden sich Klugheit, technisches Geschick und eine ungeheure Tapferkeit. Sie hatte unter dem Druck der Bedrohung durch das Osmanische Reich einen neuen Schiffstyp entwickelt, wie sie gehört hatte, die Galeasse, die Kampfmaschinen, die ihnen im Wesentlichen den Sieg gebracht hatten. Ein Sieg, der in der Welt Ähnliches suchte. Die Türken waren vernichtend geschlagen und bei ihrem Vormarsch nach Europa zurückgedrängt worden. In dem Moment war Bianca stolz darauf eine Venezianerin zu sein. Was hatte Francesco d’Medici dem entgegenzusetzen? War er lieber mit ihr im Bett geblieben, als sich um die Verteidigung seiner Welt zu kümmern? Oder hatte er wieder einmal die Kampftruppen mit Geld entlohnt, um sich freizukaufen?
    Der pompöse Zug begeisterte die Florentiner und die Gäste aus aller Welt. Die Menschen der Metropole Toskana zeigten sich stolz auf ihre Stadt, auf das Großherzogspaar, auf die Künstler und sie begannen Bianca zu lieben, die sie mit diesen Schönheiten verzauberte.
    Unter dem Beifallssturm der Gäste verließ der letzte Carro den Cortile. Es war dämmerig geworden. Der milde Frühherbsttag neigte sich dem Abend zu. Die Fackeln und Öllampen wurden entzündet, die Hochzeits- und Krönungsgesellschaft wandte sich, angeregt durch den Huldigungszug, den köstlichen Genüssen zu. Florenz erging sich im Taumel einer Vergnügungswelle, es huldigte seinem Fürstenpaar, das Fürstenpaar huldigte sich selbst, und die Renaissance feierte einen einzigartigen Triumph. In Allegorien und antiken Gestalten, mit übergroßen Bildern und Wasserspielen stellte sich die Herrscherfamilie in den Bildern dar, wie sie gerne nach außen erscheinen wollte, ähnlich dem Porträt des großen Künstlers, der seinen Herrscher nach dessen Vorgaben abbildet.
    Dabei war der Huldigungszug, der selbstinszenierte Spiegel des eigenen Machttraumes, nur der Beginn der Festlichkeiten. Während nach Beendigung des pompösen Vorbeimarsches das Großherzogspaar die Ehrungen und Huldigungen der europäischen Fürstenhäuser entgegennahm, erfreute sich das Volk auf den Piazze und in den Straßen von Florenz. Seiltanzakrobaten liefen auf der Piazza della Signoria bis zum Turm des Palazzo Vecchio hoch. Jongleure und Gaukler, Komödianten und Bänkelsänger und nicht zuletzt die vielen fahrenden Händler, die sich bei diesem Massenandrang eingefunden hatten, um ein besonders gutes Geschäft zu machen.
    Aus Rom und Neapel aus Venedig und Mailand waren sie angereist, die Bettler und Taschendiebe, die Verkrüppelten und die Huren, um organisiert oder alleine, den Rahm des Festes abzuschöpfen. Mehr am Straßenrand als mitten im Geschehen staunten die wirklich Armen, viele Bauern und Handwerker vom Lande, und derer gab es nicht wenige.
    Eine Attraktion besonderer Art fand auf der Piazza Santa Croce statt. Ein begeisterndes Fußballfest. Der „Calcio in Livree“ lockte viele Zuschauer an. Ein Fußballspiel der besonderen Art wurde an diesem Tag geboten. Edelmänner kämpften aus Anlass der Hochzeit der Hoheiten gegeneinander. Es galt ohne Waffen mit einem Lederball, der mit Wind gefüllt war, gegeneinander zu spielen. Als Ritter stellten sich die Edelleute dar, in Samt, Satin oder Seide gekleidet. Auf jeder Seite fanden sich 27 Edelmänner ein, die versuchten, den Ball über die hintere Begrenzungslinie der Gegenseite zu bringen. Es war nahezu alles erlaubt. Der Ball wurde getreten und geworfen, geschlagen und mit dem Kopf transportiert. Jede Mannschaft hatte seinen eigenen Fahnenträger, der jeweils eine der reichen

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