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Der Schwur der Venezianerin

Der Schwur der Venezianerin

Titel: Der Schwur der Venezianerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Tschauder
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einer solchen Vermählung könnte das Haus Cappello endgültig in die Geschichtsbücher Venedigs einziehen. Andere Familien, auch in Florenz, hatten es ihm längst vorgemacht.
    Schönheit und die Lehre Biancas bei Tante Gritti kamen Bartolommeo Cappello ebenso entgegen, wie sie Bianca entgegen kamen. Nur hatten beide unterschiedliche Vorstellungen von der Ausbeute.
    Bartolommeo schwankte. Seine Unsicherheit und die vielen Abenteuerreisen, die er unternahm, schenkten Bianca mehr Zeit für ihre Bildung und die Lehrstunden im Palazzo am Canal Grande.
    „Noch weiß ich nicht alles, Tante Gritti“, drängte sie. „Eine innere Stimme sagt mir, dass Lucrezia nicht allzu lange warten wird, um mich Eurem Einfluss zu entziehen.“
    „Möglich ist es“, antwortete die Tante. Sie hatte noch nie etwas an diesem Weib finden können, mit dem sich Bartolommeo wieder verheiratet hatte. Sie mochte diese trockene, bigotte Hexe nicht, für die sie nur ein bedauerndes Axelzucken übrig hatte.
    „So lass uns fortfahren mit den Lehrstunden für das praktische Leben“, lächelte sie. „Du weißt schon so viel, dass ich dich sorgenfrei aus meinem Unterricht entlassen könnte. Doch wollen wir uns den Feinheiten widmen.“
    Sie ging über zu einem Bereich, den sie ‚Handlungen des Körpers‘ nannte.
    „Was ist es, was Euch, Tante Gritti, so anziehend macht?“, wollte die Jüngere wissen.
    „Es ist all dies, was du in diesen Tagen lernst. Es ist die Summe des Aussehens und des Handelns. Bildung gepaart mit ein wenig reifer Schönheit ergibt ein Bild, das anziehend wirkt. Aber denke stets daran, nur dein eigener Wille ist entscheidend. Wenn du es nicht willst, lass es sein. Werde niemals zum Sklaven eines Mannes, noch nicht einmal zum Sklaven seiner Vorstellungen.
    Mit jedem Tag des bewussten Handelns bewegte sie sich königlicher, und ihr vollendetes Eigenbewusstsein ließ sie im Auftreten sicherer und überzeugender werden. Die Stunden zwischendurch, die sie mit Valeriano Balzano verbrachte, setzten das Tüpfelchen auf das i. Sie erkannte, dass dieses Wissen für ihr Leben von Bedeutung war. Ob es bei den Medici Sinn machte, wäre eine ganz andere Frage, äußerte sich einmal Valeriano.
    Das Handeln und Sein von lebenden Despoten galt als Steckenpferd des gottlosen Gelehrten. Und es kam der Tag, an dem er ihr die tyrannische Herrschaft des florentinischen Herzogs, Cosimo, erklärte.
    „Was soll ich mit Cosimo und Francesco, seinem Sohn“?, fragte sie enttäuscht. „Ich lebe in Venedig und gedenke hier die Tage zu verbringen. Geschichte hat mich noch nie interessiert.“
    Valeriano äußerte sich nicht über ihre sprunghafte Einstellung. Noch vor wenigen Tagen hatte Bianca angedeutet, sie möchte Francesco de Medici die Ohren lang ziehen. Er ahnte nicht, dass seine Schülerin längst das Spiel der Veränderung spielte.
    „Nehmt es als Beispiel, betrachtet dieses Wissen, das Ihr erlernt, als Fügung oder einfach als allgemeines Wissen, mit dem ihr in Gesprächen überraschen könnt. Und nicht zu vergessen, Wissen ist das, was Euch niemand nehmen kann. Es ist auch das, was nicht verblüht und verloren geht.“
    Eines Tages würde sie ihrem Meister dankbar für jedes Wort aus dem Hause des Herzogs von Florenz sein. Doch schon während der Berichte des Valeriano geriet sie unbeabsichtigt in Bewunderung über die Härte des Cosimo und die Art, wie er die Ziele zu erreichen pflegte. Ihre Gefühle und Bewunderung verschwieg sie weise, zeigte wachsende Anteilnahme an dem despotischen Verhalten des toskanischen Herzogs.
    „Er herrscht wie ein König in seinem kleinen Königreich, uneingeschränkt und niemand wagt, sich zu widersetzen. Seine Untertanen sind ihm unterworfen, ihr Leben und ihr Wert werden allein von ihm bestimmt. Das Recht in diesem Lande ist das Willkürrecht eines Despoten. Mit einem Heer von Spionen, mit bezahlten Denunzianten schüchtert er die Menschen ein. Niemand wagt, sich frei zu äußern. Gedungene Mörder sind bereit, für einen kleinen Lohn, die Feinde zu erdolchen. Allzu oft sind es die ehemaligen Söldner, die als Briganten durch die Lande ziehen, sich des Hab und Gutes der armen Bauern zu bemächtigen. Dazu ist er feige. Wenn es um einen Krieg geht, ist er nicht an vorderster Front zu finden. Er kauft sich mit seinem Geld die brutalsten Heerführer, die er selbst noch nicht einmal ihn seinem Hause haben möchte. So geschehen bei der Schlacht und Belagerung gegen Siena.“
    „Seid Ihr nicht ein wenig zu

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