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Der Schwur der Venezianerin

Der Schwur der Venezianerin

Titel: Der Schwur der Venezianerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Tschauder
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Sünden seines Herrn nicht vertragen und wurde darob erst wie ein Eunuch, dann verlor er gänzlich seine Stimme. Heute krächzt er manchmal gar wie ein dünnes Vögelein, und die frommen Leute meinen, der Herr habe ihm die Stimme zurückgegeben. Doch glaubt mir, frommer Bauer, wir haben ein Gelübde getan, dass wir den Weg bis Rom verfolgen wollen, um den Heiligen Vater selbst um Hilfe anzuflehen. Wie steht es denn um Eure Sünden, freundlicher Herr. Schon manches Mal hat die gute Gabe für den armen Mönch die Sünden seines Gebers gelindert. Nehmt uns ein Stück des Weges in Eurem Karren mit, und lasst die edle Bauersfrau an Eurem Glücke teilhaben, wenn sie uns den vollgefüllten Mittagsteller reicht.“
    „Doch frommer Herr, es ist noch nicht die Mittagszeit, um bei der Bäuerin den Besuch zu machen.“
    „So fahre er denn gleich wieder, wenn er uns an seinem Hofe abgeliefert hat, auf sein Feld zurück, derweil wir Erschöpften uns ein wenig ausruhen können.“
    Gesagt getan. Der arme Bauer war sich gleich wegen einer Schuld bewusst, was die auch immer war, machte kehrt mit seinem Karren und fuhr die beiden frommen Brüder auf den Hof zu seiner Bäuerin. Mit Kniefall und mit frommen Sprüchen bedankte sich die Bäuerin für die große Ehre, die christlichen Mönche bewirten zu dürfen. Sie lud sie ein, zuvor sich zu erholen in einem Strohbett in dem Haus.
    „Der heilige Pietro segne Euch“, sang der Mönch wie eine Litanei, „der Schutzpatron von allen redlichen Bauern wird es Euch zu lohnen wissen. Dank sei Euch gesagt Ihr Leute, doch nehmen wir zuerst die Gastfreundschaft einer Liegestätte dankend an. Zu lange sind wir schon gelaufen, die Füße scheinen wund zu sein, und trocken unsere Kehle.“
    „So nehmt denn auch ein Schlückchen Wein an für den Durst“, beeilte sich die Bäuerin zu sagen.
    „Nun, wenn nichts anderes im Hause ist, bevor wir unsere Christenpflicht der Buße aufgeben müssen, so nehmen wir mit schwerem Herzen auch einen Tropfen Wein.“
    Die Bäuerin stellte einen Krug mit Wein auf den Tisch. Pietro vergaß die Kutte und sog so kräftig an dem Becher, dass für den kleinen frommen Bruder kaum etwas übrig blieb.
    „Er ist noch jung und darf nicht zu viel Wein genießen“, ließ er die Frau wissen, „auch wäre ein Krug Wasser besser für das Bürschlein.“
    Später stellte Bianca ihn deswegen in der Kammer zur Rede.
    „So helft uns Ihr Mönche“, nutzte die Bäuerin die Anwesenheit der Bettelmönche, „einen bösen Geist aus unserem Hause zu verjagen. Er macht uns zu schaffen, seit wir das Haus von unserem Vater geerbt haben. Er tobt sich meist des Nachts aus, aber macht einen Lärm, dass man oft nicht schlafen kann. Es ist bestimmt ein böser Geist, und selbst der Pastor aus dem Dorf war nicht imstande ihn in sein Reich der Hölle zu verjagen.“
    „Oh gute Frau, wir werden uns bemühen, den Geist zu vertreiben und ich bin sicher, es wird gelingen. Wir verstehen uns auf dieses Handwerk mit Gottes Hilfe. Des Öfteren schon haben wir manch unglückselige Hütte befreit von bösen Geistern. Und sollte es zu stark mit dem Lärm werden, so macht Euch keine Sorgen. Die Geister gehen nicht einfach. Sie wehren sich, versuchen, selbst uns fromme Mönche zu vertreiben.“
    „Ich sehe schon, Ihr versteht Euer Werk. Um nicht allzu sehr gefangen zu werden, geh ich dieweil in den Garten, um nicht die gottesfürchtige Arbeit von Euch Herren zu stören.“
    „Gut tut Ihr, Bäuerin, daran. Doch nun wollen wir uns an die Arbeit machen.“
    Sie stiegen die Treppe hinauf, betraten das Zimmer, entkleideten sich und schmiegten sich aneinander.
    „Höre zu Pietro, du hast dich zu schnell an den Mönch und den Heiligen gewöhnt. Wir sind erst ein paar Stunden unterwegs und schon machst du Rast, trinkst Wein und lässt dir ein Bett zuweisen. Auch brauchtest du mir nicht so kräftig gegen das Bein zu treten, als ich den Bauern etwas fragen wollte.“
    „Nun lass es gut sein, Bianca“, tröstete er sie. „Besser ein langsamer und guter Weg, als schnell und dem Tode nahe anzukommen. In Florenz sollten wir nicht verhungert ausschauen, wenn wir auf meine Eltern stoßen. Sie sollten wissen, dass deine Herkunft reicher und edler Natur ist.“
    „Und was soll das Gerede von dem Austreiben des bösen Geistes. Wie willst du das bewerkstelligen? Was ist dein Plan?“
    „Schau durch diese Ritze von der Tür. Jedes Geräusch, jedes Stöhnen kann man von draußen vernehmen. So war es wichtig der

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