Der Schwur der Venezianerin
Bauersfrau einen Grund zu geben, das Haus zu verlassen.“
„Wie soll sie denken, wir würden die Geister austreiben?“
„In meiner Kammer und auf dem Schiff habe ich bemerkt, wie herrlich du stöhnen und jammern kannst. Du brauchst hier nur das Gleiche zu tun.“
„Das lustvolle Stöhnen und Jammern, Geräusche der körperlichen Liebe sind etwas anderes, als die Geister erzeugen. Und gestöhnt habe ich nur, wenn der lustvolle Akt zu Ende ging.“
Pietro lachte.
„Dann lass uns immer wieder von vorne beginnen. Die Vielfalt deines Tobens, deine Schreie und Jammern? Meinst du, die Bauersfrau würde den Unterschied zur Teufelsaustreibung kennen?“
„Lass es uns ausprobieren“, flüsterte Bianca mit halb geschlossenen Lidern und warf sich auf das Bett. Sie war schon nackt und er konnte es nicht erwarten, ihren lustvollen Tempel zu erobern.
Sie genossen auf den Strohsäcken die Liebe. Manch ein Geräusch drang durch die offenen Fenster, lautes Rufen und wildes Stöhnen. Die Bäuerin lauschte angestrengt und schüttelte gutgläubig ihren Kopf.
„Geister Austreiben ist ein anstrengendes Geschäft“, murmelte sie.
Die Mönche erhoben sich mit heißen Wangen, ohne auch nur ein Auge zugetan zu haben und fragten die Bäuerin nach einer Suppe.
Die Bauersfrau schaute sie bewundernd an, als sie die Kammer verließen.
„Der Schlaf war uns nicht vergönnt“, bedauerte Pietro, „doch haben wir den bösen Geist vertrieben. Er wird Euch längere Zeit nicht mehr belästigen. Es war ein hartes Stück Arbeit.“
„Eine einfache Gemüsesuppe in einsamer Gegend wiegt ein ganzes Festmahl am Königshof auf. Das Mittagsmahl war einer Grafentochter würdig“, lachte Bianca, als sie sich längst wieder mit frommen Wünschen für das Haus auf den Weg gemacht hatten.
Mönch Pietro ging das Erlebnis der Teufelsaustreibung nicht aus dem Sinn. Soviel Leidenschaft brachte ihn jetzt noch zum Stöhnen. „Und das sollte er ab jetzt jeden Tag genießen können, vielleicht mehrmals am Tag?“
Die Unfassbarkeit des sexuellen Genusses ließ ihn ein zauberhaftes Leben erwarten.
Er hatte bald seinen Text sehr gut gelernt und wusste sich immer gut auszudrücken.
Begegneten sie auf langer Strecke niemandem, ging es steil bergan oder durch ein langes Waldstück hub Biancas Begleiter gleich mit einem Klagelied an, das einem Herz und Bein erweichen konnte.
„Meine Füße schmerzen, meine Beine versagen und mir bleibt die Luft weg. Es geht nur bergan und der Weg scheint immer länger zu werden.“
„Was jammerst du?“, warf sie ihm vor. „Wenn du mich nicht haben willst, dann kehre um, gehe in deine Bank in Venedig zurück, suche dir ein neues Weib. Ich komme alleine zurecht. Wenn du mich aber haben willst, dann besinne dich. Schlage endlich einen vernünftigen gangbaren Weg vor, der uns beide und unser Kind in eine gute Situation bringt. Vor allem aber hör auf zu jammern. Du förderst meine Liebe nicht.“
Nach diesen Worten lief sie umso schneller weiter, sodass Pietro Mühe hatte, ihr zu folgen.
Trotz des nörgelnden Anhangs machten Ihre Gedanken Luftsprünge. Sie war frei wie ein Vogel.
Eben noch hatte er sich voller Lust auf die tägliche Liebe gefreut, jetzt schien sie ihm zu entschwinden.
So zog er sich ohne Worte in sein Inneres zurück. Wer weiß, welchen Weg er suchen mochte. Ihr war es gleichgültig. Bianca wurde langsam seiner überdrüssig.
Scharlatane in Brisighella
„Bot ihr der Weg durch den Apennin nicht eine gute Möglichkeit ihren ‚Banker’, wie sie ihn manchmal nannte, eingehend zu studieren?“
Doch auch Bianca fragte sich mehr als einmal: Hört das niemals auf?
Eine Reihe von Tagen war vergangen, der Weg nach Florenz wollte nicht kürzer werden. Endlos zog sich die alte Römerstraße am Flusslauf der Lamone entlang, hinter jeder Biegung erschien nur ein neuer Weg mit einer neuen Biegung in einiger Entfernung. Im Tal war es zu dieser Jahreszeit noch recht warm, die Sonne erhitzte die Köpfe unter den Kapuzen. Bianca wagte nicht, auch nur einen Augenblick die Mönchsbedeckung von ihrem Kopf zu nehmen. Allzu leicht hätte ein unbemerkter Beobachter ihre langen, blonden Haare entdecken können, manch ein Wegelagerer hätte sich gerne des hübschen, langhaarigen Mönchleins angenommen. Sie vermutete nicht zu Unrecht, die Spione Lucrezias seien längst auf ihrer Spur. Die Füße schmerzten, die Schuhe wurden schlechter auf dem steinigen Weg. Allmählich stieg der Weg an in den Apennino Tosco
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