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Der Schwur der Venezianerin

Der Schwur der Venezianerin

Titel: Der Schwur der Venezianerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Tschauder
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Mildtätigkeit wiedergeschenkt. Das haben wir nur ganz selten auf unserer Reise erlebt. Eilt zu Eurem Weibe, berichtet ihm von der Güte und den Wundern des Herrn. Er hat Eure armselige Hütte heimgesucht. Wir werden nach unserem Gebet zu Euch kommen, um Euer Haus zu beehren.“
    „Fauler Pelz“, fuhr Bianca ihren Gefährten an, „kaum haben wir uns auf den Weg gemacht, da willst du bereits wieder ruhen und essen. Doch überdenke eines, Wein wird heute nicht getrunken und im Bett wird nicht der Liebe gefrönt. Lass mir eine getrennte Kammer geben. Außerdem bedenke, dass du durch solches Unterfangen stets unseren Weg verlängerst. Auch ich will endlich in Florenz einkehren und den Palast deiner Eltern sehen.“
     
    „Oh gütige Herren, Ihr könnt diese Flasche Wein nicht ablehnen. Es ist unsere Letzte, die wir genau für solche Anlässe aufbewahrt haben. Wir schätzen uns glücklich, wenn Ihr davon kostet, und noch ein weiteres Gebet für uns Eurem Tun anhängt. Wir preisen den Herrn, dass er Euch in unser tristes Heim geleitet hat. Gott ist uns gnädig“, die Bäuerin beeilte sich, die beiden frommen Mönche mit guten Gaben zu überschütten.
    „Habt Ihr denn auch zwei Kammern für unsere ermüdeten Körper“, forschte Pietro nach.
    „Wir sind zu Tode betrübt, fromme Brüder, wir haben nur diese eine Kammer, in der Ihr schlafen könnt. Auch steht dort nur eine einzige Liegestadt, sodass Ihr beide mit derselben vorlieb nehmen müsst. Doch denken wir, es wird Eure Sinne nicht schmerzen.“
    „So folgen wir denn gerne Eurer Armut und sind glücklich, dass Ihr den letzten Wein, die letzte Kammer mit uns teilt. Wir werden auf der Liegestatt ein gemeinsames Gebet anstimmen und mit guter Laune den Herrn um Freude bitten.“
    „Raffiniertes Stück“, entfuhr es Bianca, als sie die Stiege hochkletterten.
    „Siehe, liebe Frau“, berichtete stolz der Bauer seinem Weib, „wieder hat der junge Mönch ein paar Worte dank unserer milden Opfergabe sprechen können.“
     
    Nun waren sie es seit vielen Tagen gewohnt, wie die frommen und auch drohenden Sprüche des Pietro den Leuten auf die Sprünge halfen. Immer wieder schaffte er es, das Beste für Leib und Seele zu ergattern. So nah an ihren Freund geschmiegt, vermochte auch Bianca nicht, den Reizen seiner Liebe zu entgehen. Sie genossen das enge Bett und achteten sehr sorgsam darauf, in der Liebe nicht zu verzagen. Die strengen Sitten der Eltern in Florenz mochten ihren Wünschen und Begierden bald entgegenstehen. Das kleine Häuschen wackelte und zitterte, als sei ein Beben ausgebrochen, und bald erschien der Bauer in der Tür. Entsetzt rief er den beiden zu:
    „Haltet an, es ist genug, der Herr wird Eure Gebete bald erhören.“
    Er starrte auf die unter einer Decke sich heftig bewegenden Körper, die nun mit einem Male wie erstarrt dort liegen blieben.
    „Schweig darüber Bauer“, fuhr Pietro ihn an, „Du bist nun Zeuge geworden, wie der Herr Eure Sünden überträgt auf dieses arme Bürschlein, es ist ganz starr geworden und wie gelähmt. Nun müssen wir aufs Neue die Gebete opfern, damit der Herr auch diese Sünden von ihm nimmt. Doch sage ich noch einmal, schweigt darüber, sonst werdet Ihr so starr sein wie der Knabe hier.“
    „Ich verspreche es, mein gütiger Herr, und niemals wird ein Laut darob über meine Zunge kommen, denn weiß ich doch wie schwer Euer Tun und Handeln ist, die Menschheit von der Sünde zu befreien.”
    Bald schon wusste das ganze Dorf von den Vorfällen in dem Bauernhaus, und die Menschen versammelten sich um die armselige Hütte. Sie baten die Mönche um ihre Gebete für die Befreiung von der Sünde. Es hielt sie sehr lange auf, und erst spät konnten sie ihren Weg, beladen mit den köstlichsten Früchten, fortsetzen.
    „Pietro höre zu“, nahm Bianca das Gespräch wieder auf, als sie das Dorf verlassen hatten, „nun lass es aber für die Reise genug sein. Wir sollten mit munterem Schritt der Heimat deiner Väter zustreben und dafür sorgen, dass wir die Dinge zwischen uns in Reine bringen.“
    Der Bursche stöhnte wie ein Wahlross, wusste er doch, dass unter der strengen Hand der Mutter ein gemeinsames Nächtigen unmöglich wäre, solange sie nicht in dem Sakrament der Ehe standen.
    Als Bürger der Stadt Florenz, als im Auftrag des Bankhauses Salviati stehend und noch dazu mit einer Schönheit am Arm, war es Pietro leicht, die Stadttore am Arno passieren zu können. Sie hielten Einzug über die Porta San Gallo im

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