Der Schwur des Highlanders
friedlicher Gedanke für die Nacht.«
Cormac kicherte. »Entschuldigt. Lasst nicht zu, dass Eure Träume davon überschattet werden«, fügte er in einem weitaus ernsteren Ton hinzu. »Ich habe das nie getan.«
»Ich bin erstaunt, dass Ihr überhaupt zum Schlafen gekommen seid, während Euch die Douglas verfolgten«, bemerkte sie, wobei sie bei dem Gedanken an die Gefahr, in der er vor so langer Zeit geschwebt hatte, zitterte.
»Na ja, allzu viel habe ich nicht bekommen, bis ich fast einundzwanzig Jahre alt war. Ich war so daran gewöhnt, vor jedem Douglas wegzulaufen, dass es, nachdem ich von meiner Unschuld erfahren hatte, noch eine Weile dauerte, bis ich damit aufhören konnte.« Cormac wunderte sich, dass er so frei über die schmerzliche Angst sprechen konnte, die er während der Zeit seiner Verfolgung erlitten hatte, kam aber zu dem Schluss, dass es die sanfte Intimität der Nacht war, die ihn zu einer solchen Ehrlichkeit anregte.
»Das war wahrscheinlich auch besser so.« Elspeth schloss die Augen und hoffte, dadurch der Versuchung zu begegnen, die Hand auszustrecken und ihn zu berühren und die Vertrautheit, die zwischen ihnen herrschte, weit über Worte hinaus zu steigern. »Es kann gut und gern sein, dass es eine Zeit dauerte, bis alle Douglas wussten, dass man Euch nicht mehr wegen des Mordes an einem ihrer Verwandten sucht. Gute Nachrichten verbreiten sich niemals so schnell und so weit wie schlechte.«
»Stimmt. Schlaft nun, Elspeth. Wir müssen uns in der Morgendämmerung wieder auf den Weg machen.«
Elspeth brummte eine undeutliche Zustimmung. Sie war müde, aber ihr war klar, dass der Schlaf nur langsam über sie kommen würde. Allerdings wünschte sie sich, dass Cormac aufhörte, mit ihr zu sprechen. Seine volle, tiefe Stimme drang durch die Dunkelheit zu ihr, streichelte sie und weckte die Sehnsucht nach seiner Berührung. Auch wenn sie vorhatte, ihn zu verführen oder ihn wenigstens dazu zu verlocken, sie zu verführen, war diese Nacht nicht geeignet, um mit diesem Spiel anzufangen. Sie waren beide zu müde und vorsichtig wegen ihrer Verfolger, und auch ein wenig vorsichtig gegenüber dem jeweils anderen. Schließlich war sie nicht mehr das Kind, das er vor so langer Zeit gekannt hatte, und er war nicht mehr der hübsche, verfolgte Jüngling, der ihr Jungmädchenherz geraubt hatte. Ihr Innerstes sagte ihr, dass er ihr Gefährte war, ihre große Liebe, aber sie zweifelte daran, dass er das Gleiche empfand. Da sie zudem Jungfrau war, brauchte sie ein bisschen Zeit, um ihre Entscheidung, mit ihrer Keuschheit zu spielen, zu akzeptieren.
Cormac zwang sich, der schmalen Gestalt, die sich nur wenige Schritte von ihm entfernt zusammenrollte, den Rücken zuzudrehen. Noch nie zuvor war er, abgesehen von Isabel, von einer Frau so sehr angezogen worden. Zu seinem Leidwesen war es Jahre her, sofern es überhaupt jemals so war, dass Isabel sein Begehren so schnell und heftig geweckt hatte. Er sagte sich, dass es die Entbehrung sein konnte, die eine solche Reaktion hervorrief. Es war viel Zeit vergangen, seit er das letzte Mal mit Isabel oder einer anderen Frau geschlafen hatte. Vielleicht würde sich diese Anziehungskraft abschwächen, wenn er seinem Verlangen eine Weile nachgab.
Er seufzte leise. Oft war er monatelang, sogar ein ganzes Jahr unterwegs, ohne sein Verlangen stillen zu können. Die wenigen Male, in denen er schwach wurde, suchte er die Quelle seiner Lust meist nur ein einziges Mal auf, manchmal auch ein paar Mal, und schon war er geheilt. Hätte eine andere Frau diesen verschlungenen Schmerz zwischen seinen Leisten verursacht, hätte er genau das jetzt getan, aber nicht bei Elspeth. Er schuldete ihr und den Murrays zu viel, um sie so herzlos zu behandeln. Das Mädchen war zweifelsohne Jungfrau, und er konnte sie dessen nicht berauben, um einzig und allein sein brennendes Verlangen zu stillen, egal wie stark es war. Bald würde er seine Isabel wiedersehen, und sie würde sich um seine Bedürfnisse kümmern.
Es war in Wirklichkeit die Einsamkeit, sagte er sich, als er die Augen schloss und nach der beruhigenden Berührung des Schlafes die Hand ausstreckte. Während er seiner Isabel fern war, nagte diese oft an ihm. Wenn sie ihn an ihre Seite rief, wie erst vor wenigen Tagen, war sie besonders groß, denn während er zu ihr ritt, war er voller Hoffnung und Begehren, aber auch voller Angst, einer Angst, die ihm die Kehle zuschnürte. Zu oft war er zu spät gekommen und hatte nur die eine oder
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