Der Schwur des Highlanders
diesen Verrat schönzureden. Es würde nicht einfach sein, ihm die Augen zu öffnen. Elspeth fürchtete, dass er schon so lange die Wahrheit nicht sehen wollte oder sie weginterpretierte, dass er sie selbst dann nicht anerkennen würde, wenn sie ihm in den Schoß fiel. Isabel war für ihn eine Heilige, eine wunderschöne Märtyrerin, eine gequälte Seele, die von ihren Verwandten aus Eigeninteressen heraus benutzt wurde. Elspeth hätte sich am liebsten übergeben.
Was ihr Rätsel aufgab, war die Frage, warum Isabel Cormac so eng an sich band. Zweifelsohne sah er gut aus und mochte auch ein sehr guter Liebhaber sein. Seine Küsse hatten ganz gewiss nichts zu wünschen übrig gelassen. Dennoch schien die Tatsache, dass Isabel alles tat, um Cormac zehn Jahre lang nach ihrem Rocksaum lechzen zu lassen, eine verquere Form von Treue oder Zuneigung vorauszusetzen. Dass Isabel sich wirklich für Cormac interessierte, weigerte sich Elspeth jedoch zu glauben.
Das Warum und Wieso für Isabels Handlungen gegenüber Cormac konnte sie, so beschloss sie verärgert, später herausfinden. Was jetzt von Belang war, war die Tatsache, dass sie einen Mann liebte und begehrte, der mit Herz und Verstand einer anderen Frau verfallen war. Elspeth hatte keine Ahnung, was sie dagegen tun konnte, sofern sie überhaupt etwas dagegen tun konnte. Cormac begehrte sie. Sie hatte sein Verlangen gespürt, es gekostet. Doch auch wenn es aufregend war, bedeutete es nicht viel. Das Verlangen der Männer war zu schnell geweckt, zu oberflächlich und oft auch zu vergänglich.
Dennoch, so überlegte sie, während sie ihm nach ihrer kargen Mahlzeit beim Aufräumen half, war sie vielleicht in der Lage, dieses Verlangen zu nutzen. Er hegte eindeutig Zweifel an seiner geliebten Isabel. Elspeth nahm an, dass Isabel seine erste Liebe war, ja vielleicht sogar die erste Frau, mit der er geschlafen hatte, und keine andere Frau hatte es geschafft, dieses Band zu zerreißen. Möglicherweise hatte er keiner die Chance dazu gegeben.
Es bestand aber auch die Möglichkeit, dass er alle Versuche anderer Frauen, sein Interesse auf sich zu ziehen, von sich abgetan hatte. Nun, sie hieß eine wahre Herausforderung schon immer gerne willkommen. Allerdings war sie sich nicht sicher, dass sie überhaupt so etwas wie eine Wahl hatte. Ihr Körper verlangte nach ihm, und auch ihr Herz. Irgendwie schien es geradezu eine Sünde zu sein, nicht einmal den Versuch zu wagen, ihn zu gewinnen, selbst wenn sie dabei, was ihr völlig bewusst war, eine Menge Regeln brechen musste.
Nein, überlegte sie, während sie sich unter ihrer Decke zusammenrollte und Cormac dabei beobachtete, wie er das Feuer bedeckte, sie würde ihn nicht mit schmeichelnden Worten, warmen Blicken und sanften Tändeleien gewinnen. Sie würde wagemutig sein und alle Vorbehalte und jungfräuliche Zögerlichkeit über Bord werfen müssen. Um dieses Band zu brechen, würde sie ihm alles geben müssen, auch das war ihr durchaus bewusst. Es war ein beängstigendes Spiel, denn wenn sie es verlor, würde ihr Stolz in Stücke zerrissen, ihre Unbescholtenheit weggeworfen und ihr Herz einem tief gehenden, vielleicht immerwährenden Schmerz ausgesetzt sein. Doch dann dachte sie an das, was sie erhielt, wenn sie gewinnen sollte, und sie schmunzelte.
»Warum schmunzelt Ihr?« Cormac fragte sie, während er sich in seine Decke wickelte und ihr ein halb verwegenes Lächeln schenkte.
Es würde schwierig sein, ihn zu verführen, wenn er immer bis auf zwei Schritte Abstand hielt, dachte sie insgeheim, als sie ihm antwortete. »Es war kein Schmunzeln, es war ein Ausdruck gelinder Erheiterung.«
Cormac lachte. »Was also erheitert Euch?«
Da sie ihm nicht die Wahrheit sagen konnte, zuckte sie mit den Schultern. »Ich bin frei.«
»Im Moment.«
»Habt Ihr Bedenken, dass Sir Colin uns aufspüren könnte?«
»Ein wenig. Wir haben durchaus die Chance, ihm zu entkommen, aber ich ziehe es vor, wachsam zu sein. Ich lernte das damals, während ich mich vor den Douglas versteckte, sehr zu schätzen.«
»Es ist wohl klug«, sagte sie mit einem Seufzen. »Aber mir behagt der Gedanke nicht, ständig einen Blick über die Schulter werfen zu müssen.«
»Es ist keine angenehme Art, durch das Leben zu gehen, das gebe ich zu, aber wenigstens hält es einen am Leben. Immerhin ist es sehr schwer, einem ein Messer in den Rücken zu jagen, wenn man sich ständig nach den eigenen Schulterblättern umsieht.«
»Na, das ist ja ein sehr schöner,
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