Der Schwur des Highlanders
keine Zeit und rannte davon, verschwand im Dunkel der Bäume.
»Sollen wir ihn verfolgen?«, fragte Owen.
»Nein.« Cormac wischte sein Schwert an Wills Wams ab und steckte es in die Scheide. Als er sich grimmig den Tribut ins Bewusstsein rief, den Sir Colins Begierde nach Elspeth gekostet hatte, wurde ihm übel. »Es ist vorbei.«
»Er könnte zu Sir Colin gehen und den Mann auf unsere Spur hetzen.«
»Möglich, obwohl er zu verstehen gab, dass Sir Colin ein Versagen sehr hart bestraft. Aber er blutet, ist unbewaffnet und vermutlich zu Fuß unterwegs, selbst wenn er sich entschließt, diesem Mann gegenüberzutreten, wird er nicht sonderlich schnell sein.« Er schaute seine Freunde an und lächelte schief. »Und keiner von uns befindet sich in dem Zustand, einen Mann zu verfolgen.«
»Ja, sehr wahr.« Owen fuhr zusammen und schob sein Hemd weit genug hoch, um einen Hieb im rechten Unterleib zu untersuchen.
»Gott, Owen, das hätte dir fast die Gedärme herausgeholt«, schimpfte Paul. »Lass besser Elspeth danach sehen.«
Cormac schaute zu der Stelle, wo Elspeth zuletzt gestanden hatte, aber sie war nicht da. Da sah er, wie sie direkt hinter ihm zur anderen Seite des Lagers rannte. Ihre Schritte wurden unsicher, als sie sich Muddys Körper näherte, fast kroch sie auf die Katze zu. Seine beiden Freunde folgten seinen Blicken und seufzten.
Später, wusste Cormac, würde er etwas Erheiterndes an all dem finden, aber jetzt war er zu besorgt um Elspeth und zu erschöpft vom Kampf. Dennoch hätte er fast darüber lachen müssen, wie er und seine Freunde dastanden, unfähig, sich zu bewegen, und besorgte Blicke tauschten. Sie waren kampferprobte Soldaten. Sie hatten eben fünf Männer getötet. Jeder von ihnen stand da, und Blut tropfte aus mehreren kleinen Wunden. Aber jeder von ihnen zögerte, hatte Angst, einer kleinen, grünäugigen Frau gegenüberzutreten, die vielleicht gleich feststellen musste, dass ihr hässlicher Kater tot war. Cormac atmete tief durch, um sich zur Ruhe zu bringen, und ging, sich schwach seiner Freunde bewusst, die sich hinter ihm herschoben, auf Elspeth zu.
Elspeth kniete bei ihrem Kater. Man konnte unmöglich sagen, ob er atmete, aber sie wusste, dass das noch nicht hieß, dass er tot war. Sie konnte kein Blut finden, konnte nichts Verkrümmtes oder Gebrochenes erkennen. Nachdem sie einen Augenblick ihre Hände fest ineinandergeschlungen hatte, streckte sie zögernd eine Hand aus. Sie bemerkte, dass sich die drei Männer hinter ihr versammelt hatten, spürte ihre gespannte Aufmerksamkeit und war berührt von dieser Besorgnis, auch wenn es vermutlich mehr ihr als dem Kater galt. Mit einem tiefen Atemzug, voller Angst, dass der Körper unter ihrer Hand kalt sein könnte, streichelte sie ihren Kater.
8
Muddy schnurrte.
Elspeth spürte, wie ihr Tränen in die Augen traten, als sie den Kater eingehender nach Verletzungen untersuchte. Die drei tiefen Erleichterungsseufzer hinter ihr brachten sie dann aber fast zum Lachen. Sie ertrug die drei kräftigen Klapse, die sie auf den Kopf bekam, bevor sich die Männer entfernten. Als Muddy sich hochrappelte und den Kopf schüttelte, wobei er ein wenig taumelte, setzte sie sich hin und lockte ihn auf ihren Schoß.
Während sie den Kater streichelte und die Gelegenheit nutzte, ihn einmal mehr nach ernsthaften Verwundungen abzutasten, beobachtete Elspeth die Männer dabei, wie sie die Leichen aus dem Lager schafften. Fünf Tote. Sie konnte es nicht fassen. In ihrem Herzen fand sich eine Spur Traurigkeit um die toten Männer, allerdings nicht sehr viel, denn sie hätten Cormac, Owen und Paul, ohne zu zögern oder Schuldgefühle zu empfinden, getötet. Es gelang ihr nicht, aber zu gerne hätte sie verstanden, warum Sir Colin Männer hinter ihr herschickte, die töteten oder getötet wurden, nur um sie in sein Bett zu zerren. Er würde dort keine Freude finden, denn sie wollte ihn nicht und hatte das sehr deutlich gemacht. Zudem musste er wissen, dass sie jede Stunde ihres Lebens damit verbringen würde, für ihre Freiheit zu kämpfen.
Cormac und seine Freunde setzten sich um das Feuer, und Elspeth bemerkte, dass sie Wunden hatten, die versorgt werden mussten. Sie trug Muddy zum Feuer, setzte ihn auf eine Decke, die Owen hastig hinlegte, und holte ihren Kräutersack. Wie ihr schien, reinigte sie stundenlang Wunden – kleine, die nur einer Salbe, und größere, die einiger Stiche bedurften. Abgespannt und zutiefst niedergeschlagen nahm sie Muddy hoch,
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