Der Schwur des Highlanders
erwiderte er auf die unausgesprochene Frage, die Elspeth nicht verbergen konnte. »Meine kleine Cousine war eine harte Frau.«
»Natürlich, es hätte mir klar sein müssen, dass das der Grund ist, warum Ihr ihr so ähnlich seid. Was haben wir doch für eine nette Unterhaltung. Gerade so wie alte Freunde. Vielleicht solltet Ihr mich losbinden, und ich bringe uns beiden ein Bier.«
Sir Colin lachte, als er sein Wams beiseitewarf und sein Hemd aufzuschnüren begann. Dann spannte er sich plötzlich an. »Was war das?«
Auch Elspeth hörte es. Das deutliche Geräusch eines Schwertkampfs erschütterte den Frieden vor der Tür. Da draußen konnte alles Mögliche geschehen, sogar ein Streit unter Sir Colins Wachen. Sie wollte lieber glauben, dass Cormac es war, und lachte leise, als Sir Colin gerade in dem Augenblick hochschoss, um sein Schwert zu holen, in dem so ungestüm gegen die Cottagetür getreten wurde, dass sie aufsprang.
»Aha, Sir Colin, ich fürchte, der Tod ist eben an Eurer Tür angekommen.«
11
Der Anblick, der Cormac begrüßte, als er die Tür zum Cottage auftrat, hätte ihn fast vor Wut brüllen lassen. Das Einzige, was ihn davon abhielt, zu schnell und zu blindlings zu handeln und ihn und Elspeth mit seinem Leichtsinn zu gefährden, war Elspeth selbst. Ihre beinahe schon fröhlichen Worte hätten ihn beinahe zum Lachen gebracht. Und sie lächelte ihn an. Sie war ans Bett gefesselt und mit bleifarbenen Blutergüssen übersät, doch sie lächelte.
»Ich weiß nicht, wer verrückter ist, Mädchen, du oder ich«, sagte Cormac, der den größten Teil seiner Aufmerksamkeit auf Sir Colin richtete, der, wie Cormac erleichtert feststellte, beinahe noch vollständig angezogen war.
»Du natürlich. Ich platze nicht mit einem Fußtritt gegen die Tür der Leute ins Haus«, erwiderte sie, fast schwindlig vor Erleichterung, ihn lebend zu sehen und bereit, Sir Colins Wahnsinn ein Ende zu machen. »Ich nehme nicht an, dass du Zeit hast, mir die Fesseln aufzuschneiden, bevor du mit diesem Idioten kämpfst.«
»Falls ich in deiner Nähe herumtänzle, während ich diesen Verrückten mit meiner Geschicklichkeit und meiner Anmut blende, kümmere ich mich gewiss darum.«
»Danke. Gut, dann geh es an. Bring ihn um.«
»Blutrünstiges Frauenzimmer.«
»Wo Ihr beiden Euch jetzt begrüßt habt«, blaffte Sir Colin, »können wir vielleicht mit dem Geschäft, Euch zu töten, fortfahren, Armstrong?«
»Oh ja? Glaubt Ihr denn, dass Ihr es besser versteht als Eure angemieteten Grobiane?«
»Ihr habt sie alle umgebracht, oder?« Sir Colin schüttelte den Kopf und ließ ein »Tss!« verlauten. »Dein Liebhaber ist ziemlich blutrünstig, nicht wahr, Elspeth?«
»Ich habe Euch nicht erlaubt, derart vertraulich mit mir zu sprechen«, antwortete sie.
»Eine sehr scharfe Zunge für ein Mädchen, das nackt und gefesselt in einem Bett liegt«, murmelte Sir Colin, bevor er, fast süßlich, Cormac anlächelte. »Ihr habt doch gesehen, dass sie nackt ist, oder? Eine sehr schöne Haut hat das Mädchen. Weich. Sehr weich. Allerdings bekommt sie zu leicht Blutergüsse. Ah, aber so süß im Geschmack. Wie Honig auf der Zunge.«
Es war nicht schwer, Sir Colins Spiel zu erraten. Cormac wehrte sich gegen die Wut, die seine Worte in ihm erregten. Ein Kampf musste kalt und logisch angegangen werden. Ein bisschen Gefühlsbewegung war in Ordnung, sie gab einem den Ansporn, trotz Schmerzen weiterzumachen und zu töten, wenn es nötig war. Ein wenig Umsicht und Vorsicht gegenüber dem eigenen Leben waren gleichfalls eine gute Sache. Aber nicht rasende Wut. Wut brachte einen dazu, leichtsinnig zu werden, blind gegenüber allem, außer dem Bedürfnis, zu verwunden oder zu töten. Wut konnte einem Mann die Geschicklichkeit rauben.
Cormac wusste das alles und sagte sich die Lektionen, die er gelernt hatte, immer und immer wieder vor. Es half nicht viel. Jedes vergiftete Wort, das von Sir Colins Zunge tröpfelte, nährte seine Wut. Das bloße Bild, wie Sir Colin Elspeths Schönheit betrachtet, verstärkte die brennende Sehnsucht, diesen Mann zu töten. Die Vorstellung, dass er sie vielleicht berührt hatte, ihre weiche Haut geschmeckt hatte, ließ ihn vor lauter Bedürfnis erbeben, ihn langsam in kleine Stücke zu hauen.
Elspeth konnte den Kampf, der in Cormac tobte, sehen. Seine Wut gewann Oberhand, und genau das wollte Sir Colin erreichen. Etwas in ihr war aufgewühlt, weil Cormac bei dem Gedanken, dass ein anderer Mann sie berührt hatte, so
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