Der Schwur des Highlanders
beten. Elspeth betete darum, noch eine Chance zur Flucht zu erhalten – eine, die eine gewisse Aussicht auf Erfolg hatte. Sie betete, dass es, falls sie einer Schändung durch Sir Colin nicht entkommen konnte, nicht allzu wehtun und sie in Kopf und Herz nicht so stark zeichnen würde, dass sie bei der bloßen Berührung durch einen Mann kalt wurde. Und sie betete, dass Sir Colin die vier Männer, die draußen warteten, um Cormac zu töten, erfunden hatte.
Cormac starrte auf das kleine Cottage, als er sich im Gestrüpp zusammenkauerte. Er war so darauf konzentriert gewesen, Sir Colins Spur zu folgen, dass er beinahe bis vor die Tür geritten wäre. Das Geräusch von lautem Niesen, das durch die Luft schallte, hielt ihn davon ab. Er band sein Pferd an und kroch zu einer geschützten Stelle, von der aus er das Cottage sehen konnte.
Obwohl er am liebsten sofort hineingerannt wäre und Elspeth gerettet hätte, zwang sich Cormac zu warten. Sir Colin hatte sich nach der Entführung von Elspeth nicht sehr weit vom Dorf entfernt, kaum eine Meile. Er hätte noch mehrere Stunden reiten können. Cormac beschlich das ungute Gefühl, dass Sir Colin hier angehalten hatte, weil er nicht länger darauf warten konnte, Elspeth zu besitzen. Der Gedanke daran, dass dieser Mann sie berührte, gefährdete ernsthaft seine Selbstbeherrschung. Cormac wollte etwas unternehmen, mehr tun, als nur im Dunkeln zu kauern und die vier bewaffneten Männer zu beobachten, die zwischen ihm und Elspeth standen. Er wartete, wobei er sich unablässig sagte, dass blinde Hast ihn nur töten und Elspeth völlig Sir Colins Gnade ausliefern würde.
Als einer der Männer gleich links von ihm in den umliegenden Wald spazierte, zuckte er zusammen. Cormac folgte ihm lautlos. Er erwischte den Mann, als er gerade mittendrin war, sich gegen einen Baum zu erleichtern, schoss hinter ihm hoch und legte ihm seine Hand in dem Augenblick auf den Mund, in dem er ihm sein Messer in die Rippen jagte. Als er die Leiche zu Boden ließ, empfand er keine Genugtuung. Er verabscheute es, auf solche Art zu töten, hatte aber vor langer Zeit gelernt, dass es manchmal nötig war. Die Erinnerung daran, dass dieser Mann nicht gezögert hätte, das Gleiche mit ihm zu tun, linderte sein Schuldgefühl genauso wie die Erkenntnis, dass er bei der Schändung Elspeths Wache gestanden hätte. Für ein paar Münzen wäre er der bereitwillige Partner bei der Zerstörung einer Frau geworden.
Cormac kehrte zu seinem Versteck zurück und wartete auf eine weitere Gelegenheit. Drei Wachen waren immer noch zu viel, um ihnen offen entgegenzutreten. Wenn auch nur einer dumm genug war, seinem Freund zu folgen, würde das reichen. Er hatte schon einmal zwei Männer mit einem Dolch und einem Schwert besiegt.
Das Warten wurde unerträglich, und Cormac überlegte sich Möglichkeiten, wie er drei Männer schnell niederstrecken und trotzdem lebend ins Cottage gelangen konnte, als nach einer kurzen Unterredung mit seinen Genossen ein weiterer Mann in den Wald schlüpfte. Cormac erwischte ihn, während er sich über die Leiche des anderen beugte. Er ließ diese Leiche neben die des anderen gleiten.
Während er lautlos zurück zum Cottage schlich und sich dabei die tiefer werdenden Schatten des späten Abends zunutze machte, zog er Messer und Schwert. Auch wenn er nie gedacht hätte, dass er einst für all die Jahre des Flüchtens und Versteckens vor den Douglas dankbar sein würde, musste er zugeben, dass er eine Menge gelernt hatte. Die harten Lektionen in Sachen Heimlichkeit erwiesen ihm jetzt ihre Dienste. Er hasste es zu töten, war aber froh, dass er gelernt hatte, dabei schnell und leise vorzugehen.
Als er nahe genug war und die zwei verbliebenen Wachen sehen konnte, hätte er wohl gelächelt, wäre er nicht gezwungenermaßen in die Lage versetzt worden, Menschen töten zu müssen. Sie standen beieinander und unterhielten sich offensichtlich darüber, was wohl mit den beiden anderen geschehen sein mochte und wie sie sich am besten selbst schützen konnten. Sie würden es ihm leicht machen.
Ein tiefer, beruhigender Atemzug, und Cormac hielt mit gleichmäßigen Schritten auf das Cottage zu. In dem Augenblick, in dem ihn die Männer sahen, warf er sein Messer und traf den einen in die Kehle. Bis er bei dem anderen war, hatte sich dieser auf ihn vorbereitet; er stand mit dem Schwert in der Hand da und nahm Kampfhaltung ein. Cormac fluchte, als die Schwerter klirrten. Dieses Mal würde es keinen lautlosen
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