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Der Schwur des Highlanders

Der Schwur des Highlanders

Titel: Der Schwur des Highlanders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Howell
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besondere Gabe habe.«
    »Eine Gabe?«
    »Ja.« Sie verzog das Gesicht. »Ich scheine die Fähigkeit zu besitzen, na ja, zu spüren, was Menschen fühlen. Aus diesem Grund konnte ich fast immer sagen, wenn mich jemand anlügt. Kann es noch immer. Bei Sir Colin spürte ich, egal wie freundlich er sprach oder wie süß er lächelte, wenn ich ihn wütend machte. Es ist schwierig zu erklären.«
    »Ich weiß, was du sagen willst. Du empfindest stärker als andere. Oder siehst schärfer. Oder riechst besser. Was soll’s? Du kannst hinter die Masken schauen. Das ist eine schöne Gabe.«
    »Oh ja. Es ist eine Gabe, die von meiner Mutter stammt, obwohl sie behauptet, dass meine viel ausgeprägter sei als ihre. Sie hat meiner Familie geholfen, der einen oder anderen Falle zu entgehen. Manchmal hilft sie mir bei meiner Heilkunst, denn auch Schmerz ist ein Gefühl, und ab und zu kann ich spüren, wo er sitzt. Leider fühle ich auch, wenn ein Mensch oder ein Tier stirbt. Dann ist oft ein ganz bestimmter Ausdruck in den Augen zu sehen, da ist ein Geruch, die Haut fühlt sich anders an, irgendetwas sagt mir, dass derjenige, selbst wenn er noch mit allen Mitteln dagegen kämpft, nicht gewinnen wird, dass er bald sterben wird. Ich bemühe mich, diesen Teil von mir nicht allzu vielen Menschen zu zeigen. Aber Sir Colin kannte fast alles, dessen ich fähig bin, und wollte es für sich haben, wollte es benützen, um zu Macht und Reichtum zu gelangen.«
    Cormac nickte. »Ich kann verstehen, wie das einem Mann dabei helfen kann.« Er wollte sich mühsam aufsetzen, wurde aber von Elspeth niedergedrückt, und die Leichtigkeit, mit der sie das tat, war erschreckend. »Wir müssen schnell zum Dorf zurück. Ich habe dort all unsere Habseligkeiten, das Kind und den Kater zurückgelassen. Ja, und auch dein Pferd.«
    »Wie weit sind wir vom Dorf entfernt?«, fragte Elspeth, als sie aufstand, um ihm einen sehr sanften Schlaftrunk zu mischen.
    »Eine Meile, vielleicht auch weniger. Es hat mich sehr überrascht, dass er so nah blieb.«
    »Dann werde ich gehen und alles holen.«
    »Nein, wir können hier nicht bleiben. Es sei denn … Hat Sir Colin die arme Seele, die hier gelebt hat, ermordet?«
    »Nein, das taten die Dorfbewohner. Es ist das Heim der Hexe.«
    »Ihr Name war Anne Seaton. Also gehört es jetzt wahrscheinlich dem Kind.«
    »Stimmt, und wir werden es benützen, bis du kräftig genug bist, um zu reisen.« Sie legte ihm einen Arm um die Schultern und half ihm dabei, sich so weit aufzusetzen, dass er den Trank, den sie für ihn bereitet hatte, trinken konnte.
    »Sir MacRae schlug hier sein Lager auf, damit er es bequemer hatte, seine Verbrechen zu begehen. Mistress Anne war wohl eine Cousine von ihm.«
    »Das Blut verrät es. Sie war keine gute Frau, Mädchen, obwohl sie den Tod, den man ihr bereitete, nicht verdient hat.«
    »Na ja, ich bin mir nicht mehr so sicher, ob sie ihn nicht verdient hat. Sir Colin sagt, dass hier Leichen begraben sind. Diesem kleinen Kind war sicher auch dieses Schicksal zugedacht. Seine Mutter befreite ihren Schoß von mehreren Kindern, und wenn es dazu zu spät war, brachte sie sie um, bevor sie so lange lebten, dass man sie hätte sehen können. Sir Colin machte eine Andeutung, dass hier auch der eine oder andere Mann begraben liegt. Aus irgendeinem Grund wollte sie, dass dieses Kind vorerst lebt. Trink das.«
    »Was ist das für eine widerliche Brühe?«
    »Etwas, das deine Schmerzen lindert.«
    Er trank und verzog angesichts des bitteren Geschmacks das Gesicht. »Sie hat dieses Kind behalten, um den Vater zu quälen. Sie hat den Jungen nicht taufen lassen, weil, so erzählte sie dem Priester, viele Kinder sterben, und sie wollte, dass der Vater erfuhr, dass sein Sohn ohne Namen und ohne den Segen der Kirche gestorben ist.«
    Während sie es ihm im Bett bequemer machte, zitterte sie bei seinen Worten. »Nein, sie war ganz gewiss keine gute Frau.«
    »Wirst du es den Dorfbewohnern sagen?«
    »Ich hasse es, ihnen einen Anlass zu geben, der sie in ihrer Meinung bestätigt, dass das, was sie getan haben, gerechtfertigt ist, aber, ja, ich sage es. Wenn der eine oder andere Mann hinter dem Cottage begraben liegt, könnte er oder könnten sie eine Familie haben, die sich sorgenvoll fragt, was ihm zugestoßen sein mag, die sich danach sehnt, sein Schicksal zu erfahren, sei es gut oder schlecht.«
    Cormac fühlte sich zunehmend benommen. »Das Gebräu war nicht nur für die Schmerzen, oder?«
    »Nein, es wird dich

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