Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Schwur des Maori-Mädchens

Der Schwur des Maori-Mädchens

Titel: Der Schwur des Maori-Mädchens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Walden
Vom Netzwerk:
Kampfgeheul näherten. Er konnte sich gerade noch hinter einem Grabstein auf dem Friedhof verstecken, denn es hatte ihn der Mut verlassen, sich dem Verbündeten Hone Hekes anzudienen. Was sich in den folgenden Minuten vor seinen Augen abspielte, ließ ihn schwindelig werden. Es war ein Kampf Mann gegen Mann. Als der erste Rotrock in seinem Blut liegen blieb, wollte Matthew aufspringen und ihm helfen, aber dann wurde ihm klar, dass das zu gefährlich war. Plötzlich sah er den Kapitän vor einem Grabstein zusammensacken. Ihn hatte das Feuer einer Muskete getroffen. Seine Hose war zerfetzt, und aus zwei klaffenden Wunden sickerte unaufhörlich Blut hervor.
      Nun hielt Matthew nichts mehr in seinem Versteck. Er stürzte hervor und beugte sich über Mister Robertson, der noch bei Bewusstsein war und laut stöhnte, doch als er Matthew erkannte, krächzte er: »Ich habe gesagt, bring dich in Sicherheit!« Dann sank sein Kopf leblos zur Seite.
      Mit zitternden Knien erhob Matthew sich und floh in Richtung des Maiki. Als er den Weg kreuzte, der zum Haus der Hobsens führte, zögerte er für den Bruchteil einer Sekunde, doch dann setzte er seinen Weg fort. Nicht Hone Heke hat den Kapitän niedergeschossen, sondern einer von Kawitis Leuten, redete er sich gut zu, während er sich auf den beschwerlichen Weg durch den Busch machte.
      Die erste Blockhütte ließ er hinter sich und schlich in sicherer Entfernung hinauf zu der zweiten. Er konnte nur hoffen, dass Hone Hekes Leute schon am Treffpunkt waren. Die Soldaten würden einen einzelnen Maori, der sich an diesem Tag im Morgengrauen dem Fahnenmast näherte, unter den gegebenen Umständen mit Sicherheit am Weitergehen hindern. Doch nachdem er sich ganz nahe an die Hütte herangeschlichen hatte, stellte er zu seiner großen Überraschung fest, dass sie verlassen war, aber auch von Hone Hekes Kriegern gab es keine Spur.
      Matthew legte eine kleine Pause ein. Er war völlig außer Atem von dem raschen Aufstieg. Dann hörte er aus der Ferne einen Kriegsgesang, wie er ihn aus der Kindheit kannte. Er kam vom Flaggenmast.
      Matthew rannte los, als ginge es um sein Leben. Keuchend erreichte er den Gipfel des Maiki. Noch stand der Fahnenmast, aber unter den anfeuernden Rufen seiner Krieger hieb Hone Heke wie ein Wahnsinniger auf das Eisen ein. Ein ohrenbetäubendes Geschrei brach los, als er es durchtrennt hatte und auf das Holz darunter gestoßen war. Nach wenigen weiteren Hieben schaukelte der Mast hin und her wie die Fahne an seiner Spitze, bevor er sich auf die Seite legte und mit einem lauten Knirschen zu Boden fiel. Hone Heke hatte den Fahnenmast zum vierten Mal gefällt!
     
     

Russell (Kororareka), 11. März 1845,
    ETWA ZUR GLEICHEN ZeIT
     
    Emily schreckte entsetzt aus dem Schlaf hoch. Sie war von Geräuschen geweckt worden, die sich wie Kanonenschüsse anhörten. Hatte sie geträumt, oder war es wirklich geschehen? Doch auch Walter saß senkrecht im Bett, wie sie nun erstaunt feststellen musste.
      »Was ist passiert?«, fragte sie bang.
      »Es geht los«, erwiderte er knapp.
      »Wovon redest du?«
      »Vom Krieg, den Hone Heke angezettelt hat!«
      »Du meinst, es waren wirklich die Schüsse von Kanonen?«
      »Ja, ich denke, sie haben Kawitis Leute in die Flucht geschlagen.« Walter stand nun ohne eine weitere Erklärung auf und ging im Hemd auf den Flur hinaus. Dort standen bereits die Hobsens, Henry mit June und einige der übrigen Gäste. Alle waren gleichermaßen aufgeregt. Nur Henry schien vom Alkohol noch so benebelt, dass er etwas von einem Feuerwerk murmelte.
      »In den Keller!«, befahl John Hobsen. »Alle ab in den Keller!« Emily zitterte am ganzen Körper, während sie sich ankleidete. Walter mahnte zur Eile, doch sie schaffte es in ihrer Panik kaum, die Knöpfe ihres Kleides zu schließen. Schließlich half er ihr und nahm sie bei der Hand. Sie waren gerade an der Luke angekommen, die in den Keller hinabführte, als Emily abrupt stehen blieb. Sie erinnerte sich plötzlich an ihren Traum. Es war schrecklich gewesen. An einem Grab hatte sie gestanden und ...
      »Matthew, wo ist Matthew?«
      »Der wird schon noch kommen, aber jetzt geh du erst einmal nach unten«, befahl er ungeduldig, doch Emily rührte sich nicht vom Fleck. »Ich gehe ihn holen, und zwar sofort!«
      Walter seufzte. »Das kann ich doch erledigen. Hauptsache, du begibst dich in Sicherheit.«
      »Nein, ich werde jetzt zu ihm gehen«, erklärte sie energisch, löste sich

Weitere Kostenlose Bücher