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Der Schwur des Maori-Mädchens

Der Schwur des Maori-Mädchens

Titel: Der Schwur des Maori-Mädchens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Walden
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Geschworenenbank.
      Mit schriller Stimme verteufelte er die falsche Ärztin, die jedermann in Mangawhai als Lily Ngata kannte, die aber in Wirklichkeit Emily Newman heiße. Diese Pfuscherin, die sich dazu aufgeschwungen habe, Frauen angeblich helfen zu können. Die sich aber dermaßen überschätzt habe, dass sie durch einen Fehler das ungeborene Kind der Claire Füller getötet habe und unbefugt eine Geburt eingeleitet habe, die Claire Füller nicht überlebt habe. Dass ihr Mann sie ihren Händen entrissen habe, sei nur verständlich. Und den Spieß nun umdrehen zu wollen, statt der Pfuscherin das Handwerk zu legen, sei perfide.
      Er wurde immer lauter, bis er schließlich so laut brüllte, dass sich seine Stimme überschlug.
      Lily musterte während seines Plädoyers der Reihe nach alle zwölf Geschworenen. Ihre Gesichter waren gleichermaßen ausdruckslos. Ein eiskalter Schrecken durchfuhr sie. Diese Männer fielen doch nicht etwa auf diesen üblen, verlogenen Auftritt des Anklägers herein? Sie war so aufgeregt, dass sie auf ihren Lippen herumkaute.
      William Brewer hingegen setzte auf Ruhe und Gelassenheit. Er sprach mit fester, ruhiger Stimme und gab in knappen Worten wieder, wie sich die Ereignisse in Wirklichkeit abgespielt hatten. Er schilderte anschaulich, dass die Angeklagte alles getan habe, um Claire Füller zu helfen. Und zwar genau so, wie es medizinisch erforderlich gewesen sei. Sie habe zwar kein Examen, aber sei vielleicht eine bessere Ärztin als viele andere. Sie habe den Ehemann angefleht, das Leben seiner Frau retten zu dürfen, aber offenbar habe er kein Interesse daran gehabt, dass Lily Newman seiner Frau half, nachdem er sich bereits tags zuvor des ungeborenen Kindes entledigt habe.
      Der Verteidiger legte eine Pause ein und blickte die Jury beschwörend an, bevor er fortfuhr.
      »Aber ich bin nicht hier angetreten, um Mister Füller zu verurteilen, sondern nur um darzulegen, dass er ein Motiv hatte, meiner Mandantin die Schuld in die Schuhe zu schieben. Der Frau, die Claire Füllers Leben mit Sicherheit gerettet hätte, wenn Mister Füller sie nicht gewaltsam aus der Praxis Emily Newmans verschleppt und auf einen Wagen geladen hätte und so über die steinigen Pisten in die Berge gefahren wäre.«
      Im Gerichtssaal hätte man in diesem Augenblick eine Nadel fallen hören können. So still war es. Das Einzige, was überhaupt Geräusche machte, war der schnaufende Atem des Anklägers.
      Der Richter schickte die Geschworenen nun zur Beratung und gab seiner Hoffnung Ausdruck, dass sie möglichst zügig zu einem Urteil gelangen würden.
      Wieder nutzte William die Gelegenheit, zu Lily zu gehen. »Es könnte gar nicht besser laufen«, flüsterte er befriedigt.
      »Ich glaube es erst, wenn die Geschworenen zurück sind«, seufzte Lily.
      »Vertrauen Sie mir. Da kann nichts mehr schiefgehen.«
      »Und werden Sie Mister Füller vertreten, wenn Anklage gegen ihn erhoben wird?«
      »Wohl kaum. Ich muss meine Mandanten nicht lieben, aber sie sollten mir nicht ganz so zuwider sein wie er.«
      »Wo ist er überhaupt?«
      »Ich nehme an, er hat Fersengeld gegeben«, lachte der Anwalt.
      Lily schien die Wartezeit endlos. Immer wieder schielte sie zu der Tür hinüber, durch die jene zwölf Männer verschwunden waren. Zu gern hätte sie Mäuschen gespielt und den Erwägungen der Geschworenen gelauscht.
      Als es so weit war, klopfte ihr das Herz bis zum Hals. Angespannt beobachtete sie, wie der Sprecher der Geschworenen vor das Pult trat und dem Richter ein Stück Papier überreichte. Darauf steht mein Schicksal geschrieben, dachte Lily bang, während sie ihre zitternden Hände unter dem Tisch verbarg.
      »Die Geschworenen sind zu einem einstimmigen Urteil gelangt. Nicht schuldig!«
      Mehr hörte Lily nicht. Sie fing den triumphierenden Blick ihres Anwaltes auf und hörte zustimmendes Raunen aus dem Saal. Als sie einen Blick zu den Geschworenen hinüberwarf, stellte sie mit Genugtuung fest, dass die vormals versteinerten Gesichter der Männer jetzt menschliche Züge trugen. Der eine oder andere lächelte ihr sogar aufmunternd zu.
      Auch dem Richter war deutlich seine Erleichterung anzumerken. Nur der Ankläger verließ den Saal eilig und mit gesenktem Kopf.
      »Was halten Sie davon, wenn Sie mit uns nach Mangawhai kommen und ich Matui und Sie bekoche?«, fragte Lily den Anwalt, während sie auf den Flur hinaustraten.
      Sein freudiges »Nichts lieber als das« ging in

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