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Der Schwur des Maori-Mädchens

Der Schwur des Maori-Mädchens

Titel: Der Schwur des Maori-Mädchens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Walden
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dem Ansturm der Reporter unter.
      In der Menschenmenge wurden Lily und ihr Anwalt getrennt. Sie wurde von einem Pulk nach draußen geschoben und freute sich, als sie Matui erblickte, der über das ganze Gesicht strahlte. Sie winkte ihm zu, doch dann erstarrte sie. Wie aus dem Nichts war plötzlich Mister Füller aufgetaucht. In der einen Hand hielt er eine Flasche Whisky, in der anderen einen in der Sonne glitzernden Gegenstand. Zu spät erkannte Lily, dass es ein Messer war, denn nun ging alles blitzschnell.
      »Wenn ich schon ins Gefängnis muss, dann soll es sich wenigstens lohnen«, lallte er und stürzte sich auf sie.
      Lily spürte einen leichten Schmerz in der Brust, während sie nach hinten kippte und zu Boden fiel. Sie war ganz ruhig, doch um sie herum schrien die Menschen. Lily aber wusste nicht, warum. Sie hatte nur noch Augen für Tamati, der in seiner ganzen Größe über ihr zu schweben schien.
      »Komm mit mir«, lockte er sie zärtlich und streckte ihr seine Hand entgegen. Lily wollte sie ergreifen, aber sie konnte den Arm nicht heben.
      »Du musst mich tragen, Liebster«, flüsterte sie, und sie fühlte sich unendlich geborgen, schwerelos und glücklich, wie lange nicht mehr.
      Matui und William Brewer hatten sich gleichzeitig den Weg zu ihr gebahnt. Starr vor Entsetzen beugten sich die beiden sonst so starken Männer über die selig lächelnde Lily, die längst bei Tamati war. Der Anwalt war der Erste, der seinen Tränen freien Lauf ließ, doch dann schluchzte Matui ebenfalls voller Verzweiflung auf. Es war der Verlust, der ihn schmerzte, aber auch die Vorstellung, dass sie gestorben war, ohne ihren Sohn wiederzusehen. Und das, nachdem das Treffen zum Greifen nahe gewesen war. Noch fünf Tage, und sie wären einander begegnet. Und nun musste er sich statt ihrer nach Auckland aufmachen, um Peter die traurige Nachricht zu überbringen. Warum haben die Ahnen nicht mich genommen?, fragte er sich bekümmert.
     
     

Whangarei, März 1920
     
    Vivian hatte das Gefühl, dass sie unbedingt etwas unternehmen sollte. Lilys Geschichte war ihr unendlich nahegegangen. Sie konnte Matuis Wunsch, dass ihre Großmutter ein Denkmal vor der Kirche bekam, von Herzen verstehen. Mehr noch, sie verspürte eine innere Unruhe bei dem Gedanken, dass sich die Sache vielleicht noch viel zu lange hinziehen würde. Matui wurde immer schwächer. Seit Tagen dämmerte er wieder auf seiner Matte vor sich hin.
      Plötzlich kam ihr ein Gedanke. Warum sollte sie nicht zu dem zuständigen Geistlichen gehen und ihm klarmachen, warum nicht Walter Carrington, sondern Lily Ngata geehrt werden müsse? Der Zeitpunkt war günstig. Matui schlief, und Fred war für ein paar Tage nach Auckland gefahren. Er wollte seinem Ziehvater vor dessen Abreise nach Sydney unbedingt noch persönlich mitteilen, dass er seine Tochter heiraten werde.
      Ohne zu zögern, machte sie sich auf den Weg zur Kirche und klopfte mutig an die Tür des Gemeindepfarrers. Er war ein Mittvierziger mit einem freundlichen, rundlichen Gesicht.
      »Was kann ich für Sie tun?«, fragte er höflich.
      Als Vivian ihm andeutete, dass sie wegen Matui Hone Heke und des Denkmalstreites gekommen sei, verdrehte er genervt die Augen.
      »Noch einer mehr. Das fehlt mir noch zu meinem Glück.«
      »Einer mehr?«
      »Ach, kommen Sie schon rein! Ich meine, Sie sind wahrscheinlich auch für die Frau, nicht wahr?«
      »Ja, aber ...«
      »Dann sind Sie in der richtigen Gesellschaft. Nun kommen Sie schon. Ich möchte es endlich hinter mich bringen.«
      Zögernd folgte sie dem Geistlichen in sein Arbeitszimmer. An einem Tisch saß bereits ein älterer Herr mit schlohweißem Haar, der sie neugierig musterte.
      »Sie bekommen Gesellschaft. Noch eine Fürsprecherin. Entschuldigen Sie, ich vergaß, Sie nach Ihrem Namen zu fragen.«
      »Ich heiße Vivian Taylor.«
      »Und warum meinen Sie, sollten wir die Schnitzerei aufstellen, die an jene Frau erinnert?«, fragte der Vikar und deutete auf Matuis Werk.
      Vivian zögerte, vor dem alten Herrn loszuplappern, doch dann erzählte sie in knappen Worten, dass Lily Ngata die Enkelin Walter Carringtons gewesen sei und er diese kurz nach ihrer Geburt der Mutter, einer Maori, fortgenommen habe. Deshalb sei er nicht geeignet, ein Denkmal zu bekommen, während Lily so unendlich viel geleistet habe.
      »Und wer sind Sie, dass Sie sich so für Lily Ngata einsetzen?«, fragte der weißhaarige Mann neugierig.
      »Ich bin ihre

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