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Der Schwur des Maori-Mädchens

Der Schwur des Maori-Mädchens

Titel: Der Schwur des Maori-Mädchens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Walden
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Aus seinen Augen loderte der nackte Hass.
      »Ich habe dir doch gesagt, sie ist fort. Was willst du mehr?«, zischte Emily.
      »Sie ist fort?« Walter ließ Matthews Ohr abrupt los und blickte seine Frau ungläubig an.
      »Ja, was guckt ihr so? Bella Morton brauchte in Te Waimate tatkräftige Unterstützung, und da habe ich ihr Ripeka und Maggy für ein paar Tage ausgeliehen.«
      »Und warum hat sie ihre gesamte Kleidung mitgenommen?«, hakte Matthew in scharfem Ton nach.
      »Hat sie das? Sie denkt wohl, in der Mission muss sie die junge Dame spielen«, erwiderte Emily schnippisch.
      Matthew musterte seine Ziehmutter feindselig.
      »Wie kommt es nur, dass ich dir nicht glaube? Ich habe doch Augen im Kopf. In diesem Haus geht etwas vor. Und wenn ihr mir nicht endlich die Wahrheit sagt, verlasse ich euch und schließe mich Hone Heke und seinen Leuten an«, stieß Matthew trotzig hervor.
      Walter lachte hämisch auf. »Hone Heke hat ausgespielt. Die Rotröcke sind stärker als er.«
      »Ach ja? Dann komm mal mit! Er hat es noch einmal geschafft.«
      »Rede keinen Unsinn!«
      »Dann komm!«
      Zögernd folgte Walter seinem Ziehsohn nach draußen.
      »Und was ist das?«
      Matthew deutete auf das Feuer, das nun nicht mehr so kräftig brannte wie zuvor, aber noch als solches zu erkennen war.
      »Das ist doch ... das kann doch nicht sein ...«, stammelte Walter und geriet ins Taumeln. Matthew konnte ihn im letzten Augenblick auffangen, doch Walter befreite sich grob aus der helfenden Umarmung seines Ziehsohnes. »Weiche von mir, Satan!«, grölte er betrunken, bevor er über die eigenen Füße stolperte und der Länge nach hinschlug.
      Matthew zögerte einen Augenblick, aber dann folgte er seinem Herzen. Ohne seinen Ziehvater, der stöhnend am Boden lag und unartikulierte Laute von sich gab, auch nur noch eines einzigen Blickes zu würdigen, lief er zum Steg.
      Entschlossen kletterte er in das Boot und legte sich kräftig in die Riemen. Erst als er die Mitte der Bucht erreicht hatte, gönnte er sich eine kleine Pause. Das Meer war ungewöhnlich glatt, und der Mond spiegelte sich darin. Wie tausend tanzende Sterne glitzerte das Licht auf dem Wasser. An dieser Stelle war nur das Schreien der Vögel zu hören. Sonst herrschte absolute Stille. Matthew blickte hinüber zum Maki. Das Feuer war inzwischen erloschen. Wahrscheinlich waren Hone Hekes Männer längst so lautlos verschwunden, wie sie zuvor gekommen waren.
      Matthew aber beschloss, nicht an den britischen Schiffen vorbei in Richtung Anleger zu rudern, sondern gleich zum Fuß des Berges, denn wenn die Krieger noch irgendwo in der Nähe waren, dann fand er sie dort.
      Es dauerte nicht lange, da geriet er mächtig ins Schwitzen. Er entledigte sich seiner Anzugjacke und ruderte weiter. Nun war er dem Berg ganz nahe, und zu seiner Freude entdeckte er an seinem Fuß die Kanus von Hone Hekes Leuten. Weit und breit war kein Mensch zu sehen und nichts zu hören.
      Matthew sprang behände aus dem Boot in das knietiefe Wasser und zog es an den Strand. In dem Augenblick, als er es gerade festgemacht hatte, raschelte es im Gebüsch, und der erste Krieger sprang zu den Booten. Ihm folgten weitere. Sie beachteten ihn aber gar nicht, sondern stürmten an ihm vorbei.
      Dann erkannte er Waaka und Tiaki. Er stellte sich ihnen in den Weg und begrüßte sie freudestrahlend, doch sie blickten ihn nur ganz flüchtig mit stummem Vorwurf an und rannten einfach weiter. Als Letzter bahnte sich Hone Heke seinen Weg an den rettenden Strand.
      »Hone Heke, du hast es wieder geschafft!«, rief Matthew ehrlich bewundernd aus.
      Der Häuptling blieb im Gegensatz zu den jungen Kriegern stehen und musterte ihn verdutzt von Kopf bis Fuß.
      »Ich habe schon gehört, dass du jetzt ein ganzer Pakeha geworden bist. Wenn du nur wüsstest, wie lächerlich du in diesem Aufzug wirkst. Wie gut, dass dein Vater dich nicht so sehen kann.«
      Matthew wollte etwas zu seiner Verteidigung Vorbringen - dass er schwer krank gewesen sei, dass er Walter und seiner Frau zu Dankbarkeit verpflichtet sei, weil sie ihn gesund gepflegt hätten, dass ausgerechnet an diesem Tag sein Bruder Hochzeit gefeiert habe. Aber sein Mund war wie ausgedörrt. Er brachte kaum die Lippen auseinander, geschweige denn einen Laut hervor.
      »Schade, du hättest das Zeug gehabt, ein stolzer Krieger zu werden, aber du hast dich gegen uns entschieden.«
      »Aber ... aber ich bin doch ...«,

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