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Der Schwur des Maori-Mädchens

Der Schwur des Maori-Mädchens

Titel: Der Schwur des Maori-Mädchens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Walden
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und seiner blassen Gesichtsfarbe.
      »Ich wollte allein sein«, erwiderte sie nicht minder schroff und fügte versöhnlicher hinzu: »Kannst du das nicht verstehen nach allem, was geschehen ist? Ich werde gerade mit der Geschichte meiner Vorfahren konfrontiert. Vorfahren, von deren Existenz ich nichts geahnt habe. Und das erzählt mir nicht der Bischof, sondern ein alter Maori. Langsam dämmert es mir, warum ich so anders bin als ihr alle. Weil Maori-Blut durch meine Adern fließt... Ich ...« Sie brach ab und zog ihn am Ärmel in ihr Zimmer. »Es muss ja nicht gleich das ganze Hotel mit anhören. Besonders nicht deine Braut und ihr Vater.«
      Fred schloss die Tür hinter sich.
      »Du glaubst also, dass du eine Nachfahrin von Maggy bist?«
      Sie nickte und versuchte zu verhindern, dass sich ihre Blicke trafen.
      »Das könnte sehr gut sein und würde erklären, warum Matui so auf dich geflogen ist, als er dich das erste Mal gesehen hat. Du wirst es noch herausfinden, wenn ich fort bin.«
      »Fort?«
      »Ich komme, um mich von dir zu verabschieden«, murmelte Fred.
      Augenblicklich vergaß Vivian ihre guten Vorsätze, jeglichen Blickkontakt zu vermeiden, und sah ihm unverwandt in die Augen.
      »Was soll das heißen?«, fragte sie erschrocken.
      »Das heißt, dass ich nach Auckland zurückkehre und ...«
      »Und was ist mit mir? Ich muss die Geschichte zu Ende hören, doch wenn du nicht bei mir bist...«, brach es verzweifelt aus ihr heraus.
      »Deshalb bin ich hier. Ich möchte mit dir besprechen, was wir tun können, damit du in Ruhe anhören kannst, was Matui Hone Heke dir zu sagen hat. Und zwar ohne dass mein Vater auf den Gedanken kommt, dich mit Gewalt zurückzuholen.«
      »Ich gehe ohnehin nicht mehr in sein Haus zurück«, entgegnete Vivian wild entschlossen.
      »Aber wohin willst du denn?«
      »Ich nehme das nächste Schiff nach England zurück, wenn hier alles vorbei ist...«
      »Aber du bist doch noch nicht volljährig und hast keinen Menschen in London, der für dich sorgen kann.«
      »Doch, die Eltern meiner besten Freundin Jane, die haben Mutter schon damals, als sie krank wurde, das Angebot gemacht, dass ich bei ihnen leben könne. Das hat meine Mutter abgelehnt, weil ich unbedingt nach Neuseeland zu meinem Vater sollte. Aber du siehst doch, dass es nicht geht, mit ihm und mit mir und mit den ganzen Lügen. Ich kann da nicht leben, vor allem wenn du nicht mehr dort wohnst.« Sie schlug sich erschrocken eine Hand vor den Mund.
      »Vivian, bitte, warte ab! Ich habe vieles zu klären, denn ich bin völlig durcheinander. Komm nach Auckland zurück. Bitte!«
      »Ich kann nicht!«, entgegnete sie trotzig. »Ich will nach Hause zurück, aber nicht ohne dass das Geheimnis meines Andersseins gänzlich geklärt ist. Aber bitte verrate dem Bischof nicht, dass ich fortgehe! Sag ihm, ich ... ich schreibe noch an einer Geschichte, weil Mister Morrison es so will.«
      »Ich weiß nicht, ob ich das verantworten kann. Und außerdem möchte ich nicht, dass du für immer fortgehst.«
      »Es ist das Beste für uns alle. Glaub mir. Du hast dein Leben, deine Lügen, deine Braut, die ...«
      Fred verschloss Vivian den Mund mit einem Kuss. Sie kämpfte mit sich. Sollte sie ihn von sich stoßen oder das tun, was ihr Herz in diesem Augenblick befahl: Küss ihn, es kann das letzte Mal sein!
      Vivian gab schließlich ihren Widerstand auf und erwiderte seinen Kuss leidenschaftlich. Nach einer halben Ewigkeit löste er seine Lippen von ihren und seufzte: »Du hast recht. Ich habe mein Leben hier, auch wenn es auf einer Lüge aufgebaut ist; aber mein Traum, ein großer Zeitungsmann zu werden, ist zum Greifen nahe. Ich bin nicht so stark, alles aufzugeben für...« Er stockte und wandte den Blick verlegen ab.
      »... eine kleine Maori? Eine kleine Maori! Sprich es nur aus! Es ist die Wahrheit.«
      »Nein, für ein Leben, das mich dorthin zurückwerfen könnte, wo ich hergekommen bin«, presste er verzweifelt hervor. Er sah sie gequält an. »Ich kann mich noch genau an alles erinnern. An den Dreck in der Hütte am Rande der Stadt, den Gestank von Alkohol, wenn Vater aus dem Pub gewankt kam, Mutters Schreie, wenn er sie schlug. Die klammheimliche Freude, als er tot war. Und dann das Wunder. Der Reverend, der meinem Vater geistlichen Beistand gewährt hatte, bevor man ihn hängte, holte Mutter als Haushälterin zu sich.«
      »Dein Vater wurde gehängt? Das ist ja entsetzlich!«, entfuhr

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