Der Schwur: Schwerter des Zorns 1 (German Edition)
Dehnübungen und sein Lächeln entspannte sich etwas, als er feststellte, dass alle Muskeln und Gelenke arbeiteten. Brandark sah ihn zwar zweifelnd an, aber eigentlich fühlte sich Bahzell besser, als er sich den Umständen entsprechend fühlen sollte. Ihm taten zwar alle Knochen im Körper weh, und er war erschöpft, aber das war ein niedriger Preis für sein Überleben. Er rieb sich die schmerzende Prellung an seinem Kinn und sah dann stirnrunzelnd auf die Blutklinge hinunter.
»Eigentlich sollte ich mich schlechter fühlen. Wo ist …?«
Er drehte sich um und verstummte, als er den erlegten Dämon sah. Die einsetzende Dunkelheit breitete zwar ihren barmherzigen Mantel über die widerliche Gestalt der Kreatur, doch Bahzell erkannte trotzdem noch genug. Er hielt mitten in der Bewegung inne, starrte regungslos auf den enormen Kadaver und ließ dann langsam die Hand sinken. Er schaute Brandark fassungslos an, doch die Blutklinge zuckte nur mit den Schultern.
»Frag mich bloß nicht! Ich habe zwar gesehen, dass du es umgebracht hast, aber wie, das übersteigt meinen Horizont. Ich weiß nur, dass du Tomanâks Namen brülltest, dann wie Wencits Schwert aufglühtest und wie ein Verrückter losgerannt bist.« Brandark stand auf und schlug seinem Freund auf die Schulter. »Fantasievolle Taktik war ja noch nie deine Stärke, aber trotzdem …!«
»Taktik?« Bahzell schloss den Mund und versuchte vergeblich, seinem Freund einen finsteren Blick zuzuwerfen.
»Genau, von Taktik kann hier überhaupt keine Rede sein! Eher von der vollkommenen Abwesenheit jeglicher Strategie!«, verbesserte sich Brandark. »Offenbar hat es jedoch funktioniert und …«
»Das kann man wohl sagen!«, dröhnte plötzlich eine erderschütternde Stimme hinter ihnen.
Die beiden Hradani fuhren herum, und diesmal klappte Brandark
der Kiefer herunter, als er die gewaltige Gestalt auf dem Hügelkamm sah. Sie strahlte ein blaues Licht aus, dasselbe, das Bahzell umhüllt hatte, und die Blutklinge fiel sofort in die Knie.
Bahzell dagegen nicht. Er blieb stehen, hob den Kopf, straffte die Schultern und erwiderte unerschüttert Tomanâks Blick. Der Gott legte den Kopf auf die Seite und nickte dann anerkennend.
»Gut gemacht, Bahzell.« Seine unirdisch tiefe Stimme klang ruhig, aber irgendwie schienen in ihren Tiefen Fanfaren zu schmettern.
»Aye. Und ich habe so eine Ahnung, dass du ebenfalls deine Hände im Spiel hattest.«
»Wie gesagt, ich stärke meine Pladine.«
»Tust du das, ja?« Bahzell spitzte die Ohren. »Ich glaube«, fuhr er nachdenklich fort, »diesmal hast du noch eine Menge mehr für sie getan.«
»Nicht der Rede wert«, erwiderte Tomanâk mit gespielter Bescheidenheit und schüttelte unter Bahzells skeptischem Blick den Kopf. »Ich habe deinem Schwert zwar einen Hauch meiner Macht verliehen, aber sie allein hätte ohne deinen Mut und deine Zielstrebigkeit nur wenig bewirkt, Bahzell.«
»Mein Mut?« Bahzell klang überrascht, und Tomanâk nickte. Dann senkte er den Blick und bezog auch Brandark in seine Worte mit ein.
»Ganz recht, euer Mut! Die Blutrunst mag der Fluch eures Volkes sein, aber das muss nicht immer so bleiben. Das ist ebenfalls ein Grund, warum ich dich zu meinem Paladin gewinnen wollte.«
Bahzell sah ihn fragend an und der Kriegsgott seufzte.
»Bahzell, Brandark, die Folgen dessen, was man eurem Volk angetan hat, reichen viel weiter als alles, was sich die Schwarzen Hexer vorstellen konnten. Ihre Absicht war es, euch anzustacheln und zu kontrollieren. Sie wollten eine tödliche Waffe erschaffen. Doch die Konsequenzen eines Bannes sind manchmal unübersehbarer, als ihre Wirker ahnen.«
Die Hradani starrten ihn schweigend an und hörten aufmerksam
zu. Tomanâk verschränkte seine gewaltigen Arme vor der Brust.
»Zauberei bedeutet Macht, nicht mehr und nicht weniger. Wie euch Wencit bereits gesagt hat, bedient sie sich einer Kraft, die auf bestimmte Aufgaben gerichtet werden kann. Einige dieser Aufgaben sind einfach, andere komplex und subtil, vor allem wenn es dabei um lebende Wesen geht. Unbelebtes kann fast folgenlos verändert, verwandelt und sogar zerstört werden, ohne die fundamentale Natur zu verändern. Zerschmettere einen Stein, er bleibt doch derselbe Stein. Du hast ihn nur in Bruchstücke zerlegt.«
Er hob fragend eine Braue, als wollte er wissen, ob sie ihm folgen konnten. Die beiden Hradani nickten schweigend.
»Veränderungen an Lebewesen vorzunehmen ist jedoch erheblich komplizierter. Das Leben
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