Der Schwur: Schwerter des Zorns 1 (German Edition)
ohrenbetäubenden Krachen auf den gewundenen, gepanzerten Hals und durchdrangen die zentimeterdicken Hornplatten, als beständen sie aus Papier. Der Dämon zuckte wie unter einem Peitschenhieb zusammen und erstarrte. Einen Augenblick lang stand er bewegungslos da, das Maul mit den Fangzähnen in einem lautlosen Schrei weit aufgerissen, dann krachte er schrecklich langsam in einen Haufen aus Horn und Schuppen und riss Bahzell mit in seinen Untergang.
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D ER STURM ERSTARB SCHLAGARTIG, und die Stille fiel wie ein Hammerschlag über die Lichtung, in dem nur das leise, friedliche Prasseln der letzten zerbrochenen Zweige zu hören war, die zu Boden rieselten, als der Wind sie losließ. Die unsichtbare Barriere, die Brandark zurückgehalten hatte, war verschwunden.
Die Blutklinge sprang auf und lief den schlammigen Hügel hinunter, zu dem gewaltigen, zerbrochenen Leib des Dämons, der die letzten Zuckungen seines unnatürlichen Lebens erlitt und Bahzell, der mit dem Gesicht nach unten auf dem Boden lag, mit einem seiner ausgestreckten Gliedmaßen bedeckte.
Brandark fiel auf die Knie. Seine Hand zitterte nicht nur unter dem Nachhall der Blutrunst, als er seine Finger an Bahzells Hals drückte. Er stieß erleichtert den Atem aus, als er den langsamen, kräftigen Puls des Pferdediebes spürte.
Das Spinnenglied, das auf ihm lag, war so massiv wie ein Baumstamm, doch der Krieger der Blutklingen umfasste es mit seinen starken Armen und hob es an.
Unter Aufbietung aller Kräfte schob er es so weit zur Seite, dass er Bahzell darunter hervorziehen konnte.
Er zog den Freund heraus, während er versuchte, sich so zu stellen, dass er dem üblen Gestank des Dämons entging, und legte Bahzell auf den Rücken. Der Pferdedieb war verletzt, vollkommen von dem fauligen Blut der Kreatur bedeckt, und aus seinem Schuppenpanzer waren große Streifen herausgerissen. Brandarks Erleichterung aber wuchs, als er Bahzell genauer untersuchte. Hradani überlebten meist alles, was sie nicht sofort umbrachte, und obwohl es unmöglich schien, hatte sich Bahzell nicht einmal einen Knochen gebrochen. Brandark sank ungläubig
auf die Knie. Er hatte den Kampf zwar mit eigenen Augen gesehen, doch es fiel ihm schwer zu glauben, was er gesehen hatte.
Allmählich wich die unirdische Finsternis dem gewohnten Zwielicht der Abenddämmerung und Brandark schüttelte sich. Langsam wie ein alter Mann stand er auf und trat zu dem Dämon. Er brauchte eine Weile, bis er Bahzells Schwert fand, das bis zum Griff unter dem Kadaver der Kreatur lag, und noch länger dauerte es, bis er sich überwinden konnte, es auch anzufassen. Brandark kannte das Schwert beinahe so gut wie sein eigenes, aber die knisternde blaue Aura, die es in eine Waffe wie aus alten Legenden verwandelt hatte, verunsicherte ihn. Zwar war keine Spur mehr von diesem geisterhaften Leuchten zu sehen, aber Brandark musste seinen ganzen Mut zusammennehmen, er biss die Zähne zusammen und berührte den Griff. Nichts geschah, und er zog die Klinge unter dem Monster heraus und trug sie vorsichtig den Hang hinauf zu Bahzell, der sich gerade stöhnend bewegte.
Der Pferdedieb setzte sich auf dem schlammigen Hügel auf. Er blinzelte, als könnte er seine Umgebung nicht scharf erkennen, und rieb sich mit einer Hand die Augen. Sie war ebenso verdreckt wie der Rest seines Körpers, und jetzt schmierte er sich noch mehr Schlamm und Blut ins Gesicht. Schließlich schaute er Brandark an, der sich neben ihn setzte und das Schwert auf den Boden legte.
»Ich nehme an«, näselte Brandark mit einiger Überwindung, »dass du nicht vorhast, so etwas bald wieder zu veranstalten?«
»Wie?« Bahzell blinzelte wie eine Eule und schüttelte zögernd den Kopf, als wollte er überprüfen, ob er noch auf seinem Hals saß. Dann verzog er den Mund zu einem schiefen Grinsen. »Nein«, sagte er dann. »So etwas sollte man nicht zu oft ausprobieren, sondern es sich für die Momente aufsparen, wenn man sich langweilt.«
»Langweilt«, wiederholte Brandark trocken. »Verstehe.« Bahzell wollte aufstehen, doch die Blutklinge drückte ihn sanft zurück. »Bleib sitzen und langweile dich noch ein bisschen, bis du wieder zu Atem gekommen bist.«
Bahzell schob die Hand zurück und stand auf. »Ich fühle mich zwar, als hätte mir jemand einen Baumstamm an den Kopf geworfen, als ich gerade nicht aufgepasst habe, sonst aber fühle ich mich prächtig, Brandark!«
Er streckte die Arme, stemmte die Hände auf die Hüften, machte einige
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