Der Schwur: Schwerter des Zorns 1 (German Edition)
eher den Eindruck, als hätten sie dieses Dorf erbaut.«
»Und was geht dich das an?«, fuhr ihn der Halbelf mit der kalten Arroganz an, für die die Roten Lords berüchtigt waren. »Mir gehört das Land, auf dem ihre Hütten stehen, und auch die Bäume, die sie gefällt haben.«
»Und das haben sie ohne Euer Wissen getan?«, wunderte sich Bahzell.
»Natürlich nicht, du Narr!«
»Freund«, sagte Bahzell liebenswürdig. »Ich würde an Eurer Stelle nicht so freigiebig mit dem Wort Narr um mich werfen!«
Der Rote Lord wollte etwas erwidern, hielt jedoch inne und musterte den Hünen abschätzend. Dann runzelte er die Stirn und zuckte mit den Schultern.
»Es kümmert mich nicht, was du tun würdest. Das hier geht dich nichts an. Das faule Gesindel schuldet mir den nächsten vierteljährlichen Zins, aber sie können nicht zahlen, und ich habe keine Verwendung für Faulpelze!«
Bahzell schaute die Dorfbewohner an. Sein Blick verweilte auf ihrer abgenutzten Kleidung und den schwieligen Händen, bis er ihn wieder viel sagend auf die weichen Hände und manikürten Fingernägel des Roten Lords richtete. Der Halbelf errötete vor Ärger über die Verachtung, die in diesem Blick lag, doch Bahzell schwenkte ihn sofort wieder zu den Dorfbewohnern.
»Stimmt das?«, fragte er. Furchtsame Blicke antworteten ihm. Die Leute sahen ängstlich auf den Lord und seine Bewaffneten. Bahzell seufzte. »Lasst Euch von dem alten Sattelpuper nicht einschüchtern«, sagte er freundlich. »Ich bin ein Paladin von Tomanâk …« Er kam sich ein bisschen albern vor, als er diesen Titel das erste Mal benutzte, »also sagt mir die Wahrheit.«
Der Mann, dessen Gesicht die blutigen Striemen der Gerte zierten, starrte ihn verblüfft an, doch der Rote Lord lachte nur höhnisch.
»Du? Ein Paladin von Tomanâk? Du bist ein elender Lügner, Hradani!«
»Zwingt mich nicht dazu, Euch eines Besseren zu belehren«, riet ihm Bahzell, »denn Euch wird die Art des Unterrichts ganz und gar nicht gefallen!«
Seine tiefe Stimme klang gelassen, aber der Rote Lord wurde bei ihrem Unterton blass und trieb sein Pferd ein paar Schritte zurück. Bahzell starrte ihm einen Moment lang in die Augen und schaute dann wieder den Dorfbewohner an. Der Mann schluckte.
»Seid Ihr … wirklich, was Ihr sagt, Herr?«, fragte er ängstlich.
»Das bin ich. Und ich verüble dir nicht, wenn du zweifelst.« Bahzell schaute an sich herunter und lächelte. »Letztlich machen
aber Kleider keine Leute, sonst wäre unser vornehmer Blähbauch hier König!«
Jemand lachte nervös und der Rote Lord errötete noch tiefer.
»Also sagt mir, was hier passiert ist. Ich will die Wahrheit wissen!« , drängte Bahzell den Mann.
»Jawohl, Herr.« Der Dorfbewohner warf noch einen ängstlichen Blick auf den Roten Lord und holte dann tief Luft. »Die Wahrheit ist, dass es ein furchtbar hartes Jahr war«, sprudelte es dann aus ihm heraus. »Der Holzpreis steht nicht einmal mehr halb so hoch wie früher, und nachdem Mylord seine Abgabe gefordert hat, ist nichts mehr übrig geblieben. Wir … wir haben die Hälfte unserer Pacht bezahlt, Herr, das haben wir, und wenn Mylord bis zum Frühling wartet, zahlen wir zweifellos den Rest. Aber …«
Er zuckte hilflos mit den Schultern und Bahzell schaute den Grundbesitzer wieder an. Der war zwar immer noch rot im Gesicht, verzog jedoch spöttisch die Lippen.
»Sie finden immer eine Ausrede, aber es gibt genug andere, die liebend gern an ihre Stelle treten würden. Und die außerdem pünktlich die Pacht zahlen!«
»Und Ihr wollt sie einfach schutzlos dem eisigen Winter ausliefern! Obwohl sie die Hälfte der Pacht für das nächste Vierteljahr bereits bezahlt haben?«
»Was geht dich das an?«, fuhr der Rote Lord ihn wieder an. »Ich handele rechtens!«
»Tut Ihr das? Zweifellos habt Ihr ein Dokument, das dies beweist?«
»Beweisen?« Der Grundbesitzer rang ungläubig nach Luft und schüttelte sich. »Bei Hirahim! Warum verschwende ich meine Zeit mit euresgleichen? Verschwindet, Hradani, und seid froh, dass ich euch laufen lasse!«
»Ich reise nur zu gern weiter«, erwiderte Bahzell ruhig. »Sobald Ihr die Pacht zurückgegeben habt, die diese Leute Euch bezahlt haben!«
»Was?« Der Rote Lord starrte ihn an. »Ihr seid verrückt geworden!«
»Möglich. Aber wenn Ihr sie vertreiben wollt, schulden sie Euch kaum die Pacht für die Zeit, die sie gar nicht mehr hier sind. Aye«, Bahzell kniff die Augen zusammen, »und ich habe den Verdacht, dass
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