Der Schwur: Schwerter des Zorns 1 (German Edition)
aus stampfenden Pferden und Gebrüll in der stockfinsteren Nacht, aber irgendwie gelang es ihnen, eine Reihe zu bilden.
»Lanzen!«, bellte Rathan. Das Licht war jetzt vollkommen erloschen, und die Dunkelheit auf den Hügeln machte jede Kontrolle unmöglich, aber er wagte es nicht, seine Männer im Stand von einer Angriffswelle überrollen zu lassen. Wenigstens sagten ihm die wüsten Schlachtrufe der Hradani, wo sie sich ungefähr befanden.
»Angriff!«, schrie er, und knapp zweihundert Berittene donnerten vorwärts in das schwarze Nichts.
Bahzell Bahnahkson sprang auf, als er die ersten Schreie im Norden hörte. Er blieb eine Sekunde unter den Bäumen stehen und spähte in die Finsternis. Diese Schreie kannte er, denn er hatte sie selbst schon ausgestoßen, trotzdem war es unmöglich! Nicht so weit hier im Süden! Aber sie waren unverkennbar. Er hörte Signalhörner jenseits der Hügel und begriff, dass ihm keine Zeit blieb, sich lange zu wundern oder zu staunen.
Er fegte wie ein außer Kontrolle geratener Felsbrocken in die Schlucht. Ein Dutzend Mal wäre er fast hingefallen, aber irgendwie blieb er auf den Füßen und schwankte ins Lager, als ein nasser und splitternackter Brandark gerade dem Bach entstieg.
»Was …?«
»Keine Zeit, Mann! Sie sind in ein paar Minuten hier!«, schrie Bahzell. Brandark verzichtete auf weitere Fragen, hetzte zu seinem Kleiderhaufen und seiner Rüstung, ignorierte Hemd und Hose und warf sich seinen Panzer über, während Bahzell zu den Pferden hastete. Er schnappte sich einen Packsattel und schob sich zwischen die erschreckten Tiere. Doch die Kakophonie der Schreie kam wie ein riesiges, bösartiges Biest näher, und es hielt geradewegs Kurs auf sie.
Als er begriff, dass sie nicht einmal mehr Zeit hatten zu satteln, wirbelte er herum und griff nach seinem Schwert. Brandark mühte sich immer noch mit seinem Kettenhemd ab, und Bahzell wich von den Pferden zurück und stellte sich zwischen seinen Freund und den Rand der Schlucht, als Berittene wie die Verrückten in das Gehölz über ihnen donnerten.
Pferde stürzten zu Boden und wieherten schrill, als sie sich die Beine brachen oder sich auf Ästen aufspießten, die im Dunkeln verborgen waren. Aber einige umgingen die Hindernisse irgendwie und galoppierten in die Schlucht hinunter. Auf ihren Rücken saßen heulende Dämonen, und rot durchzogenes grünes Feuer zuckte aus Harnaks Schwert, als er wie ein Wahnsinniger in die Schlucht donnerte. Sein Pferd brach auf der Hinterhand ein, glitt und rutschte in die Tiefe, wobei es vor Angst schrill wieherte, als der Boden plötzlich vor ihm abfiel. Trotzdem blieb es auf den Beinen. Die Augen des Prinzen glichen flammenden Höhlen des Wahnsinns.
»Bahzell!«, kreischte er und griff an.
Bahzells Kopf ruckte herum, als er seinen Namen hörte, und die blaue Flamme fuhr zischend sein Schwert entlang, als die Waffe in der Hand des Prinzen von Navahk ihn zu Bahzell führte. Dem blieb keine Zeit für große Verwirrung. Seine eigene Blutrunst
flammte lodernd hoch und er stürzte sich seinem Todfeind entgegen.
»Tomanâk!« Sein dröhnender Schlachtruf übertönte den schrillen, verrückten, hasserfüllten Schrei Haraks, und sein Schwert strahlte blaues Feuer aus, als es zischend vorzuckte. Ein blutgrün leuchtender Stahl antwortete, und die Klingen trafen in einer schrecklichen Explosion aus Wut aufeinander, tauchten die Schlucht in einen blassen Glanz aus Hass, der emporwallte wie ein Schleier aus Blitzen. Das verfluchte Schwert heulte wie eine lebende Seele und der Aufprall schleuderte Harnak aus dem Sattel.
Der Prinz landete auf der Schulter, doch war er vollkommen von der Macht durchdrungen, die in sein Schwert gebannt schien, rollte sich mit tödlicher Geschwindigkeit ab und sprang wieder auf. Sein Pferd blockierte Bahzell gerade so lange, dass Harnak auf den Beinen stand, bevor ihn der Pferdedieb erreichen konnte. Mit unverhülltem Wahnsinn in den Augen griff er Bahzell an.
Erneut krachte Stahl auf Stahl, und es klang wie die Hammerschläge von tobenden Titanen, die in zischende, fauchende Schleier aus Licht gehüllt waren, das sich noch mit jedem Schlag verstärkte. Bahzell fühlte die Macht von Harnaks Waffe, spürte ihren Hass und ihren unerbittlichen Zweck, der die Blutrunst des Navahkaners anheizte, und wich einen Schritt zurück, dann noch einen, während Harnak weiter auf ihn einhieb. Eine smaragdgrün glühende Aura umgab den kreischenden Prinzen, ein undeutlicher Umriss,
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