Der Schwur: Schwerter des Zorns 1 (German Edition)
der waberte und allmählich die Silhouette eines gewaltigen grünen Skorpions annahm. Er hatte die Zangen weit gespreizt und tastete nach Bahzell. Der Pferdedieb wich noch weiter zurück, als der tödliche Stachel nach ihm zuckte. Stinkender Qualm stieg vom Boden auf, wo das Gift des Skorpions wie tödliche Regentropfen landete, doch Bahzell fühlte auch eine Wesenheit hinter sich. Er spürte den gewaltigen Umriss, der sich über ihm erhob und in einem himmelblauen Glanz glühte, der Harnaks giftiges Grün verblassen ließ, und wusste, dass dies hier mehr als nur ein Zweikampf zwischen Pferdedieb und Navahkaner war.
Panik durchzuckte ihn kurz, jedoch nicht wegen Harnak, sondern auf Grund dessen, was ihm Tomanâk über die Gefahren eines Zweikampfes Gott gegen Gott gesagt hatte. Der Zusammenprall der Mächte ließ die Luft kochen und schäumen, erfüllte die Schlucht wie eine Flut, deren rollende Blitze über ihren Rand hinauszuckten, während Harnak und er in ihrem Mittelpunkt standen – als ihr Brennpunkt. Sie waren die Gefäße, die den Mächten in der Welt der Sterblichen ihre Hebelwirkung gaben. Er hörte, wie Stahl auf Stahl klirrte, als Brandark um sein Leben kämpfte, aber er wagte es nicht, Harnak aus den Augen zu lassen. Denn er kämpfte nicht gegen den Prinzen, sondern gegen die namenlose Widerwärtigkeit, die aus dem Schwert des Prinzen nach ihm griff. Dieses Schwert war kürzer als seines, schneller und wendiger im Nahkampf. Er wusste, mit einer untrüglichen Gewissheit, dass die leichteste Wunde, die von dieser Waffe ausging, tödlich sein würde, ja, schlimmer als der Tod. Und sie sauste immer wieder heran, und pfiff ihren Hass heraus.
Er blockte einen weiteren tödlichen Schlag ab und lenkte ihn mit einer kurzen Drehung seines Handgelenks zur Seite. Dann wirbelte er auf seinem linken Fuß herum, drehte sich um seine eigene Achse, als ihn die Wucht von Harnaks Schlag nach vorn taumeln ließ, und rammte ihm seinen rechten Fuß mit aller Kraft in das Rückgrat. Harnak brüllte trotz seiner Blutrunst vor Schmerz auf, stürzte aber nicht. Er taumelte ein Dutzend Schritte nach vorn, wirbelte herum und hob gerade noch rechtzeitig sein Schwert. Frisches Feuer sprühte aus der Schlucht, als sich die beiden Klingen erneut kreuzten.
Major Rathan schluckte, als er die Blitze irgendwo vor sich aufflammen sah. Es war so weit entfernt, dass er nichts hören konnte, aber ihre Hitze schien die Meilen zu überwinden – wie glühende Sommersonne. In was, bei Krahanas Hölle, waren er und seine Männer da hineingestolpert? Sein Angriff war in der Dunkelheit auseinander gebrochen, so wie er befürchtet hatte, und ein Hurrikan aus Kämpfen toste über den finsteren Hügeln. Ein Dutzend Hradani, vielleicht mehr, waren durch die Lanzen seiner
Männer gestorben, ohne dass es ihnen gelungen wäre durchzubrechen. Aber andere waren bis auf Schwertlänge herangekommen, und kein Soldat der Roten Lords war ein angemessener Gegner für einen Hradani, der sich in den Klauen der Blutrunst befand. Schreie und Flüche, das Klirren von Stahl und das Gurgeln der Sterbenden erfüllte die Nacht, aber Rathans Kavallerie war zahlenmäßig zu überlegen. Sie ballten sich zu dritt zusammen und kämpften gegen je einen Hradani, deren Pferde zu Boden stürzten und die Reiter abwarfen. Im nächsten Augenblick sprang ein heulender Hradani auf, dem das Blut aus Dutzenden von Wunden rann, und stürmte wie eine Gestalt aus einem Albtraum auf Rathan zu, dem keine Muße mehr blieb, das Naturschauspiel der Blitze am Horizont zu bewundern.
Bahzell wehrte den nächsten Schlag ab und rammte Harnak den Knauf seines Schwertes ins Gesicht. Der Prinz brüllte auf, als sein Kiefer brach, stolperte zurück und ließ sein Schwert vor sich wirbeln, während die Skorpionsilhouette ihre Wut hinausschrie. Bahzell trat mitten in den Wirbel hinein und ließ sein Schwert hinuntersausen. Es zerfetzte den Kettenpanzer und der blau leuchtende Stahl fraß sich in Harnaks Oberarm. Doch im letzten Moment sprang der Navahakaner zur Seite und schlug wild zu. Bahzell wich zurück und der Prinz griff ihn an. Doch in seiner unbändigen Wut stürmte er wild und unkontrolliert vor.
Bahzell erkannte die Gefahr, der er ausgesetzt war, spürte die peitschende Macht, die die Blutrunst Harnak gegeben hätte, selbst wenn kein Dämon seine Klinge besessen hätte. Harnak aber kämpfte mit gedankenlosem Zorn, während Bahzells Verstand weiterhin klar und kühl arbeitete. Die
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