Der Schwur: Schwerter des Zorns 1 (German Edition)
umschlägt.«
»Hm.« Brandark zupfte an seiner Nase und nickte. »Wahrscheinlich hast du Recht. Allerdings stinken wir beide mittlerweile so sehr, dass man uns innerhalb von einem Werst auch ohne Feuer wittern könnte.«
»Der Bach ist tief genug. Sobald wir die Pferde angeleint haben, übernehme ich die erste Wache, wenn du deine kostbare Haut gern schrubben möchtest.«
»Abgemacht!« Brandark seufzte. »Bei den Göttern! Mittlerweile dürfte sich selbst kaltes Wasser himmlisch anfühlen!«
Harnak fluchte, als sein Pferd stolperte. Ihre Tiere waren müde, und seine Männer zerstreuten sich wieder, als sich die Sonne unter den Horizont schob. Der Prinz aber dachte gar nicht daran, Halt zu machen. Er musste nicht einmal den Griff seines Schwertes berühren, um den harten, hasserfüllten Zug zu spüren. Die wilde Gier war mittlerweile in sein eigenes Blut eingesickert und zog ihn trotz der erschöpften Pferde und des erlöschenden Lichtes weiter. Sie siedete in seiner Seele, bis er beinahe am Rand der Blutrunst schwebte. Er war da. Dieser Hurensohn von einem Dreckskerl war hier, so nah, dass Harnak ihn fast riechen konnte! Er knurrte und rammte seinem Pferd die Sporen in die Flanke.
Es wieherte schrill bei dem überraschenden Schmerz und machte einen derartig hastigen Satz, dass es ihn beinahe aus dem Sattel geworfen hätte. Das Tier mochte erschöpft sein, doch es konnte sich dem Druck des geräderten Stahls der Sporen nicht widersetzen und sprang weiter, während Harnaks Leibwache fluchend versuchte, mit der Geschwindigkeit ihres Prinzen mitzuhalten.
Einige von ihnen schafften es jedoch nicht, auch wenn sie sich noch so sehr bemühten. Und sie bemühten sich sehr. Sie hatten
diese Reise von dem Augenblick an gefürchtet, als sie davon erfahren hatten, und wie Harnak selbst fühlten sie sich in diesem seltsamen, viel zu warmen Land, in dem jeder, dem sie begegneten, sie entweder als Briganten oder als Feinde betrachtete, fremd und verloren. Sie fürchteten den Gedanken, sich einer wütenden und aufgebrachten Bevölkerung so fern von zu Hause stellen zu müssen. Aber noch schlimmer war das ängstliche Misstrauen, das sie gegen ihren Anführer und das Schwert hegten, das er trug. Harnak umgab sich mit harten und brutalen Männern, und etwas von dem verfluchten, gierigen Hunger der Waffe war auf sie abgefärbt. Der Fluch berührte die dunklen Punkte ihrer eigenen, blutigen Seelen wie verführerisches schwarzes Feuer und vernebelte ihre Gedanken. Und wenn sie das bemerkten, waren sie entsetzt.
Doch es fiel ihnen immer schwerer, diesen Einfluss wahrzunehmen. Schleichend wurde er ein Teil von ihnen, ein blasser Abglanz der Glut des Hochofens, den er tief in Harnaks Herz entzündet hatte. Er packte die Männer wie eine Droge, mischte sich mit der Furcht, ihre Kameraden in diesem fremden Land aus den Augen zu verlieren, und trieb sie an, als Harnak sein Pferd anspornte. Aber auch wenn sie es versuchten, ihre müden Pferde konnten ihren Befehlen kaum mehr gehorchen. Immer mehr Gardisten fielen zurück, und die Kolonne zog sich zu einer langen, unregelmäßigen Linie auseinander, als es dunkel wurde.
Harnak wusste das, und etwas in ihm riet ihm, langsamer zu reiten, damit die anderen aufschlossen, und sie alle zusammen Bahzell und Brandark überwältigen konnten. Aber es war nur ein flüchtiger Gedanke, der in dem Geschmack des kochenden Blutes unterging. Er schob ihn beiseite und galoppierte in die herabsinkenden Schatten hinein.
Rathan drehte sich um und sah, wie am westlichen Horizont die letzten roten Strahlen der Sonne die Wolken zum Erglühen brachten. Sie waren den Mistkerlen dicht auf den Fersen. Er wusste es, er konnte es fühlen. Hradani brauchten große, schwere Pferde, die bei der Geschwindigkeit und Ausdauer der kleineren
Rösser seiner Männer nicht mithalten konnten. Mittlerweile hatte er auch Verstärkung erhalten, sodass sich seine ursprünglichen hundert Mann auf zweihundert verdoppelt hatten und er genug Soldaten kommandierte, um mit jeder Bande von Briganten fertig zu werden. Was er noch brauchte, waren zwei Stunden Tageslicht, und genau die schien er nicht zu bekommen.
Er biss die Zähne zusammen und kämpfte gegen seine Ungeduld. Es spielt keine Rolle, sagte er sich. Die Sonne ging schließlich wieder auf, und es schien klüger, noch so lange zu warten. Ein nächtliches Gefecht war selbst im besten Fall verwirrend, im schlimmsten Fall konnte es in einem Desaster enden, wenn sich Freund
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