Der Schwur: Schwerter des Zorns 1 (German Edition)
du dein Maul nicht hältst!«, fuhr ihm der Schiffer grob in die Parade, und Tarlnasas Mund klappte zu. Aber nicht aus Furcht, wie Bahzell sah, sondern der erstarrten Miene des Mannes nach zu urteilen aus Fassungslosigkeit. »Schon besser«, knurrte der Schiffer. »Ich habe weder Zeit noch Geduld, um mich um dich zu kümmern. Du bist auf meinem Schiff, und wie du hierher gekommen bist, ist deine Angelegenheit. Wenn du glaubst, dass mir der Hafenmeister das ankreidet, bist du ein noch größerer Narr, als ich dachte – was schon ein Kunststück wäre! Geh mir aus den Augen, wenn du nicht willst, dass ich dich auf das nächste Boot übersetzen lasse, das nach Derm zurückfährt.« Tarlnasa wollte protestieren, aber
der Schiffer warf ihm einen warnenden Blick zu und fuhr fort: »Du kannst auch jetzt gleich wieder an Land schwimmen. Mir ist es gleich.«
Nach seinen Worten herrschte eisiges Schweigen, das Tarlnasa mit einem hochmütigen Schnaufen unterbrach. Er drehte dem Schiffer den Rücken zu, was der Seemann mit einem viel sagenden Blick in Bahzells Richtung kommentierte, bevor er zu seinem Steuermann zurückmarschierte.
»Dieser Trottel!«, murmelte Tarlnasa gereizt. Er fuhr sich mit den Fingern durch den Bart, zupfte sein langes Haar zurecht, straffte die Schultern, holte tief Luft und schaute dann zu Bahzell hinauf.
»Nachdem er endlich verschwunden ist, sollte ich wohl auf den Grund meines Besuches zu sprechen kommen.«
»Aye, schön, dann wollen wir Euch nicht länger aufhalten.« Bahzell machte Anstalten, dem Mann aus dem Weg zu gehen, aber Tarlnasa schüttelte nur ärgerlich den Kopf.
»Nein, nein, nein!«, fuhr er ihn an. »Die Götter mögen mir Geduld verleihen, aber ihr seid offenbar alle Idioten!«
»Ich mag zwar ein Idiot sein«, grollte Bahzell etwas weniger liebenswürdig, »aber ich denke, das solltet Ihr mir gerade dann lieber nicht unter die Nase reiben, Freundchen.«
»Dann hört mir einfach zu, ja? Ihr seid schließlich der Grund, aus dem ich hier bin!«
»Ich?« Bahzell schaute Tarlnasa erstaunt an.
»Ihr, die Götter mögen uns beistehen! Warum sie ausgerechnet mich erwählt, zu dieser gottlosen Stunde aus meinem Bett geholt und hierher geschickt haben, um erst diesen großmäuligen Dummkopf von einem Kapitän ertragen zu müssen und jetzt auch noch das …!« Er unterbrach sich, schüttelte den Kopf und kreuzte die Arme. »Hört mir zu, Bahzell Bahnakson«, fuhr er gebieterisch fort. »Denn ich bringe Euch Kunde von den Göttern selbst.«
Er hob das Kinn in einer dramatischen Pose. Bahzell lehnte sich zurück, legte die Ohren an und stemmte seine Hände auf die Hüften. Er schaute zu Brandark hinüber und bemerkte denselben
Widerwillen in der Haltung seines Freundes. Doch dann entspannte sich die Blutklinge, zuckte viel sagend die Achseln und trat zur Seite. Brandark lehnte sich an die Reling und schaute auf die Pier, die hinter ihnen zurückblieb, und Bahzell sah wieder nach unten. Tarlnasa hatte seine theatralische Pose aufgegeben und starrte jetzt überheblich und ungeduldig zu ihm hoch, als wäre der Pferdedieb ein nicht allzu heller Student, der aber wenigstens genug Verstand besitzen sollte, seinen Lehrer zu bitten, sein Unwissen zu erhellen. Dieser Mann musste ein Idiot und ein Verrückter sein, es sei denn … die Götter hätten ihn tatsächlich geschickt. In diesem Fall wäre er noch etwas weit Schlimmeres. Der Pferdedieb erinnerte sich an seine Träume, und die Panik durchzuckte ihn wie ein scharfer Stich. Hatten ihn die Götter letzte Nacht vielleicht deshalb in Ruhe gelassen, weil sie wussten, dass ihm ein Gott diesen verrückten Kerl auf den Hals gehetzt hatte?
»Wenn ich nun aber kein besonders großes Interesse daran habe zu hören, was die Götter mir mitzuteilen haben?«, fragte er schließlich.
»Was?« Tarlnasa starrte ihn an, und der Hradani zuckte gleichgültig mit den Schultern.
»Ich habe mit Göttern nicht viel zu schaffen«, erklärte er in seinem grollenden Bass, »und ich wäre ihnen sehr dankbar, wenn sie mich ebenfalls in Ruhe ließen.«
»Stellt Euch nicht so blöd an!«, fuhr ihn Tarlnasa an, schüttelte sich, verschränkte erneut die Arme und verfiel wieder in seine theatralische Rolle. »Ihr seid von den Göttern zu großen Taten ausersehen worden, Bahzell Bahnakson, eine große Bestimmung erwartet Euch und …«
»Bestimmung, hm?«, unterbrach ihn Bahzell. »Ihr könnt Eure Bestimmung gern behalten, aye! Sagt das dem Gott, der Euch geschickt
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