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Der Schwur: Schwerter des Zorns 1 (German Edition)

Der Schwur: Schwerter des Zorns 1 (German Edition)

Titel: Der Schwur: Schwerter des Zorns 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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war Kilthan auf den Fersen.
    Dabei hatte es sich zunächst gut angelassen. Die Reise von Derm nach Saramfal, der Hauptstadt des Königreichs der Elfen, verlief ohne Zwischenfälle. Selbst Brandark, der diese Schiffsreise nach wie vor mit dem Misstrauen eines Nichtschwimmers verfolgte, entspannte sich und sie hatten mittlerweile sogar so viel vom Segeln gelernt, dass sie bei den Fallreepen und der Takelage
Hand anlegen konnten. Bahzell war nach seiner Begegnung mit Tarlnasa sehr dankbar über den friedlichen Verlauf der Seereise.
    Trotz seines bemüht gelassenen Verhaltens, das er Brandark gegenüber an den Tag legte, hatte der Zusammenstoß mit dem Alten Unbehagen in ihm ausgelöst. Die Vorstellung, dass die Götter, ganz gleich, um welchen Gott es sich auch handelte, sich für ihn interessierten, genügte, dass ihm die Galle hochkam. Dass sie jedoch möglicherweise auch noch »Befehle« für ihn hatten, war geradezu beängstigend. Es hatte ihn einen ganzen Tag gekostet, den metallischen Geschmack der Furcht aus seinem Mund zu vertreiben, damit er die Reise genießen konnte. Jedenfalls bis Saramfal.
    Die Hauptstadt des Inselkönigreichs der Elfen schimmerte mit ihren weißen Mauern und prachtvollen Türmen wie eine Krone auf den Felsenkliffs. Bahzell glotzte wie ein Landei am Markttag, als die Schiffe im Schatten dieser Mauern festmachten. Aber er hatte nichts dagegen tun können. Abgesehen davon, dass es ihn auch nicht störte. Schon auf den ersten Blick hatte sich seine Vorstellung bestätigt, wie wundersam eine Elfenstadt sein musste, und er hatte es kaum abwarten können, sie zu erkunden. Als er es tat, hatte ihn die Realität von Saramfal eher … verstört.
    Mittlerweile war ihm klar, dass der Elf, den er in Esgfalas gesehen hatte, ein Halbelf gewesen sein musste, denn die Schönheit selbst des unscheinbarsten Saramanthaners stellte die Anmut dieses Mischlings aus Elf und Mensch in den Schatten. Das Gleiche galt für Saramfal im Vergleich zu Esgfalas, aber trotz aller Pracht fehlte der Elfenstadt die geschäftige Betriebsamkeit von Esgans grobschlächtigerer Hauptstadt. Es hing eine Atmosphäre von Melancholie, eine Art brütende Teilnahmslosigkeit über der Stadt, als wären die Bürger von Saramfal nie wirklich mit der Welt außerhalb ihres kleinen, privaten Königreiches in Berührung gekommen. Oder, dämmerte es Bahzell, als wollten sie es vielleicht auch gar nicht.
    Der Gedanke kam ihm, als er die Händler beobachtete, deren Schönheit jeder Beschreibung spottete, und die wie Könige gekleidet
waren, während sie mit dem untersetzten, kahlköpfigen Kilthan feilschten. Der Zwerg war alles andere als ein schlichter Hinterwälder, dennoch wirkte er wie ein ziegenbärtiger Klotz, den man in ein herrliches, aber idealisiertes Gemälde geworfen hatte. Oder in einen Traum. Er wirkte viel zu solide, zu real, als bildeten die Grenzen von Saramantha nicht nur ein Bollwerk gegen den Rest der Welt, sondern gegen die Zeit selbst. Die Elfen zogen es vor, sich hinter die Mauern ihrer Erinnerungen zurückzuziehen und ignorierten die Belange von Norfessa. Bahzell war ein kalter Schauer über den Rücken gerieselt, als er begriff, warum.
    Eben weil sie sich erinnerten.
    Zu viele dieser alterslosen, wunderschönen Gesichter erinnerten sich tatsächlich noch an die jahrzehntelangen Zauberkriege um Kontovar, an das Gemetzel und das Feuer, das einen ganzen Kontinent verzehrt hatte. Sie hatten mit eigenen Augen die Banner der Schwarzen Hexer mit dem Emblem von Carnadosas goldenem Zauberstab gesehen, die über den zerstückelten und niedergemähten Leichen der letzten Verteidiger des Hauses Ottovar wehten. Der Fall von Kontovar war für sie keine alte Legende, sondern ein Teil ihres eigenen Lebens. Es waren ihre Väter, Mütter, Brüder und Schwestern, die in diesen Schlachten gefallen oder auf den Altären der Dunklen Götter geopfert worden waren. Sie selbst hatten die Flüchtlingsschiffe bestiegen und waren in die Wildnis von Norfressa geflüchtet, während die letzten Weißen Zauberer ihr Leben geopfert hatten, um das Feuer und die vollständige Vernichtung allen Lebens vom Himmel herab zu beschwören. Hier, auf diesem nördlichen Kontinent, wo die anderen Rassen um sie herum ihre eigenen Leben führten und ihre Zukunft planten und sie schmiedeten, schleppten diese ätherischen Wesen die Bürde ihrer Erinnerungen mit sich herum, so wie Bahzells Volk die Last der Blutrunst trug. Für sie war es nicht nur etwas Entsetzliches,

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