Der Schwur: Schwerter des Zorns 1 (German Edition)
weiter nach Süden oder sogar über die Grenzen des Reiches hinaus verschifft werden sollten. Ganze Schwadrone von Offizieren und Unteroffizieren der Gardisten hielten wachsam nach Dieben Ausschau, hurtige Finger ließen
die Kugeln der Abakusse klacken, Stifte notierten kratzend Transaktionen, Gebühren und Verkaufsbelege, und ein Stimmengewirr aus gebrüllten Unterhaltungen, Fragen und Befehlen toste über den Hof. Es wirkte chaotisch, doch es war ein sehr komplexes, organisiertes Chaos, und die ersten Stücke Ladung wurden bereits zum Kai und auf die breiten, plump wirkenden Schuten verladen, die dort vertäut warteten.
»Ziemlich … beeindruckend, findest du nicht?« Bahzell wandte beim Klang des vertrauten Tenors den Kopf – und Brandark grinste ihn an. »Hast du in deinem Leben schon jemals so viele Menschen so aufgeregt an einem einzigen Ort herumrennen sehen?«
»Nicht auf meiner Seite eines Schlachtfeldes.« Bahzell lachte. »Ich habe den Eindruck, als hätten einige dieser Burschen das Zeug zu ausgezeichneten Generälen. Sie haben wirklich den Bogen raus, wie man organisiert, stimmt’s?«
»Das kann man wohl sagen.« Brandark schüttelte den Kopf und drehte sich herum, als ein Zugführer seinen Namen brüllte und auf eine Reihe von Wagen deutete, die knarrend den Hof verließen. Die Blutklinge nickte heftig und schaute dann wieder Bahzell an.
»Sieht aus, als würde ich jetzt herausfinden, wie es sich auf einem Boot anfühlt.« Er seufzte und zog seinen Schwertgurt zurecht. »Hoffentlich falle ich nicht von diesem verdammten Ding herunter!«
»Aber, aber«, beruhigte ihn Bahzell. »Sie segeln schon seit Jahren auf diesem Fluss, und so schlecht stellst du dich doch gar nicht an. Sie werfen dich schon nicht über Bord, jedenfalls nicht, solange du dich ordentlich aufführst.«
»Hoffentlich nicht«, erwiderte Brandark. »Ich kann nämlich nicht schwimmen.«
Mit einem letzten Zupfen an seinem Schwertgurt stürzte er sich ins Chaos.
Kilthan hatte Recht behalten. Kurz nach Einbruch der Dunkelheit war die Ladung verstaut. Die letzten Frachtstücke wurden
bei Fackelschein verladen, und selbst Bahzell, dessen Pflichten hauptsächlich darin bestanden, herumzustehen und böse zu schauen, war erschöpft, als er über die federnde Planke an Bord des ihm zugewiesenen Schiffes ging. Er fühlte sich ein wenig unbehaglich, als seine Stiefelabsätze auf dem Holzdeck knallten und die Schute unter ihm zu zittern schien, aber er war zu müde, um sich wirklich Sorgen zu machen.
Wie üblich war seine Körpergröße ein Problem, vor allem bei dem geringen Platz unter Deck. Also wies man ihm einen Platz an Deck zu. Ihm wäre es zwar lieber gewesen, wenn er angesichts seiner unruhigen Träume ein nettes, solides Schott zwischen seiner Schlafdecke und dem Wasser gehabt hätte, doch er tröstete sich mit dem Gedanken, dass hier oben wenigstens die Luft besser war.
Der Schiffer des Lastkahns war ein untersetzter, vierschrötiger Mensch, der eine Landratte auf einen Werst Entfernung erkannte. Er warf dem gewaltigen Hradani einen kurzen Blick zu, schüttelte den Kopf und deutete auf den Bug.
»Das da nennt man Vordeck«, erklärte er. »Schaff deinen mächtigen Hintern dahin und rühr dich nicht von der Stelle. Komm keinem in die Quere und versuch um Korthralas willen bloß nicht, der Mannschaft zu helfen!«
»Aye, mach ich. Ich meine, mach ich nicht«, erwiderte Bahzell erleichtert. Der Schiffer schnaubte verächtlich, schüttelte noch einmal den Kopf und kümmerte sich dann um seine eigenen Angelegenheiten, während Bahzell zum Bug schlenderte, wo ihn Brandark bereits erwartete. Er saß auf seiner Schlafdecke und schaute hinaus auf die Sterne und die Stadt, deren Lichter sich im Wasser spiegelten.
»Sieht nett aus, was?«, fragte er, als sich Bahzell neben ihn auf das Deck plumpsen ließ.
»Aye, und verdammt nass.« Bahzell grinste. »Ist wohl auch ziemlich tief.«
»Vielen herzlichen Dank!«, stöhnte Brandark.
»Gern geschehen.« Bahzell zog seine Stiefel aus, stellte sich hin und schälte sich aus seinem Schuppenpanzer. Er legte seine
Ausrüstung auf Deck zurecht und seufzte erleichtert, als er sich ausstreckte. »Du solltest dein Kettenhemd auch ausziehen, mein Freund«, murmelte er müde, während ihm die Augen bereits zufielen. »Jemand, der nicht schwimmen kann, braucht sicher keinen zusätzlichen Ballast, der ihn auf den Boden des Flusses zieht.«
Er war eingeschlafen, noch bevor Brandark mit einer
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