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Der Scout. Kleinere Reiseerzählungen, Aufsätze und Kompositionen

Der Scout. Kleinere Reiseerzählungen, Aufsätze und Kompositionen

Titel: Der Scout. Kleinere Reiseerzählungen, Aufsätze und Kompositionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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dieser Gegend sein. Aber wie kommt Ihr zur Freundschaft mit dem berühmten Winnetou und dann mit den Sioux, die doch seine Feinde sind?«
    »Das werdet ihr erfahren, vorher aber sagt mir auch ein weniges von euch!«
    Sie nannten mir ihre Namen, und dann fuhr derjenige, welcher bisher gesprochen hatte, fort:
    »Ihr dürft es uns nicht übel nehmen, Sir, daß wir sehr vorsichtig sind, denn wir haben infolge einer Unvorsichtigkeit ein großes Unglück gehabt. Wir sind Fallensteller. Wir hatten vom Frühjahre an gearbeitet und einen hübschen Vorrat von Pelzen zusammengebracht; es waren sechs ganze Gruben voll; da schloß sich uns ein Fünfter an, dem wir vertrauten, und während einer Nacht, da er die Wache hatte, kamen seine Spießgesellen; am Morgen war er verschwunden und mit ihm unsere sämtlichen Felle sogar nebst den Pferden.«
    »O weh! Wo und wann ist dies geschehen?«
    »Vor zwei Wochen droben am Huntsmanfork.«
    »Habt ihr keine Ahnung, wer die Diebe gewesen sind?«
    »Genug Ahnung, aber was hilft sie uns! Der Verlust wäre noch zu tragen, aber die Spitzbuben haben uns auch sämtliche Fallen mitgenommen. Wir haben kein Geld, um neue zu kaufen, und müssen uns nun mit armseligen Schlingen behelfen, bis wir etwas fangen und einige Dollar lösen. Wir haben die Spuren der Diebe verfolgt, aber es half uns nichts. Als sie den Yellow erreichten, haben sie sich ein Floß gebaut und sind mit diesem auf und davon. Wer kann dann folgen!«
    »Waren es ihrer viele?«
    »Eine ganze Bande, wenigstens dreißig Mann, wie die Spur zeigt.«
    »Ah! Die Stelle, an der sie das Floß bauten, befindet sich oberhalb von Fort Cast?«
    »Zwei Tageritte.«
    »Warum seid ihr nicht nach dem Fort gegangen?« fragte ich, indem mir eine Ahnung kam.
    »Was hätte es uns genutzt? Es ist kein anderer als der rote Olbers gewesen mit seiner Schar. Er hält sich bereits seit einiger Zeit am oberen Missouri auf, und was der einmal in den Händen hat, das kommt nie wieder an den rechten Herrn zurück.«
    Ich hatte die Fallen, welche im Lager vor dem Fort gelegen hatten, nur flüchtig bemerkt, als ich von meiner Kanotfahrt zurückkehrte, aber der Westmann hat ein scharfes Auge für jede Kleinigkeit, und so hatte ich auch unwillkürlich die Zeichen noch im Gedächtnisse, welche sich auf zweien von ihnen befunden hatten. Jeder Trapper nämlich versieht seine Fallen mit einem bestimmten Zeichen. Daher fragte ich:
    »Hattet ihr eure Fallen nicht gekennzeichnet?«
    »O doch!«
    »Ich habe Fallen gesehen mit einem W.B. und auch mit fünf Sternen, die ein stehendes Kreuz auf dem Bügel bildeten.«
    »
Behold,
das sind unsere Fallen! Wo waren sie, Master?« fragte der Mann sehr schnell.
    »Sagt mir erst, wer dieser rote Olbers ist!«
    »Niemand weiß, woher er kommt, aber ein Yankee ist er jedenfalls, und zwar einer der unsaubersten. Man hat ihn drüben in Kalifornien gesehen, wo er in den Diggins sehr dunkle Geschäfte gemacht haben soll. Er mußte sich aus dem Staube machen und tauchte zuerst bei Fort Benton wieder auf, wo er den großen Mogul spielte und mit Nuggots nur so um sich warf; er soll viele Tausende von Dollar an Goldkörnern verspielt und verschleudert haben –«
    »Wann war dies?« unterbrach ich ihn, da eine Erinnerung in mir auftauchte.
    »Das war vor vier Jahren um die jetzige Jahreszeit. Später sah man ihn unten in Santa Fé, dann in Bents Fort, und überall, wo er war, geschahen große Räubereien. Jetzt hat er eine ganze Bande beisammen, aber ich hoffe, daß er einmal ergriffen wird; dann ist der Strick sein sicheres Eigentum!«
    »Habt Ihr ihn gesehen? Könnt Ihr ihn mir beschreiben?«
    »Ich weiß nur, daß er ein halbes Gesicht hat; auf der rechten Seite fehlt die Haut mit fast dem ganzen Fleische. Er muß sich einmal unter einem sehr scharfen Messer befunden haben.«
    »Er ist’s! Eure Fallen sah ich in Fort Cast.«
    »Hollah, in Fort Cast! Also doch! Die mit W.B. sind mein; ich heiße ja William Brandes. Wir müssen sie uns wieder holen!«
    »Auf dem Fort befinden sie sich nicht mehr. Ich wohnte bei dem Besitzer eines Store, und als ich am letzten Tage die Miete bezahlte, erfuhr ich, daß er vom roten Olbers eine ganze Menge Felle gekauft habe; die Fallen aber waren ihnen nicht feil gewesen. Die Diebe befinden sich nicht mehr im Fort, wie ich vermutete. Uebrigens hatte dort niemand eine Ahnung, daß dieser Mensch der rote Olbers sei.«
    »Wißt Ihr nicht, wohin er sich wenden wird?«
    »Vielleicht,« antwortete ich. Es fiel mir

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