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Der Scout. Kleinere Reiseerzählungen, Aufsätze und Kompositionen

Der Scout. Kleinere Reiseerzählungen, Aufsätze und Kompositionen

Titel: Der Scout. Kleinere Reiseerzählungen, Aufsätze und Kompositionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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was er zu thun hatte. Er nahm den Firman auch an die Stirn, verneigte sich dreimal bis auf den Kopf seines Pferdes und erkundigte sich sodann nach meinen Befehlen, wobei er mich Ämir 46 und Hazret vala 47 nannte. Ich nahm ihm den Firman wieder aus der Hand, steckte ihn ein und gab ihm den Befehl des Särtix. Ohne abzuwarten, was er dazu sagen werde, wendete ich mich an die Kolonne und fragte mit lauter Stimme, wer Kelat und Scherga, die beiden Idiz seien. Die zwei Personen, welche hierauf antworteten, waren schwer gefesselt; ich ritt hin und befreite sie von den Eisenstangen, an welche ihre Hände mit Riemen festgebunden waren; sie ritten nicht, sondern hatten laufen müssen.
    Inzwischen war Halef von mir gewichen; er saß schon auf seinem Rappen, und nun schwang ich mich auch auf den meinigen; sie waren geführt worden, weil sie niemanden im Sattel gelitten hatten. Beide schnaubten und wieherten vor Freude, uns wiederzusehen. Den beiden Idiz gebot ich, die Pferde zu besteigen, die bis jetzt von uns geritten worden waren.
    Das alles hatte sich in der Zeit von kaum zwei Minuten abgespielt. Jetzt kam der Lieutenant zu mir her und erkundigte sich, ob noch weitere Befehle in meinem Belieben seien. Da stach mich der Hafer! Wir hatten mehr erreicht, als uns noch vor kaum zwei Stunden als möglich erschienen war, und nun wurde ich gar nach ferneren Wünschen gefragt! Ich zählte über achtzig Pferde mit zwölf Begleitsoldaten. Waren die zwanzig Pferde der Idiz dabei, so konnte ich sie mir ja wünschen; der Jüngling in Waffen hatte nichts dagegen. Ich erkundigte mich bei Kelat und Scherga und erfuhr, daß die Pferde da seien; sie waren am Zeichen der Idiz kenntlich. Sie wurden aus der Kolonne genommen und dann zu Paaren zusammengekoppelt. Hierauf war ich mit dem Lieutenant fertig. Ich reichte ihm herablassend meine Hand, belobte seinen Eifer um das Wohl des persischen Staatswesens und brachte ihm dann in freundlicher Weise die Überzeugung bei, daß ihm im muhammedanischen Buche des Lebens der gute Rat gegeben sei, nun seines Weges wieder fürbaß zu ziehen. Er nahm sich und seinen Transport eng zusammen, widmete mir noch einige Verbeugungen und ritt dann seinem ferneren Kismet getrost entgegen. Wir aber schlugen, da wir uns in Kirmanschah nicht wieder sehen lassen wollten, uns bei der nächstpassenden Örtlichkeit seitwärts in die Berge.
    Ich nahm an, daß die zwanzig Pferde uns in dem schwer passierbaren Gebirge sehr in Anspruch nehmen würden, überzeugte mich aber bald vom Gegenteile. Diese Tiere waren gelehrig, folgsam und an solche Wege gewöhnt. Natürlich aber kamen wir nicht so rasch vorwärts wie Halef und ich auf dem Ritte nach Kirmanschah. Um das Lager der Idiz zu erreichen, brauchten wir noch drei Stunden, als es Abend wurde; wir mußten die Überraschung also auf morgen vormittag verschieben.
    Kelat und Scherga hatten selbstverständlich alles erfahren. Ich brauchte da kein Wort zu sprechen; mein kleiner, redseliger Halef sorgte schon dafür, daß ihnen nichts verborgen blieb. Sie waren beim heutigen Aufbruche überzeugt gewesen, dem gewissen, qualvollen Tode entgegengeführt zu werden, und wenn sie nach ihrer schweigsamen Weise auch nicht viele Worte machten, so sagte uns doch jeder Blick von ihnen, wie groß und wie aufrichtig die Dankbarkeit war, die sie für uns im Herzen trugen. Wir konnten sicher sein, durch sie die Freundschaft des ganzen Stammes zu erwerben.
    Am andern Morgen regnete es; das war mir wegen der Art und Weise, wie ich unsere Rückkehr gestalten wollte, gar nicht unlieb. Der Regen hielt die Ihlauts in ihren Hütten und Zelten zurück und erleichterte uns die unbemerkte Annäherung an das Lager. Am Rande der Hochebene, wo der Berghang sich hinuntersenkte, mußten die beiden Idiz mit den Pferden halten bleiben, um erst eine Stunde später nachzukommen. Wir stiegen unter Bäumen die Lehne hinab, eilten so rasch wie möglich über das Thal hinüber in den Wald und wendeten uns in seinem Schutze nach Süden. Halef freute sich wie ein Kind auf die Überraschung; der liebe Kerl war schon längst nicht mehr zornig auf die Nezaneh. Als wir das Lager von hinten erreichten, schlichen wir uns der Hütte gegenüber, welche der Umm ed Dschamahl gehörte. Das von uns in die Hinterwand gestoßene Loch war repariert.
     

    Es gab einiges Leben im Lager, aber nicht da, wo wir uns befanden. Wir huschten unter den Bäumen hervor und um die vordere Ecke bis an die Thüre, welche nicht fest zu war. Durch die

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