Der Seele schwarzer Grund: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition)
weglaufen – ich meine, sehr weit weg. Um in der Dritten Welt zu arbeiten oder so. Ich wünschte, ich könnte so jemand sein, aber ich glaube nicht, dass ich das bin. Und außerdem verdient die Dritte Welt Besseres als die, die hier ausgemustert wurden.«
»Sie sind mit Sicherheit niemand, die ausgemustert wurde.«
»Ich glaube, ich habe mich selbst ausgemustert.«
»Gefährlich.«
»Es gibt zwei Dinge, die mich anziehen. Sie wissen, dass ich mich für einige Zeit in ein Kloster zurückgezogen hatte – die Nonnen von St. Joseph nennen es lieber Kloster als Konvent. Aber gut, Kloster, Konvent, was auch immer. Ich würde gerne für längere Zeit dorthin zurückkehren. Wenn sie mich aufnehmen.«
Geoffrey Peach runzelte die Stirn. »Und die andere Idee?«
»Für ein oder zwei Jahre wieder in die akademische Arbeit einzusteigen. Meinen Magister-Abschluss in Theologie zu machen, hat mir viel Freude bereitet. Ich vermisse diese Arbeit sehr und würde gerne herausfinden, wie ich weiterstudieren und möglicherweise promovieren kann. Es gibt Bereiche, die ich gerne tiefer erforschen möchte. Ich müsste es natürlich mit einer Arbeitsstelle verbinden, das weiß ich … eine Teilzeitstelle als Hilfspriesterin, so was in der Art?«
»Verzeihen Sie mir, Jane – aber Sie scheinen das noch nicht richtig durchdacht zu haben. Vielleicht ein Rückzug ins klösterliche Leben, vielleicht ein höherer Abschluss, vielleicht verbunden mit dem einen oder anderen … Sie überzeugen mich nicht.«
»Ich bin mir nicht sicher, ob ich mich selbst schon überzeuge. Es ist nicht klar.«
»Nein.«
»Glauben Sie, dass ich vom Regen in die Traufe kommen könnte?«
»Ich zögere bei dem Gedanken, die St.-Michael-Kathedrale als Regen zu bezeichnen … Sie brauchen mehr Zeit. Irgendwas zu übereilen, ist für gewöhnlich ein Fehler. Bis auf die Ehe, vielleicht. Ich habe übereilt geheiratet, nachdem ich Inga erst drei Wochen kannte. Nehmen Sie sich eine Auszeit von sechs Monaten. Tun Sie nichts, fahren Sie nirgends hin, außer vielleicht in Urlaub. Aber Sie werden vermutlich für einige Zeit in London sein müssen, solange die Polizei noch wegen Ihrer Mutter ermittelt. Können Sie irgendwo einen Unterschlupf finden und die Zeit zum Lesen und Nachdenken und Beten nutzen? Und um sich zu erholen, Jane. Sie müssen sich erholen.«
»Ich weiß nicht. Ich nehme an, dass meine Mutter etwas Geld hinterlassen hat, und dann ist da noch das Haus. Aber das könnte dauern.«
»Es gibt Mittel und Wege. Lassen Sie mich nachforschen. Ich rate Ihnen ernsthaft, im Moment keine lebensverändernden Entscheidungen zu treffen.« Er stand auf. »Ich weiß, dass irgendwo Kaffee gekocht wird. Wir werden uns auf die Suche begeben, nachdem wir gemeinsam ein Gebet gesprochen haben. Entspannen Sie sich und werden Sie einen Moment ganz ruhig.«
Jane schloss die Augen. Lass los, dachte sie. Vertraue. Alles wird gut werden.
»Herr, bring Deiner Dienerin Jane Frieden und Gemütsruhe. Gieße auf sie Deine heilende Gnade und Liebe herab …«
Sie versuchte sich auf die Stimme des Deans und auf sein Gebet zu konzentrieren, um sie aus ihrer Dunkelheit und Verwirrung zu führen, die sich zusammengezogen und verdichtet zu haben schienen, bis sie Jane völlig einhüllten und nun alles, was klar und hoffnungsvoll gewesen war, blockierten.
Sechzig
Simon.
Ich werde nicht versuchen, mit Dir zu sprechen, mich mit Dir zu treffen oder auch nur Nachrichten auf Deinen diversen Anrufbeantwortern zu hinterlassen. Für mich ist es viel besser, wenn ich dies schreibe, und wenn es für Dich nicht das Beste ist, dann verzeih mir, aber ich gedenke nicht, das in Betracht zu ziehen. Es wäre jedoch kleinlich, Dir nicht mitzuteilen, was geschieht, nach den guten Zeiten, die wir zusammen hatten, kleinlich und unfreundlich. Ob es Dich überhaupt interessiert, entzieht sich meiner Kenntnis, und ob Du antworten willst oder nicht, liegt allein bei Dir.
Wie Du weißt, habe ich die Restaurants verkauft und mich nach einer neuen Investition umgeschaut. Ebenfalls nach einer Zukunft, da ich lange Zeit gehofft hatte, es gäbe eine für mich mit Dir. Aber mir ist jetzt ziemlich klar, dass zumindest Du so etwas nie in Betracht gezogen hast.
Durch eine Firma in der City habe ich jemanden kennengelernt, der Besitzungen in Frankreich hat, und über ihn habe ich zwei Hotels in einer Hügelgegend bei Moissac gekauft. Eines liegt innerhalb der Mauern eines mittelalterlichen Dorfes, das andere in
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