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Der Seele schwarzer Grund: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition)

Der Seele schwarzer Grund: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition)

Titel: Der Seele schwarzer Grund: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hill
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hatte sich genau da zusammengekauert, wo Sie stehen, Simon.«
    »Ich klettere hinauf«, sagte Serrailler.
    »Dachte ich mir schon. Wir leuchten Ihnen.«
    Die Höhle war voll mit den Leuten der Spurensicherung und ihrer Ausrüstung, aber jetzt beobachteten alle den DCI, der sich auf die hölzerne Arbeitsplattform des Gerüsts hochschwang. Jedes Mal, wenn sich jemand bewegte oder sprach, hallte es von den feuchten Wänden der Höhle wider.
    Der kalte Seetanggeruch wehte ihm von den Felsen ins Gesicht, während er sich langsam und gekrümmt an dem Vorsprung entlangbewegte. Zu seiner Überraschung entdeckte er, dass dieser Vorsprung sehr tief in den Fels hineinreichte. Er zog die Taschenlampe aus seinem Gürtel und knipste sie an. Das hohle schwarze Maul leuchtete vor ihm auf.
    »Die Höhle hat fast Zimmergröße«, rief er hinunter. »Bin mir aber nicht sicher, ob ich da reinkomme, ich bin zu groß.«
    »Sleightholme ist nicht groß«, sagte Chapman.
    Nicht nur der Geruch des salzigen Seetangs und die Kälte schlugen Simon jetzt ins Gesicht. Das Gefühl dafür, was hier passiert war, überrollte ihn in einer Welle. Wut. Übelkeit. Eine ungeheure Traurigkeit.
    Er schob sich weiter zum Eingang dieses Hohlraums, bis der Strahl seiner Taschenlampe das Innere erhellte.
    Vier lagen auf dem Vorsprung und mehr, dessen war er sich sicher, weiter hinten im Hohlraum im Fels, der Höhle in der Höhle. Vier kleine Skelette, vier schweigende, bleiche Knochenansammlungen. Einen Moment lang schloss er die Augen. Er war nicht wie seine Schwester. Er fühlte sich nicht veranlasst, jedes Mal zu beten, wenn er eine Leiche vor sich hatte, einen Ermordeten, jemanden, der ein schreckliches Ende gefunden hatte. Aber hier, in diesem Fall, konnte er nur mit einer Art Gebet reagieren.
    »Vier hier, die ich erkennen kann«, rief er nach unten. »Ich glaube, weiter hinten sind noch mehr. Nein, wartet mal … Da ist noch ein Vorsprung … direkt über diesem. Ich klettere noch ein bisschen weiter hinauf, mal sehen, ob ich etwas entdecke.«
    Niemand mahnte ihn, vorsichtig zu sein. Niemand sagte ein Wort. Sein Licht flackerte und schwankte vor dem schwarzen Fels, während er Halt für seine Füße suchte und sich dann etwas weiter hinaufzog. Er bewegte die Taschenlampe. Streckte die Hand aus und tastete vorsichtig herum.
    »Großer Gott«, sagte er. »Dieser Vorsprung ist tief. Reicht weit hinein.«
    Er sah weitere Skelette, dicht beieinander. Die Arme des einen waren verschränkt, die eines anderen lagen über dem Gesicht.
    Seine Lampe ging plötzlich aus, und er starrte in die Schwärze.

    Sie kamen in das strahlende Sonnenlicht und den blauen Himmel eines perfekten Morgens hinaus und blieben schweigend stehen, schauten aufs Meer. Dann, nach einem Augenblick, wandten sie sich von der Höhle und der Schwärze und den Haufen kleiner Knochen ab, gingen auf das Wasser zu, weit draußen auf dem flachen, schimmernden Sand. Simon nahm tiefe Atemzüge, als wolle er Leben in seine Adern und Lunge pumpen, zusammen mit dem Sauerstoff. Hinter ihnen schleppten die Männer in den Todesanzügen Ausrüstung in die Höhle. Ihnen blieben ein paar Stunden zum Arbeiten, bevor sie die Höhlen wieder der Flut überlassen mussten.
    »Der Gestank des Bösen«, sagte Jim Chapman.
    Simon nickte, dachte an das letzte Mal, als er in einem beengten Raum damit konfrontiert gewesen war, nachdem Nathan Coates und er in ein Gebäude eingedrungen waren, das der Serienmörder von Lafferton als Leichenhalle benutzt hatte. Da hatte Simon dasselbe verzweifelte Bedürfnis gehabt, hinauszukommen, an die Luft, ins Licht und in die Welt der Normalität.
    Sie erreichten das Wasser. Das Meer war sehr ruhig, kleine Wellen schwappten heran, überschlugen sich, gekräuselt mit cremigem Schaum. Der Himmel war silbern am Horizont.
    »Von wie vielen wissen wir nicht?«, sagte Chapman schließlich. »Allmächtiger Gott. Wer verhört sie diesmal? Ich? Sie? Die Polizeikräfte des halben Landes?«
    »Sie wird nicht reden.«
    »Kommt vor.« Er sah sich um. »Von Ihnen hab ich noch keinen Ton gehört, DS Coates.«
    »Sir.«
    »Verstörend.«
    »Genau. Wir bekommen ein Baby. Ich und Em. Macht’s einem bewusst, so was.«
    »Bringt nichts, Ihnen zu raten, es nicht an sich heranzulassen. Sachen wie diese – die gehen einem unter die Haut. Müssen sie, sonst ist man kein Mensch mehr.«
    »Sleightholme ist nicht mehr menschlich, absolut nicht. Nicht in einer menschlichen Form, die mir bekannt ist.«
    »

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