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Der Seele schwarzer Grund: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition)

Der Seele schwarzer Grund: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition)

Titel: Der Seele schwarzer Grund: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hill
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Wenn sie es war. Wenn ein Zusammenhang besteht. Wir dürfen keine voreiligen Schlüsse ziehen.«
    Sie ließen sich nicht täuschen. Chapman musste das sagen, und sie mussten so denken, und es bedeutete nichts.
    Eine Frau kam auf sie zu, mit zwei Labradorhunden, alle drei platschten durchs Wasser. Simon bückte sich und hob ein Stück Treibholz auf. Als die Hunde näher kamen, warf er es. Sie jagten los, stürzten sich in das ruhige Meer, die Mäuler offen und bellend vor Aufregung. Die Frau blieb zögernd stehen.
    »Was ist da los?« Sie deutete auf die Autos und das Absperrband.
    Chapmans Polizeiausweis wurde gezückt. »Besser, Sie kehren um«, sagte er, »Sie werden sowieso zurückgeschickt.«
    »Aber was ist los, was ist passiert? Hat es einen Unfall gegeben?«
    Serrailler und Nathan überließen es Chapman und gingen langsam vom Meer zurück zu den Autos.
    »Alles in Ordnung mit Ihnen?«
    »Macht einen halt nachdenklich. Verdammt.« Er schüttelte den Kopf. »Weswegen wollten Sie herkommen, Chef?«
    »Wegen unseres Falls.«
    »Nur einer davon. Nur einer davon war unser Fall.«
    Sie erreichten den Landrover und warteten auf Chapman.
    »Dachte, das wäre eine Art Höflichkeitsgeste. Hat er erwartet, dass Sie kommen?«
    »Hat er.«
    Allerdings. »Sie wollen dabei sein«, hatte Jim Chapman gesagt. »Sie wollen da rein.« Die Höflichkeitsgeste – wenn es das war, gegenüber einem DCI von einem anderen Ermittlungsteam – wäre immer erfolgt, aber hier ging es um mehr. Für Serrailler war es von dem Tag an, als David Angus verschwand, etwas Persönliches gewesen. Er hatte am Ende dabei sein müssen. War dies das Ende? Ed Sleightholme würde erneut verhört werden, von ihm, von Jim Chapman. Sie würde vielleicht sogar hierhergebracht werden. Gab es noch andere Orte? Verstecke? Begräbnisplätze? Simon wusste, dass er das meiste anderen überlassen musste. Er wollte nur eine endgültige Identifizierung von David Angus, und er wollte erleben, dass Sleightholme dafür verurteilt wurde. Es würde lange dauern, und er würde mit anderen Fällen beschäftigt sein. Aber bis es geschah, würde er nicht fähig sein, diesen besonderen Fall abzuschließen, nicht in seinem Kopf.

    Später, als sie auf der Autobahn fuhren, sagte Nathan: »Mir ist eine Stelle angeboten worden.«
    »Von Chapman?«
    »Nur geht der kommende Weihnachten in Pension. Es wird eine große Umbesetzung geben. Eine offene Stelle für einen DI. In der Gegend von Moors.«
    »Und?«
    »Hab mich gefragt, was Sie davon halten, Chef.«
    »Wenn Sie aufsteigen wollen, dann müssen Sie auch weiterziehen. Ist natürlich weit weg.«
    »Um die Wahrheit zu sagen, Chef, ich hab genug von dort, wo ich jetzt bin.«
    »DC Carmody? Ich bitte Sie, Nathan.«
    »Nee, mit dem werd ich noch vor dem Frühstück fertig. Bloß, Em und ich wollten schon immer aufs Land. Das wär die Chance.«
    »Glauben Sie, dass Sie genug Erfahrung als Sergeant vorweisen können?«
    »Weiß nicht. Denk mir nur, Chapman hätte es sonst nicht erwähnt. Heißt das, Sie würden mich nicht unterstützen, Chef?«
    »Doch. Das liegt ganz bei Ihnen. Wenn Sie glauben, dass Sie bereit dafür sind, und wenn Sie gerne dorthin möchten, dann nichts wie los, und ich unterstütze Sie.«
    »Jaaa«, sagte Nathan leise und schlug sich mit der Faust in die Handfläche. »Danke.«
    »Viel Glück.«
    Er meinte es ehrlich. Simon wusste, dass Nathan vorankommen musste. Er stieg die Leiter hinauf, und das machte er gut. Er verdiente es, und jeder, der ihn abwies, würde das letztlich bedauern. Simon sagte sich das alles, während er das letzte Stück Autobahn nach Hause fuhr. Aber er spürte ein plötzliches Bedauern, nicht nur wegen des jungen Detective, den er betreut und gefördert und mit dem er gemeinsam einige schwere Zeiten durchgemacht hatte. Er bedauerte etwas anderes, etwas von seinem jüngeren Selbst, das er zusammen mit Nathan Coates fortgehen sah.
    Er fühlte sich alt. Der heutige Tag war nicht hilfreich gewesen. Die kleinen Knochenhäufchen auf den kalten Felsvorsprüngen gingen ihm nicht aus dem Kopf. Vielleicht würden sie das nie tun.
    Er spürte, wie ihm die Dinge entglitten, wie das Meer, das sich bei Ebbe zurückzog und ihn am Strand zurückließ.

Zweiundsechzig
    S eit Jahren wurden keine Zeitungen mehr nach Hellam House ausgetragen. Stattdessen bekam die Poststelle in dem anderthalb Kilometer entfernten Dorf jeden Morgen eine Lieferung, und es war den Abonnenten überlassen, sich ihre Zeitungen

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