Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Seele schwarzer Grund: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition)

Der Seele schwarzer Grund: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition)

Titel: Der Seele schwarzer Grund: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hill
Vom Netzwerk:
Jugend hinter sich. Und es war in Zeiten wie diesen, dachte er, während er in der Einfahrt zu Hallam House immer noch über die Haufen kleiner Knochen las, dass ihm die Bibel gut zustatten kam.
    Er öffnete die Haustür. Die Kaffeemaschine wäre sicher schon angestellt. Sie würden die Zeitungen mit dem Kaffee zusammen in den Garten mitnehmen.
    Aber zu seiner Überraschung lag kein Kaffeeduft in der Luft und die Küche war leer.
    Richard trat ans Fenster.
    Zuerst glaubte er, sie sei über den Rosenzweig gefallen, und während er hinauslief, verfluchte er sich dafür, es nicht erledigt zu haben, bevor er die Zeitung holen ging. Aber tatsächlich lag sie einen halben Meter davon entfernt. Sie hatte den Zweig nicht angefasst.
    Er beugte sich hinunter und berührte ihre Hand, tastete dann nach dem Puls am Hals. Nach ein paar Sekunden drehte er sie sanft um. Ihre blauen Augen waren offen. Er strich mit dem Finger über ihr Gesicht. Die Haut war weich wie Chamois und kühl.
    Eine ganze Weile blieb Richard Serrailler bei ihr, saß nur auf dem Pfad und hielt ihre Hand. Einmal sagte er: »O mein Liebling.« Der Garten war heiß und still um sie herum. Die Gartenschere lag auf dem Pfad neben ihr, bei einem Trog voll mit Unkraut, trockenen Stengeln, verwelkten Blüten. Eine Ringeltaube ließ tief im Stechpalmenstrauch ihr monotones Gurren ertönen.
    Schließlich ging er hinein, um Ian McKay anzurufen, ihren Hausarzt seit dreißig Jahren. Danach rief er Cat an. Sie war in der Sprechstunde. Nein, sagte er zu Kathy, er wolle sie nicht stören, aber sie müsse ihn sofort zurückrufen.
    Simon war nicht auf dem Revier. Richard hinterließ eine Nachricht und eine weitere, mitten in der australischen Nacht, für Ivo. Dann löffelte er methodisch Kaffee in den Filter, füllte Wasser ein und stellte die Maschine an, bevor er eine dünne Decke aus dem Trockenschrank holte, sie hinaustrug und sorgfältig über seine tote Frau breitete. Er schloss ihre Augen und zog die Decke bis an ihren Hals hoch, nicht über ihr Gesicht, so dass sie in der Sonne lag wie jemand, der friedlich schlief.

Dreiundsechzig
    A ch du großer Gott.«
    Langsam las Natalie den ganzen Zeitungsartikel noch einmal. Sie bekam es nicht in den Kopf, konnte es einfach nicht fassen. Was würden sie sonst noch finden? Wie viele noch, um Gottes willen?
    Kyra war den Tag über mit dem Jugglers Holiday Club in einem Freizeitpark. Der Bus war um sieben gefahren, und sie würden erst spät zurückkommen.
    Gott sei Dank. Gott sei …
    Es war einer der heißesten Tage des Jahres, und Natalie fror. Auf ihren Armen war Gänsehaut. Kurz darauf ging sie nach oben. Kyras Zimmer war still und ruhig und ordentlich und sauber. Natalie blickte aus dem Fenster, zum Haus nebenan. Dann sah sie in den Garten.
    Fred West. Zuerst hatten sie seine Terrasse umgegraben, dann den ganzen Garten, dann unter dem Keller. Sie konnte sich nicht mehr erinnern, wie viele sie gefunden hatten.
    Eds Blumenbeete waren mit Unkraut überwachsen, und das Gras war nicht gemäht worden. Die Polizisten in den weißen Anzügen hatten ein wenig herumgestochert und waren dann verschwunden. Niemand hatte sich dem Haus genähert. Es sah verkommen aus. Kyra wollte immer wieder hinübergehen und etwas machen, das Gras mähen, Unkraut jäten, sagte ständig, wie viel es Ed ausmachen würde, dass es so unordentlich war, wie Ed sich freuen würde, wenn sie alles in Ordnung brachten, dass Ed nicht gerne heimkommen und es so vorfinden würde. Natalie konnte sie nicht zum Schweigen bringen.
    Die Hitze waberte über dem Betonpfad. Über dem langen Gras.
    Also gut.
    Sie lief die Treppe hinunter, fand den Zettel, auf den sie die Nummer gekritzelt hatte, und rief Lucy Groves, die Journalistin an.
    »Bin momentan nicht an meinem Schreibtisch. Bitte hinterlassen Sie eine Nachricht. Ich rufe Sie schnellstmöglichst zurück.«
    »Hier ist Natalie Combs. Ich habe meine Meinung geändert. Ich sagte, ich würde es nicht tun, aber jetzt will ich doch. Ich mache es.«

    Natalie verließ das Haus. Sie musste weg. Dazubleiben und über das Nachbarhaus und den Garten nachzudenken, war mehr, als man ertragen konnte.
    Vor dem Tor zu Eds Haus stand eine Menschentraube. Natalie erkannte niemanden. Gaffer. Jagten ihr einen Schauer über den Rücken. Sie öffnete ihre Autotür, und die Gaffer drehten sich um und glotzten sie an.
    »Verpisst euch«, brüllte sie. »Lasst uns in Ruhe, das ist keine verdammte Peepshow, hier wohnen Leute.«
    Als sie die

Weitere Kostenlose Bücher