Der Seele schwarzer Grund: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition)
damit umzugehen.
»Du machst ja mehr Theater als Dad.«
»Das wundert mich nicht.«
»Um Himmels willen, Si, es sind sechs Monate, wir wandern doch nicht aus. Krieg dich wieder ein.«
Cat war wütend gewesen, weil sie verstört war. Es war aus ihr herausgeplatzt, und er war zu entsetzt gewesen, um ruhig zu reagieren. Er wollte nicht allein zu Hause bleiben. Die Messerstecherei in der Flaxen Maid rechtfertigte keine Überstunden eines DCI, selbst wenn er hätte arbeiten wollen. Und doch war ein ausfüllender Job das, was er brauchte.
Sein Vater kam ihm in den Sinn, dunkler Anzug, schwarze Krawatte, graues, zurückgebürstetes Haar, Basiliskenblick, kühl und höflich in seiner Begrüßung derjenigen, die mit zum Bauernhaus gekommen waren. Was hatte er empfunden und gedacht, als er neben dem Sarg seiner Frau stand, mit einem einzelnen, schmalen Kranz weißer Blumen darauf?
Simon hatte den Anblick kaum ertragen können. Er hatte seine Mutter mehr geliebt als jeden anderen, mit Ausnahme seiner Schwestern, der lebenden Cat und der toten Martha. Er hatte Meriel nie vollkommen verstanden, sie aber vorbehaltlos bewundert, sich in ihrer Gegenwart wohl gefühlt, sie ausgelacht, sie geneckt. Sie hatte ihn wahnsinnig gemacht und genervt; er hatte Mitleid mit ihr gehabt, hatte sie verteidigen wollen und nach einer Stunde oder zwei ihre Gegenwart nicht mehr ertragen. Aber seine Liebe zu ihr hatte nie geschwankt oder gar in Frage gestanden. Und sie hatte ihn geliebt. Er hatte oft gedacht, dass niemand ihn je so absolut lieben würde, auch wenn ihre Liebe nicht unkritisch gewesen war.
Er hatte geglaubt, sie sei unsterblich.
Seine Zeichnung von ihr hing an der Wand. Andere hingen in seinem Schlafzimmer, und weitere lagen in den Mappen in der Kommode. Er hatte gern ihre elegante, aber gleichzeitig sanfte Schönheit gezeichnet. Er wünschte, er hätte sie als junge Frau zeichnen können. Fotos waren ihr nie gerecht geworden, außerdem hatte sie es gehasst, fotografiert zu werden.
Er blickte sie an. Sie wirkte gelassen und ruhig, der Kopf leicht zur Seite geneigt. Er hatte es im vorigen Jahr gezeichnet, als sie an einem Wintermorgen in der Küche gesessen hatte, um ihr Gartenjournal auf den neusten Stand zu bringen, während die niedrig stehende Sonne zum Fenster hereinschien. Wenn er die Augen schloss, war er dort. Er konnte den leicht parfümierten Chinatee in der Tasse neben ihrem Ellbogen riechen.
Seine Augen brannten von plötzlich aufsteigenden Tränen.
Ihm war danach, loszuziehen und sich zu betrinken. Aber er war kein Mann, der für eine solche Unternehmung ein paar Freunde zusammentrommeln konnte. Sein Schwager würde im Bauernhaus zu tun haben, Nathan arbeitete entweder noch oder war zu Hause bei seiner schwangeren Frau. Allein zu trinken, war nicht nach Serraillers Geschmack.
Und da wusste er, was er tun wollte; die Idee schoss ihm glasklar und befriedigend in den Kopf. Er war erstaunt darüber.
Achtundsechzig
I ch gestehe, dass ich mich weiteren Beerdigungen nicht gewachsen fühle«, sagte Jane Fitzroy und hielt die Tür des Kühlschranks auf. »Max Jameson, was furchtbar war – sechs Menschen waren da, und zwei davon waren Ihre Schwester, weil sie seine Ärztin war, und ich. Meine Mutter, die dafür ausdrückliche Anweisungen hinterlassen hatte – keine religiöse Zeremonie, keine Gebete, keine Lesungen, keine Musik. Haben Sie eine Ahnung, wie trostlos so etwas in einem Krematorium ist? Die von Ihrer Mutter heute, die triumphal, aber anstrengend war. Ich habe keine Emotionen mehr übrig. Ich habe allerdings Eier, Käse, einen guten, hausgeräucherten Schinken vom Bauernmarkt und die Zutaten für einen Salat. Und eine anständige Flasche Wein.«
Simon blickte sie an. Wie konnte sie eine Priesterin sein, eine Geistliche – wie auch immer sie genannt werden wollte? Sie trug hellblaue Jeans und eine weiße Bluse mit Rüschen. Ihr Haar war länger als bei ihrem ersten Zusammentreffen. Vorhin, während des Beerdigungsgottesdienstes, war es zurückgebunden und mit einem schwarzen Seidentuch bedeckt gewesen. Jetzt hing es locker herab und schimmerte im Licht, das durch das Küchenfenster drang. Sie war nicht geschminkt und sah aus wie zwanzig. »Jane, ich bin gekommen, um mit Ihnen zu reden, und nicht, damit Sie für mich kochen.«
Sie betrachtete ihn einen Moment lang, als wollte sie die Bedeutung seiner Worte herausfinden. »Ich weiß. Und ich sagte Ihnen, ich hätte keine Kraft dazu. Ich wollte mir
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