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Der Seele schwarzer Grund: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition)

Der Seele schwarzer Grund: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition)

Titel: Der Seele schwarzer Grund: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hill
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sagen können, natürlich konnte er das nicht, hatte überhaupt nichts gesagt, nur versucht, die Dinge irgendwie am Laufen zu halten.
    Er blickte hinunter auf die Zeitung in seiner Hand. Es gab Fotos, vom Eingang der Höhle, den Klippen, den Polizeitransportern. Mit gelb und weiß gepunkteten Linien und Pfeilen waren die Zugänge markiert, der Höhleneingang. Sieben, hieß es. Bisher hatten sie sieben gefunden.
    Er konnte es nicht fassen. Aber er wusste Bescheid.
    Es war ja nicht so, dass es sich um irgendeinen Streuner handelte, einen Einzelgänger mit einem verbeulten Auto, der mal hier, mal da gesehen worden war, jemand unter Verdacht, jemand aus der Gegend mit einem Vorstrafenregister, das zu passen schien. So etwas hätte man in Frage stellen, hätte seine Zweifel daran haben können. Zu oft schienen sie den offensichtlichen Verdächtigen rauszupicken, weil es einfacher war, und dann bekam man seine Zweifel.
    Hier nicht. Wie konnte jemand einen solchen Irrtum begehen? Wie konnten sie eine junge Frau mit einem Job und eigenem Haus und Auto verhaften und anklagen, eine ordentlich aussehende junge Frau mit kurzem, dunklem Haar, die meilenweit entfernt von dem Ort der Funde lebte, die aus einer achtbaren Familie kam und nie in irgendwelchen Schwierigkeiten gewesen war? Sie hatten nicht einfach einen Namen aus dem Telefonbuch ausgewählt.
    Wie konnten sie sich irren?
    Sie konnten es nicht.
    Er trank den kalt gewordenen Kaffee. Die Kanadagänse waren gemeinsam zu einer matschigen Stelle unter den Weiden marschiert und überließen es für eine Weile den Stockenten, auf dem Teich im Kreis herumzupaddeln.

    Er war losgezogen, um ein paar Kleinigkeiten aus dem Laden zu holen und weitere Briefmarken für Eileen zu kaufen. Inzwischen schien nur noch Geld für Papier und Umschläge und Briefmarken und neue Druckerkartuschen ausgegeben zu werden. Er hatte nie gezählt, wie viele Briefe sie verschickt hatte. Manchmal schaute er auf die Namen und Adressen, wenn er die Briefe für sie einwerfen ging. Abgeordneter dies und Lord das, Bischöfe, Schauspieler, Polizeipräsidenten. Ein Brief war sogar an die Queen gerichtet. Dougie hatte gezögert, ihn einzuwerfen. Wie hoch war die Chance, dass die Queen einen Brief von Eileen Meelup las, ganz zu schweigen davon, Interesse zu bekommen und sich einzumischen? Keine Chance. Aber er dachte, der Brief würde vielleicht von jemandem geöffnet werden, der höflich genug war, eine gedruckte Kenntnisnahme zurückzuschicken. Eileen würde warten. Sie hatte eine Liste und hakte jede Antwort ab. In keiner stand sehr viel, niemand unterstützte das, was Eileen ihren Kampf nannte. Warum sollten sie? Er wusste, sie würden alles über Weeny gelesen haben, würden Bescheid wissen, wie er Bescheid wusste, dass es kein Irrtum gewesen war. Nicht gewesen sein konnte.
    Das Haus war in ständiger Unordnung, die er verzweifelt zu beseitigen versuchte. Er kaufte ein und kochte die Mahlzeiten – in denen Eileen nur herumstocherte – und saugte Staub, doch das mit dem Waschen und Bügeln, dem Bettenmachen und so bekam er nicht gut hin. Es deprimierte ihn, aber er hatte solches Mitleid mit ihr, dass er kein Wort gegen das sagen konnte, was sie tat, oder sich über die Auswirkungen beschweren mochte. Weeny war ihre Tochter, angeklagt, kleine Kinder entführt und ermordet zu haben. Was sollte er sagen?
    Er hatte nicht das Herz, den Rest der Zeitung zu lesen, und erst recht nicht, sie mitzunehmen. Er konnte sie nicht mit nach Hause bringen. Eileen sah oder hörte sich die Nachrichten nicht mehr an, hielt sie alle für einseitig, voll mit falschen Informationen. Sie brauchte es nie zu erfahren.
    Dougie nahm den leeren Becher und die Zeitung und warf sie in den nächsten Abfallkorb. Eine Wespe schwirrte heraus und umkreiste seine Hand.
    Er konnte nicht nach Hause gehen. Noch nicht, während alles in seinem Kopf herumwirbelte. Er spürte eine Abscheu davor, und nicht nur vor den Nachrichten, nicht nur vor Weeny, sondern auch vor Eileen und sogar seinem Haus. Er wollte weglaufen, einen Zug nach Schottland nehmen oder ein Flugzeug nach Südamerika. Oder einfach nur gehen. Gehen und sich den Staub und den Dreck und das Entsetzen von den Füßen treten.
    Aber nach einer Stunde stieg er ins Auto und fuhr nach Hause, zurück zu Eileen und dem nächsten Stapel Briefe mit der Bitte um Hilfe im Kampf um die Befreiung Edwinas, der nächsten Anstrengung, ein wenig aufzuräumen, Essen zu machen und Eileen dazu zu bewegen,

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