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Der Seele schwarzer Grund: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition)

Der Seele schwarzer Grund: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition)

Titel: Der Seele schwarzer Grund: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hill
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hier, und ich bleibe hier, Reverend. Vielleicht heute Nacht, vielleicht morgen … vielleicht bis wir sterben.«
    »Was soll das heißen?«
    »Nichts.«
    »Kommen Sie, ich fahre Sie nach Hause. Wenn Sie mir etwas sagen wollen, Ihren Gefühlen freien Lauf lassen wollen, was auch immer, bin ich für Sie da, aber nicht heute Abend. Sie sind verstört, ich bin erschöpft. Besser, wir machen das morgen.«
    »Ich will, dass Sie die Tür abschließen … Gibt es nur diese eine Tür?«
    Jane zögerte.
    »SAGEN SIE ES MIR.«
    »Ja. Nur eine Tür.«
    »Schließen Sie die ab. Ich werde Sie beobachten.«
    »Max …«
    »Ich werde Sie beobachten.«
    »Beruhigen Sie sich doch bitte.«
    Er stand ganz still, schien kaum zu atmen, sehr angespannt, konzentriert.
    Sie stand auf.
    Er packte ihren Arm und schob sie mit einer Kraft zur Tür, gegen die sie sich nicht hätte wehren können. Sie drehte den Schlüssel um. Die Tür war solide gebaut, ohne Glas, und das Schloss war altmodisch und schwer. Es gab auch noch eine zweite Verriegelung. Max wartete. Langsam drehte sie den Messingknopf.
    »Wo ist Ihr Telefon?«
    »Im Arbeitszimmer, und es gibt einen Anschluss im Schlafzimmer.«
    »Ziehen Sie sie aus der Steckdose. Geben Sie mir zuerst Ihr Handy.«
    Es steckte in der Tasche ihres Talars. Sie überlegte, ob sie irgendwie wählen könnte, während sie es herauszog. Bevor sie dazu kam, packte Max ihr Handgelenk und hielt es fest, während er mit der anderen Hand die Tasche und das Handy fand, es herauszog und ausschaltete.
    »Jetzt die anderen.«
    Sie gingen in das Arbeitszimmer, dann zu der Steckdose neben ihrem Bett.
    »Sind Schlösser an den Fenstern?«
    »Sicherheitsschlösser. Ja.«
    »Sind die verschlossen?«
    »Ja.«
    »Ich hätte jetzt gerne den Tee, bitte. Und etwas zu essen. Wie Sie versprochen hatten.«
    »Gut, Max, aber bitte, das bringt doch nichts, es …«
    Er stand schweigend da, wartete. Sie ging vor ihm in die Küche. Max folgte, schloss die Tür und stellte einen Stuhl davor. Er setzte sich auf den Stuhl. Ihr fiel ein, was mit ihrer Mutter passiert war, wie die Diebe alles mitgenommen und sie dann auf den Kopf geschlagen hatten. Sie betrachtete Max Jameson. Nein, so war das hier nicht. Hier ging es um etwas anderes.
    »Ich muss Ihnen etwas erzählen.« Sie hörte ihre Stimme, heiser, als hätte sie etwas im Hals. Dieses Etwas war Furcht. »Ich musste heute dringend nach London … Meine Mutter hatte mich angerufen … Sie ist Kinderpsychiaterin, sie lebt allein. Als ich ankam, war ihr Haus verwüstet, vieles war gestohlen worden … und meine Mutter lag blutend am Boden. Sie hatte die Einbrecher überrascht. Sie dachten, das Haus wäre leer. Es war sehr beängstigend. Ich … ich krieg es nicht aus dem Kopf. Jetzt Sie. Das ist …«
    »Ich bin kein Einbrecher. Hier gibt es nichts, was ich haben will.«
    »Ich verstehe nicht, was Sie wollen.«
    »Antworten.«
    »Ich habe keine einfachen, Max.«
    »Wunder.«
    »Wenn ich Lizzie zurückbringen könnte, würde ich es tun … Ich kann es nicht. So funktioniert das nicht. So funktioniert Gott nicht. Es ist kompliziert.«
    Sie überlegte, was sie da eigentlich sagte. Sie hatte immer empfunden, dass alles, im Gegenteil, nicht kompliziert war, sondern einfach. Nicht leicht, nie, aber auf glorreiche Weise einfach. Jetzt wusste sie nichts mehr. In ihrem Kopf herrschte nur Durcheinander.
    Sag nichts. Sag nichts. Beschäftige dich.
    Ja.
    Sie zündete das Gas an, setzte den Kessel auf, öffnete den Schrank, um das Geschirr herauszunehmen, holte Milch aus dem Kühlschrank. Sag nichts. Beschäftige dich.
    Max saß schweigend und vornübergebeugt auf dem Stuhl, beobachtete sie.
    Eine merkwürdige Ruhe überkam sie und ein Gefühl von Unwirklichkeit, als würde sie schlafwandeln, sei aber unberührbar, unerreichbar. Sie schnitt Brot, Tomaten und Käse, fand einen Früchtekuchen, den ihr jemand zum Einzug geschenkt hatte. Das Wasser kochte.
    Wenn er gegessen und den Tee getrunken hatte, würde er zu sich kommen, dachte Jane, würde erkennen, wo er war, und dann würde alles wieder seine Ordnung haben. Sie würde ihn nach Hause fahren und dafür sorgen, dass er in Sicherheit war. Es war, als müsste sie sich um ein Kind kümmern.
    »Bitte kommen Sie zum Essen«, sagte sie.
    Sie wartete darauf, dass er es tat. Wartete darauf, dass sich alles wieder normalisierte. Wartete.

    Er beobachtete. Max beobachtete.
    Sie war wie Lizzie. Ihre Hände, wie sie das Brot schnitt, den Griff des

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